KI-Update kompakt: Zuckerberg vs. OpenAI, xAIs Grok, Paradigmenwechsel, Klarna
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Marc Zuckerberg bittet US-Regierung, OpenAIs For-Profit-Pläne zu stoppen
Meta-CEO Mark Zuckerberg hat sich in einem Brief an den kalifornischen General Attorney Rob Bonta gewandt, um OpenAIs geplante Umwandlung von einer Non-Profit- in eine For-Profit-Organisation zu stoppen. Er argumentiert, dass es nicht zulässig sei, als Wohltätigkeitsorganisation aufgebautes Vermögen für Gewinnzwecke zu nutzen. In dieser Position wird er von Elon Musk unterstützt, der als Mitgründer von OpenAI bereits einen Rechtsstreit gegen das Unternehmen führt.
Er warnt vor einem "Paradigmenwechsel", der Tech-Startups dazu verleiten könnte, zunächst als Non-Profit zu starten, um Steuervorteile zu nutzen, und später ins profitable Geschäft zu wechseln. OpenAI erhielt kürzlich 6,6 Milliarden Dollar von Investoren, gekoppelt an die Bedingung der Aufgabe der Gemeinnützigkeit.
Die OpenAI-Führung betont, dass sie ihre treuhänderische Pflicht erfülle und weiterhin zum Wohl der Menschheit agiere.
xAI bindet neuen Bildgenerator Aurora in Grok ein
Groks Fähigkeit, Bilder zu generieren, basiert künftig auf Aurora, einem neuen und eigenständigen Bildgenerator. Zuvor war das Modell Flux von Black Forest Labs für die Bildgenerierung in dem Chatbot zuständig. Wie es um die Partnerschaft mit dem deutschen Unternehmen nun steht, ist unbekannt. Aurora scheint ähnlich wenig Leitplanken mitbekommen zu haben wie der gesamte Chatbot Grok. Dieser zeichnet sich dadurch aus, weniger Regeln und Grenzen bei der Generierung von Texten und Bildern zu kennen als andere KI-Dienste. Elon Musk meint, es seien "humorvolle Interaktionen", wenn der Bildgenerator dem Pokémon Pikachu eine Maschinenpistole in die Hand gibt. An dieser Einstellung scheint sich nichts geändert zu haben. Einzig das KI-Modell hat sich geändert, das die Wünsche umsetzt. xAI spricht von einem Update für Grok, es ziehe ein "autoregressives Mixture of Experts Netzwerk" ein.
Aurora sei mit Milliarden von Bildern aus dem Internet trainiert worden, sodass es ein "tiefes Verständnis von der Welt" mitbringe. Ein Mixture-of-Experts-Model besteht aus mehreren spezialisierten Modellen, die jeweils als Experten fungieren und von denen immer nur die benötigten Experten auf eine Anfrage reagieren. Das soll die Leistung verbessern, bei gleichbleibendem Rechenaufwand. Autoregressiv bedeutet, dass das Modell Token vorhersagt und damit anders arbeitet, als frühere Diffusionsmodelle, die mittels eines Rauschens Bilder entstehen lassen.
Dank Aurora soll Grok fotorealistische Bilder erzeugen können und sehr genau in der Umsetzung der Prompts sein. Außerdem arbeitet das Model multimodal, man kann also beispielsweise auch eigene Bilder eingeben und editieren.
Pika Labs startet Version 2.0 seines Video-Generators
Das KI-Start-up Pika Labs hat Version 2.0 seines Videogenerators vorgestellt. Die wichtigste Neuerung ist die Funktion "Scene Ingredients", mit der sich eigene Bilder von Personen, Objekten, Kleidung oder Umgebungen in KI-generierte Videos einbauen lassen. Das Modell erkennt automatisch die Rolle der hochgeladenen Bilder und fügt sie anhand von Textanweisungen zu einer zusammenhängenden Szene zusammen.
So können Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise historische Figuren aus Gemälden in modernen Szenen zeigen oder Tanzszenen aus verschiedenen Elementen erstellen. Pika Labs verspricht zudem eine verbesserte Prompt-Befolgung und visuelle Qualität sowie eine Verfügbarkeit in Europa. Das Start-up wurde von ehemaligen Doktorandinnen der renommierten KI-Labore der Stanford Universität gegründet und hat bereits 80 Millionen Dollar eingesammelt und wird mit 470 Millionen Dollar bewertet. Zum Team gehören auch ehemalige KI-Forscher von Google, Meta und Uber.
Google NotebookLM wird zum Premium-Produkt
Google hat Updates für seinen KI-Forschungsassistenten NotebookLM angekündigt, darunter die Möglichkeit, per Sprache mit den von NotebookLM erstellten Audioübersichten zu interagieren. Nutzende können so beispielsweise nach zusätzlichen Details fragen oder den KI-Assistenten bitten, ein Konzept noch einmal anders zu erklären. Die überarbeitete Oberfläche von NotebookLM gliedert sich in drei Bereiche: "Sources" zur Verwaltung von Projektinformationen, "Chat" für KI-Diskussionen und "Studio" zur Generierung neuer Inhalte aus den Quellen. Laut Google soll sich so nahtloser zwischen Fragen, Lesen und Kreation wechseln lassen.
Für Unternehmen, Teams und Power-User führt Google das Premium-Abonnement NotebookLM Plus ein. Es bietet mehr Audioübersichten und Quellen pro Notizbuch, anpassbare KI-Antworten, gemeinsam genutzte Team-Notizbücher sowie zusätzliche Datenschutz- und Sicherheitsfunktionen. NotebookLM Plus ist ab sofort für Firmen über Google Workspace oder die Google Cloud verfügbar.
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KI-Sprachmodelle werden effizienter und kleiner
Die neue Generation von KI-Sprachmodellen bricht mit dem Paradigma "größer ist besser". Nach Analysen von EpochAI verfügt GPT-4o über etwa 200 Milliarden Parameter, Claude 3.5 Sonnet über rund 400 Milliarden. Zum Vergleich: Das ursprüngliche GPT-4 soll etwa 1,8 Billionen Parameter haben. Vier zentrale Faktoren treiben diese Entwicklung: Erstens zwingt die hohe Nachfrage nach KI-Diensten zu effizienteren Modellen. Zweitens ermöglicht die "Destillation" großer Modelle in kleinere eine Verkleinerung bei gleichbleibender Leistung. Drittens führen neue Trainingsmethoden wie die Chinchilla-Skalierungsgesetze zu effizienteren Modellen. Viertens können auch kleinere Modelle dank verbesserter "In-Context-Reasoning"-Methoden komplexe Aufgaben lösen.
OpenAI-CEO Sam Altman hatte diese Entwicklung bereits nach der GPT-4-Veröffentlichung prognostiziert. Er verglich den Parameter-Wettlauf mit dem historischen Wettrüsten bei Prozessortaktraten - eine Entwicklung, die sich als Sackgasse erwies. Die nächste Generation wie GPT-5 und Claude 4 wird laut EpochAI die Größe des ursprünglichen GPT-4 voraussichtlich nur leicht übertreffen.
Bayern bekommt Supercomputer mit nächster Nvidia-Generation
Ab 2027 bekommt das Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften einen neuen Supercomputer. Das Institut kehrt sich dabei von Intel als Hardware-Lieferant und Lenovo als Ausrüster ab. Stattdessen baut Hewlett Packard Enterprise (HPE) das neue System Blue Lion mit Prozessoren und Beschleunigern von Nvidia. Auf dem Supercomputer sollen etwa Strömungs- und Weltall-Simulationen laufen. Außerdem stehen – wie sollte es auch bei Nvidia Prozessoren anders sein – KI-Algorithmen im Fokus. In der Ankündigung ist die Rede von CPUs und GPUs der nächsten Generation. Das dürften dann der Blackwell-Nachfolger Rubin (GPU) und der Grace-Nachfolger Vera (CPU) sein.
Nvidia will beide im Jahr 2026 vorstellen, sodass eine Inbetriebnahme im Jahr 2027 passen wĂĽrde. Das Bundesministerium fĂĽr Bildung und Forschung (BMBF) und das Bayerische Staatsministerium fĂĽr Wissenschaft und Kunst (StMWK) finanzieren Blue Lion mit bis zu 250 Millionen Euro zu gleichen Anteilen.
Unternehmen sollen Copilot-Taste umbelegen
Nach rund dreißig Jahren hat Microsoft mit der Copilot-Taste im Januar dieses Jahres erstmals wieder eine neue Taste eingeführt. Die sollte die Copilot-App öffnen. Jetzt weist Microsoft darauf hin, dass Admins das in Unternehmensnetzen bitte ändern sollten. In einem Blog-Beitrag in der Techcommunity schreibt Microsoft, dass sich der ursprüngliche Zweck verschoben habe. Das Unternehmen habe die Microsoft-Copilot-Erfahrung in Windows besser an die Wünsche und Nöte der Nutzerinnen und Nutzer angepasst. Das bezieht sich darauf, dass Copilot nicht mehr direkt in Windows integriert ist, insbesondere auf Druck aus der EU hin. Die Microsoft Copilot-App ist hingegen nur für Endanwenderinnen verfügbar, die sich mit einem Microsoft-Konto authentifizieren.
Für kommerzielle User, die sich mit einem Entra-Konto anmelden, funktioniert sie nicht.Daher empfiehlt Microsoft, dass in kommerziellen Organisationen die Copilot-Taste so umbelegt wird, dass sie die Microsoft 365-App starte, über die vereinfachter Zugriff für Arbeit und Bildungsbereich möglich ist. In dem Blog-Beitrag liefert Microsoft Hinweise, wie Admins das lösen können.
Keine Neueinstellungen mehr wegen KI bei Klarna
Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna hat seit einem Jahr keine Menschen mehr eingestellt und lässt stattdessen KI-Technik die Arbeit von einst hunderten Angestellten erledigen. Das hat Geschäftsführer Sebastian Siemiatkowski gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg erklärt. Sein Unternehmen hat die Zahl seiner Angestellten demnach in dem gleichen Zeitraum um rund 22 Prozent verringern können und kommt nun nur noch auf etwa 3500 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Etwa 200 davon würden KI-Technik für ihre Kernaufgaben benutzen.
Überzeugt wurde die Belegschaft ihm zufolge, indem allen ein Anteil an den dadurch möglichen Zugewinnen als Teil ihres Gehalts versprochen wurde. Klarna erregt schon seit Monaten Aufsehen mit dem entschiedenen Rückgriff auf KI-Technik. Bereits im Februar hat das Unternehmen erklärt, dass diese bei der Bearbeitung von Kundenanfragen die Arbeit von 700 Vollzeit-Angestellten erledigt. In Bezug auf die Kundenzufriedenheit liege die Technik dabei auf Augenhöhe. Bloomberg erinnert nun daran, dass Siemiatkowski bei der jüngsten Vorstellung der Geschäftszahlen von einer KI-generierten Kopie vertreten wurde. Das würde beweisen, dass die Technik letztlich wirklich alle Jobs übernehmen könne, habe der CEO erklärt. Intern würden die Angestellten so viel KI-Technik wie möglich einsetzen, auch weil sie Teile der damit erzielten Gewinne auf ihren Lohnzetteln wiederfinden würden.
Das war das KI-Update von heise online vom 16. Dezember 2024. Eine neue Folge gibt es jeden Werktag ab 15 Uhr.
(igr)