KI und Bundeswehr: Auf dem Weg zu autonomen Waffensystemen

Seite 2: KI beschleunigt Krieg

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Aber auch jenseits solcher Definitionsfragen gab es keinen Zweifel, dass KI das Kriegsgeschehen massiv beschleunigt. Björn Pötter (ESG GmbH) erörterte das am Beispiel des Battle Management Systems Adler III, das derzeit gerade ausgeliefert werde. Es soll Entscheidungsprozesse im Verlauf der Kette Aufklärung-Führung-Wirkung unterstützen und verkürzen. Das gehe bis hin zu einer proaktiv wirkenden KI, die Bewegungen des Gegners vorhersehen soll. Trainiert werden könnte sie mithilfe von Simulationen und Wargaming. Pötter nannte beispielhaft das Spiel Boom Beach.

Ingo Kraft vom TÜV Nordrhein-Westphalen verwies darauf, dass KI sich schneller entwickle als jede andere Innovation. Dabei gäben andere Länder das Tempo vor: Chinesische Städte wie Shenzhen allein investierten ein Mehrfaches der drei Milliarden Euro, die von der Bundesregierung bereitgestellt wurden und kaum mehr als der "Tropfen auf dem heißen Stein" seien. Kraft verwies auf die Entstehungsgeschichte des TÜV, der 1870 gegründet worden sei, "als reihenweise Dampfmaschinen explodierten." "Uns werden demnächst die ersten KI-Algorithmen um die Ohren fliegen", vermutete er.

Auch Manfred Hiebl (Airbus Defence and Space) erwartet, dass "KI ein Wettrüsten hervorrufen wird, das kaum zu stoppen ist". Dem wäre allenfalls entgegenzusetzen, dass dieses Wettrüsten längst im Gange ist – wie unter anderem das Positionspapier des Amts für Heeresentwicklung zeigt.

Über die damit verbundenen ethischen Fragen wurde in Bonn ebenfalls ausführlich diskutiert. So stellte Christiane Woopen (Uni Köln) das erst in der vergangenen Woche an die Bundesregierung überreichte Gutachten der Datenethikkommission vor. Militärische Aspekte streifte sie dabei nur am Rande. Allerdings dürften Leitgedanken wie "menschengerechte Gestaltung von Technik", "Schutz persönlicher Freiheit und Selbstbestimmung" oder "Gemeinwohlverträglichkeit" übergreifend für den zivilen Bereich ebenso gelten wie für den militärischen. Bedenkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Beobachtung von Wolfgang Koch (Fraunhofer FKIE), der sagte: "In militärischen Anwendungen zeigen sich generelle Probleme der KI wie in einem Brennglas." (vbr)