KI-Update kompakt: Verhaltenskodex, Drohnenabwehr, KI-Politik, Lernmaterial
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Strenge Sicherheits- und Copyright-Regeln fĂĽr Allzweck-KI
Die EU-Kommission hat einen 36-seitigen Entwurf für einen Verhaltenskodex vorgelegt, der die Umsetzung der KI-Verordnung für Anbieter großer KI-Basismodelle konkretisieren soll. Unabhängige Experten haben das Dokument in Workshops mit mehreren hundert Teilnehmern erarbeitet. Der Kodex verpflichtet Anbieter wie OpenAI, Google oder Meta zu einem umfassenden Sicherheitsrahmen vor Markteinführung und zur vollständigen Einhaltung europäischer Urheberrechtsvorschriften.
Die Unterzeichner müssen eine unabhängige Risikobewertung ihrer KI-Modelle während des gesamten Lebenszyklus ermöglichen und eine eigene Taxonomie systemischer Risiken vorlegen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Prävention von Cyberangriffen, Manipulationen und Diskriminierung. Im Bereich Urheberrecht müssen die Anbieter vor der Nutzung geschützter Inhalte Genehmigungen einholen und dürfen keine Piraterie-Webseiten crawlen.
Das finale Dokument soll nach einer Konsultationsphase voraussichtlich im Mai 2025 vorgestellt werden und im Sommer in Kraft treten. Kritiker bemängeln den engen Zeitplan für die Beteiligung.
ChatGPT-Desktop-App fĂĽr Windows verfĂĽgbar
Nachdem OpenAI eine ChatGPT-Desktop-App für macOS veröffentlicht hat, sind nun auch Windows-Nutzerinnen und -Nutzer dran: Ohne größere Hinweise steht nun auch die Desktop-App für Windows auf der Download-Seite von OpenAI zum Herunterladen bereit. Das rund ein MByte große Installationspaket ist jedoch lediglich ein Downloader, der bei Ausführung die eigentliche Software mit einem Umfang von 116 MByte aus dem Microsoft-Store herunterlädt.
Viele Einstellungen gibt es nicht in der App. Man kann festlegen, ob GPT-4o oder GPT4o mini verwendet werden soll. Außerdem lässt sich ein Upgrade auf ChatGPT Plus erstehen, das weitere GPT-Modelle und unbeschränkte Nutzung erlaubt. Das Kürzel zum Aufrufen lässt sich hingegen nicht manuell anpassen – die vorgesehene Kombination ALT und Leertaste funktionierte in einer ersten kurzen Beschau der App jedoch nicht.
Google Gemini Live jetzt auch fĂĽr iPhone
Google hat seine KI-App Gemini für iPhone veröffentlicht. Die kostenlose Anwendung ermöglicht direkten Zugriff auf den KI-Chatbot per Text, Sprache oder Kamera. Als neue Funktion bietet die App "Gemini Live" einen interaktiven Gesprächsmodus ähnlich ChatGPTs Sprachfunktion. Die App kann mit anderen Google-Diensten wie YouTube Music und Maps kommunizieren. In Zukunft soll der KI-Assistent auch um multimodale Features wie Live-Videoanalyse erweitert werden.
KI-gestütztes Waffensystem bekämpft autonom Drohnen ohne Radar
Das texanische Unternehmen Allen Control Systems (ACS) hat ein KI-gestütztes Drohnenabwehrsystem namens "Bullfrog" entwickelt. Das System kombiniert ein konventionelles M240-Maschinengewehr mit einer KI-gesteuerten Lafette. Ohne Radarunterstützung kann es anfliegende Drohnen mittels Kamerasystemen und KI-Bilderkennung identifizieren und bekämpfen.
Das 181 kg schwere System lässt sich auf NATO-Standardfahrzeuge montieren und erreicht eine Bekämpfungsreichweite von bis zu 366 Metern. Bei Tests zeigte sich eine hohe Treffergenauigkeit mit maximal zwei benötigten Schüssen pro Drohne und einer Fehlererkennungsrate von nur zwei Prozent. Das Pentagon plant zunächst einen semi-autonomen Einsatz mit menschlicher Kontrolle über die finale Abschussentscheidung.
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KI-Videogeneratoren verstehen keine Physik
Die Fähigkeiten von KI-Videogeneratoren wie OpenAIs Sora haben deutliche Grenzen. Das zeigt eine neue Studie von Bytedance Research und der Tsinghua University. Die Modelle können zwar beeindruckende Bilder erzeugen, verstehen die physikalischen Gesetze dahinter aber nicht. Die Forscher testeten die Modelle in drei Szenarien: Bei bekannten Mustern, bei unbekannten Situationen und mit neuen Kombinationen bekannter Elemente.
Das Ergebnis: Die KI-Systeme lernen keine universellen Regeln, sondern orientieren sich an oberflächlichen Merkmalen wie Farbe, Größe und Geschwindigkeit. Bei bekannten Szenarien funktionieren die Modelle nahezu perfekt. Sobald sie jedoch mit unbekannten Situationen konfrontiert werden, versagen sie – selbst bei einfachen physikalischen Vorgängen. Auch eine Vergrößerung der Modelle und mehr Trainingsdaten lösen dieses grundsätzliche Problem nicht. Die Studie dämpft damit die Erwartungen an Videogeneratoren wie Sora. OpenAI plant zwar, das System zu einem echten Weltmodell weiterzuentwickeln. Die Forscher betonen jedoch: Simples Hochskalieren reicht nicht aus, um fundamentale physikalische Gesetze zu entdecken.
Deutsche misstrauen KI-Politik
Die Mehrheit der Deutschen zweifelt an der Fähigkeit der Politik, die Risiken Künstlicher Intelligenz wirksam zu regulieren. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands.
68 Prozent der 1.001 Befragten haben nur geringes oder gar kein Vertrauen in die KI-Politik. 45 Prozent äußern geringes und 23 Prozent gar kein Vertrauen. Bemerkenswert: Nur 28 Prozent der Befragten haben bisher vom EU-AI-Act gehört. Diese europäische Verordnung soll einen Rechtsrahmen für sichere und vertrauenswürdige KI schaffen. Der TÜV-Verband fordert angesichts der Ergebnisse eine schnelle Umsetzung des AI Acts in Deutschland. KI komme bereits in sicherheitskritischen Bereichen wie Medizin und Verkehr zum Einsatz. Die Menschen müssten sich auf diese Anwendungen verlassen können.
Angestellten ist KI-Nutzung peinlich
Eine Studie zum Einsatz von KI zeigt, dass Führungskräfte zwar mehrheitlich ins Trendthema KI investieren wollen, die Begeisterung über die Technik bei den Angestellten jedoch sinkt. Das legt die weltweite Umfrage des zu Salesforce gehörenden Kollaborationssoftware-Anbieters Slack unter Wissensarbeitern nahe. Die Studie sieht unter anderem soziale Faktoren als Grund für die kühlere Stimmung in den Belegschaften. Es fehle an sozialen Normen in der Nutzung, sodass zahlreichen Angestellten gegenüber ihren Führungskräften das Eingeständnis unangenehm sei, für bestimmte Aufgaben KI genutzt zu haben. Länderübergreifend hätten das 48 Prozent angegeben.
Ebenfalls sehen die Schreibtischarbeiterinnen und -arbeiter eine Kluft zwischen den Wünschen an die Technik und den erwarteten Auswirkungen auf ihr Berufsleben, heißt es in der Studie. Die meisten wünschten sich eine Erleichterung, die ihnen mehr Zeit für sinnvolle Tätigkeiten verschaffe. Sie vermuteten aber, dass die KI-Tools zu höheren Arbeitsanforderungen und mehr Belastung führten. Überdies fehle es auch an Schulungen im Umgang mit KI: 61 Prozent hätten weniger als fünf Stunden darauf verwendet, die Nutzung der Tools zu erlernen.
Kostenlose Lernmaterialien zum Thema KI
Der Ernst Klett Verlag, das Fraunhofer-Institut fĂĽr Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) und das Lamarr-Institut fĂĽr Maschinelles Lernen und KĂĽnstliche Intelligenz haben zusammen einen digitalen Lernkurs zur KĂĽnstlichen Intelligenz fĂĽr Schulen entwickelt.
Der Kurs "KI verstehen" richtet sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 10 und ist fächerübergreifend. Bis Ende März 2025 steht das Unterrichtsmaterial kostenlos zur Verfügung. Mit den Grundlagen und praxisnahen Anwendungen der KI sollen die Jugendlichen die Chancen und Risiken von KI kennenlernen. In den ersten beiden Modulen des Lernkurses werden die wichtigen Grundbegriffe und Zusammenhänge vermittelt. Die Schülerinnen und Schüler können mit einfach zu bedienenden Tools für maschinelles Lernen und Programmierung experimentieren. Lehrkräfte können das Lernmaterial flexibel an die individuellen Bedürfnisse ihrer Klassen anpassen.
Neben dem technischen Verständnis soll der Kurs auch ein ethisches Bewusstsein und kritisches Denken vermitteln, damit KI verantwortungsvoll und sinnvoll eingesetzt wird. Die praxisorientierten Anwendungsfelder des Lernmaterials spiegeln den interdisziplinären Charakter von KI wider und bieten Beispiele aus verschiedenen Bereichen wie Klimaforschung, Medizin und Automobilbranche.
ChatGPT dichtet schöner als Shakespeare
Von ChatGPT geschriebene Gedichte bekamen bessere Bewertungen als Original-Gedichte von William Shakespeare und von anderen berühmten Autoren. Die Studienteilnehmer fanden die Gedichte der Künstlichen Intelligenz im Schnitt schöner und rhythmischer, wie zwei Forscher der US-amerikanischen University of Pittsburgh im Fachblatt Scientific Reports schreiben. "Die Einfachheit von KI-generierten Gedichten ist für Laien möglicherweise leichter zu verstehen, was dazu führt, dass sie KI-generierte Poesie bevorzugen", schreiben die Forscher.
Es könne sein, dass die Teilnehmer die Komplexität menschlicher Gedichte fehlinterpretierten und davon ausgingen, manche Teile seien zusammenhangslose Wörter, welche die KI erzeugt hat. Generell waren sich die Teilnehmer allerdings uneinig, welches Gedicht in welche Kategorie gehört – was die Forscher als einen Hinweis darauf deuten, dass die Teilnehmer die Aufgabe sehr schwer fanden und wahrscheinlich oft einfach geraten haben.
(igr)