Kalendertür 24 – Bocanegra, Seats erster Hot Hatch

Vor 40 Jahren war Spanien in Aufbruchsstimmung. Franco starb und der Bocanegra wurde geboren. Unter dem profanen Namen 1200 Sport brachte Seat ein kantiges, kleines Heckklappen-Coupé auf den Markt

vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Vor 40 Jahren war Spanien in Aufbruchsstimmung. Franco starb und der Bocanegra wurde geboren. Unter dem profanen Namen 1200 Sport brachte Seat ein kantiges, kleines Heckklappen-Coupé auf den Markt
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Christian Lorenz

Vor 40 Jahren war Spanien in Aufbruchsstimmung. Franco starb und der Bocanegra wurde geboren. Unter dem profanen Namen 1200 Sport brachte Seat ein kantiges, kleines Heckklappen-Coupé auf den Markt. Seine Vorderräder trieb ein vom Fiat 124 abgeleiteter, per Doppelvergaser auf 67 PS geblasener Vierzylinder mit seitlicher Nockenwelle an. Kurios mutet heute an, dass Seat den Nockenwellenantrieb dabei von einer Steuerkette auf einen Zahnriemen umstellte. Die Firma dürfte damit überhaupt einen der wenigen Motoren mit hoch liegender Nockenwelle und Zahnriemen gebaut haben.

Mattschwarz galt damals als Ausweis ambitionierter Autos - fast egal, wo man es damit lackierte. 

(Bild: SEAT)

Wie dem auch sei, gemessen an den Leistungswerten von 1975 war das schon ein Hot Hatch und zudem der erste unter Eigenregie entwickelte Seat. Bis dahin hatte das Staatsunternehmen Sociedad Española de Automóviles de Turismo, S.A. („Spanische Gesellschaft für Pkw“) in Barcelona ausschließlich Lizenz-Fiats produziert. Angefangen 1950 mit dem Fiat 500 "Topolino", der bereits seit 1936 in französischer Lizenzfertigung als Simca 5 erfolgreich war. Immerhin stammten Teile der Karosserie, beide Achsen und das Getriebe noch von Fiat. Sie waren baugleich mit denen des Fiat 127.

Das Fahrzeug hatte stets eine schwarze Kunststofffront, die Scheinwerfer und Kühlergrill einrahmte. Daher kam der den Spitzname „Bocanegra“ („schwarze Schnauze“). Das eigenwillige Designelement sollte Sportlichkeit symbolisieren. In den 70ern war es durchaus üblich z.B. Motorhauben mattschwarz zu streichen, um bei sportlich ambitionierten Gefährten Sonnenspiegelungen einzudämmen.

1977 erschien das Seat 1430 Sport Coupé mit gleicher Karosserie, aber Bodengruppe, Fahrwerk und Getriebe vom Fiat 128. Der Motor des Seat 1430 mit 1438 cm³ hatte nun einen Registervergaser und 56,5 kW (77 PS). Die gleiche Kombination aus Motor und Getriebe wurde im Seat 128 und im Seat Ronda verwendet. Der 1430 Sport wurde als erstes Seat-Modell vom Importeur Walter Hagen nach Deutschland eingeführt.

Anfang 1980 wurde die Produktion der beiden Sportcoupés von Seat, die europaweit nur mäßigen Erfolg hatten, ohne Nachfolger eingestellt. Als Hommage wurde 2010 ein Bocanegra auf Basis des Seat Ibiza der vierten Generation in 1000 Exemplaren gebaut. (fpi)