KPNQwest Deutschland gibt nicht auf

Die Unklarheit besteht weiter, wie lange der insolvente Internet-Carrier KPNQwest NV sein IP-Glasfasernetz noch in Betrieb hält. KPNQwest Deutschland erklärte dagegen seine Unabhängigkeit von der niederländischen Mutter.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 23 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Holger Bleich

In der Branche besteht weiterhin Unklarheit darüber, wie lange der insolvente niederländische Kabelnetz-Betreiber KPNQwest NV sein paneuropäisches IP-Glasfasernetz noch in Betrieb hält. Aktionen wie die des Berliner Webhosters Strato vom gestrigen Abend nähren Spekulationen, nach denen eine Abschaltung der so genannten Euroringe unmittelbar bevorsteht.

Strato hatte am Donnerstag um 17 Uhr kurzfristig einen Last-Test für seine neuen Fallback-Leitungen zum Karlsruher KPNQwest-Rechenzentrum einberaumt. Seine Kunden hatte der Webhoster ganze zwei Minuten vor Beginn des Experiments im internen Forum informiert. Im Zusammenhang mit dem Routing-Test sei es gestern Abend zwischen 19.08 Uhr und 20.19 Uhr zu einer Beeinträchtigung in der Erreichbarkeit der Kundenpräsenzen gekommen, informierte Strato dann am heutigen Freitag. Der Test sei positiv verlaufen und die zwei alternativen Leitungen zu LambdaNet und Cable & Wireless stünden nunmehr jederzeit zur Verfügung, versicherte Christian Kuhse, Sprecher des Strato-Mutterkonzerns Teles, gegenüber heise online.

Die insolvente KPNQwest Germany GmbH gibt derweil Entwarnung für die verbliebene deutsche Kundschaft: "Das deutsche Glasfasernetz wäre bei einer möglichen Abschaltung des internationalen KPNQwest-Netzes nicht betroffen. Mit Ausnahme weniger paneuropäischer Kunden sind Sie alle an das deutsche Netz angeschlossen", versicherte das Unternehmen in einem Schreiben an seine Kunden. Die durch Deutschland verlaufenden Segmente der Eurorings (Ring 3) seien mittlerweile sowohl auf Übertragungsebene als auch auf IP-Serviceebene unter Kontrolle der hiesigen KPNQwest-Tochter, bestätigte Firmensprecher Thilo Huys im Gespräch mit heise online.

Mittlerweile habe man auch für internationale Fallback-Peerings gesorgt, die sofort einspringen könnten, wenn in den umliegenden KPNQwest-Glasfasern das Licht ausginge. Auch für einen Ersatz der Interkontinental-Leitungen, insbesondere über das TAT14-Kabel zum US-amerikanischen Carrier Qwest, sei gesorgt. "Der Betrieb des Autonomen Systems (AS) 517 (KPNQwest Deutschland) war und ist nicht abhängig vom zentralen Netzwerkzentrum in Den Haag", konstatierte Huys.

Mittlerweile seien die Gehälter aller verbliebenen 109 deutschen KPNQwest-Mitarbeiter sowie der 30 deutschen Ebone-Mitarbeiter bis zum Abschluss des vorläufigen Insolvenz-Verfahrens am 30. August gesichert. Bis zu diesem Zeitpunkt muss eine Entscheidung über die Fortführung des Betriebs gefällt sein. Ziel sei es weiterhin, KPNQwest Deutschland als reines Carrier-Unternehmen eigenständig zu erhalten. Besitztümer wie die großen Rechenzentren in Karlsruhe, Frankfurt oder München sollen auf alle Fälle veräußert werden.

Es sei nicht auszuschließen, dass die Liegenschaften der Firma in kleinen Tranchen verkauft werden und damit das Unternehmen de facto liquidiert wird. Laut Huys haben bisher 30 Prozent der Kunden KPNQwest Deutschland den Rücken gekehrt. "Aber gerade bei den Großkunden ist das Interesse an einer Fortführung des Betriebs da", sagte er. Daher sei ebenfalls in der Diskussion, nach dem 31. August eine Auffanggesellschaft zu gründen. Zu den größten Kunden zählte Huys E-Plus, Strato, BASF, Lufthansa und Web.de.

Zur Entwicklung der Situation bei KPNQwest siehe auch:

There’s an English article about KPNQwest’s bankruptcy available with some background information from prior German articles: KPNQwest Files For Bankruptcy. (hob)