Kabel Deutschland übernimmt Tele Columbus

Der Branchenprimus greift wie erwartet nach dem Berliner Regionalnetzbetreiber und will sich das gut 600 Millionen Euro kosten lassen – wenn die Kartellwächter keine Einwände haben.

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Die Konsolidierung des deutschen Kabel-Marktes kommt voran: Branchenprimus Kabel Deutschland (KDG) übernimmt den Regionalnetzbetreiber Tele Columbus samt seiner 1,7 Millionen Kunden für 603 Millionen Euro plus Zinsen. Das teilten die Unternehmen am Montag in Unterföhring und Berlin mit. Mit der Übernahme werde der Berliner Kabelnetzbetreiber, der Ende 2009 durch ein Gläubigerkonsortium vor der Insolvenz bewahrt worden war, vollständig entschuldet. Das Bundeskartellamt muss dem Zusammenschluss noch zustimmen.

Tele Columbus erreicht 2,1 Millionen Haushalte überwiegend in Berlin und den neuen Bundesländern mit den Städten Dresden, Magdeburg und Potsdam. Die Netze liegen zu großen Teilen im Versorgungsbereich von Kabel Deutschland. Ein Teil der Tele-Columbus-Kunden erhält schon jetzt die Signallieferung von Kabel Deutschland. Durch den Zusammenschluss werde die Trennung der Kabelnetzebenen weitgehend aufgehoben, heißt es bei Kabel Deutschland dazu. Nach Abschluss der Übernahme sollen die meisten Kunden von Tele Columbus auch Hochgeschwindigkeits-Internetzugänge und Pay-TV-Angebote von Kabel Deutschland beziehen können.

Beide Unternehmen weisen in ihren Mitteilungen zur der Übernahme auf die bereits zuvor erfolgte Konsolidierung der Netzebenen bei Unitymedia und Kabel BW hin, die inzwischen unter dem Dach des US-Kabelriesen Liberty Media vereint sind. Unitymedia hatte Bedenken des Kartellamts gegen die Übernahme mit einigen Zugeständnissen zerstreut. So verzichtet der Kabelnetzbetreiber auf die Grundverschlüsselung der frei empfangbaren Programme und lockert seinen Griff um die Verteilernetze (Netzebene 4) der Wohnungsbaugesellschaften.

Tele Columbus ist seit Jahren ein Übernahmekandidat. Dass ein Deal mit KDG bevorsteht, hatte sich bereits im März angedeutet. Dabei hat Kabel Deutschland den Berliner Netzbetreiber schon länger im Blick: Im Jahr 2009, als Tele Columbus noch zur angeschlagenen Orion-Gruppe gehörte, kam KDG nicht zum Zug. Orion drohte unter seiner Schuldenlast zusammenzubrechen. Tele Columbus wurde von einem Gläubigerkonsortium vor der drohenden Insolvenz gerettet; auch die zwischenzeitlich insolvente Schwester Primacom ist inzwischen in Gläubigerhand. (vbr)