Teles schaltet wegen KPNQwest-Rechenzentrum Kartellamt ein

Nach dem Willen von Teles soll das Bundeskartellamt prüfen, ob ein Kauf des KPNQwest-Rechenzentrums durch 1&1 nicht einen Verstoß gegen das Kartellverbot wegen unzulässigen "Abkaufs von Wettbewerb" darstellt.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Streit um das Karlsruher Rechenzentrum von KPNQwest nimmt für Außenstehende langsam absurde Züge an. Im Bieterwettbewerb mit 1&1 um das Data Center des insolventen Carriers KPNQwest, in dem alle Kunden-Präsenzen von Strato gehostet werden, hat die Mutttergesellschaft Teles des Berliner Web-Hosters nun von sich aus das Bundeskartellamt eingeschaltet. Gestern erst hatte Teles mittels einer einstweiligen Verfügung vorerst verbieten lassen, dass 1&1 das Rechenzentrum übernimmt.

Beide Firmen hatten bereits kurz nach Bekanntwerden der finanziellen Schwierigkeiten von KPNQwest erklärt, sie hätten Interesse an einer Übernahme. 1&1, die unter der Marke "1&1 Webhosting" (ehemals "Puretec") zusammen mit ihrer Tochter Schlund&Parter ebenfalls Webhosting-Dienstleistungen anbieten, käme die Ausweitung der eigenen Rechenzentrums-Kapazität natürlich gelegen -- der Tochtergesellschaft von Teles dagegen wäre ein solcher Deal sicherlich nicht recht, müsste sie doch befürchten, von einem direkten Konkurrenten beim Web-Hosting auf der technischen und vertragsrechtlichen Seite unter Druck zu geraten. Teles selbst betonte immer wieder, man sei durchaus in der Lage, das Rechenzentrum zu übernehmen und zu betreiben, wolle aber einen starken Partner suchen, um auch Dienstleistungen an andere Anbieter vermarkten zu können.

Nach dem Willen von Teles soll nun das Bundeskartellamt prüfen, ob ein Kauf des Rechenzentrums durch 1&1 nicht einen Verstoß gegen das Kartellverbot wegen unzulässigen "Abkaufs von Wettbewerb" darstellt. Dieser hätte nach Ansicht von Teles die Nichtigkeit des Erwerbs zur Folge. Außerdem sollen die Wettbewerbshüter untersuchen, ob es sich bei einem derartigen Erwerb nicht um einen anmeldepflichtigen Zusammenschluss handelt -- was 1&1 bestreitet, da das notwendige Umsatzvolumen für eine Anmeldepflicht nicht gegeben sei. Auch sonst sieht 1&1 natürlich keine kartellrechtlichen Bedenken.

Ein Sprecher des Kartellamtes bestätigte am Donnerstag den Eingang des Teles-Antrags. Inhaltlich könne noch keine Stellung genommen werden, da das Schreiben erst am selben Tag eingegangen sei.

Zur Situation bei KPNQwest siehe auch:

There’s an English article about KPNQwest’s bankruptcy available with some background information from prior German articles: KPNQwest Files For Bankruptcy. (jk)