Kampf um Aufsichtsratsspitze bei Infineon

Dem deutschen Chiphersteller steht Medienberichten zufolge ein Machtkampf um die Aufsichtsratsspitze ins Haus. Britische Investoren wollen den designierten Aufsichtsratschef Klaus Wucherer verhindern.

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Dem deutschen Chiphersteller Infineon steht Medienberichten zufolge ein offener Kampf um die Besetzung der Aufsichtsratsspitze ins Haus. Der britische Investement-Fonds Hermes wolle den designierten Aufsichtsratschef Klaus Wucherer verhindern und stattdessen seinen Wunschkandidaten Willi Berchthold durchsetzen, berichtet die Londoner Financial Times am Dienstag. Hermes habe bereits einen entsprechenden Antrag gestellt. Weitere Anleger sollen dabei hinter Pensionsfonds stehen. Auf der Hauptversammlung am 11. Februar könnte es zu einer Kampfabstimmung um die Personalie kommen.

Der Fonds um Hermes arbeitet dem Bericht zufolge auf einen Neustart im Aufsichtsrat des angeschlagenen Chipherstellers hin. Der amtierende Vorsitzende des Gremiums, Max Dietrich Kley, war im vergangenen Jahr nur äußerst knapp mit 50,03 Prozent der Stimmen gewählt worden und hatte anschließend erklärt, nicht ein weiteres Mal antreten zu wollen. Seither wollen Kley und Infineon-Chef Peter Bauer ihren Wunschkandidaten Wucherer, der dem Gremium seit 1999 angehört, an der Aufsichtsratsspitze installieren: Als ehemaliger Siemens-Vorstand kenne er Infineon wie kein Zweiter.

In der Siemens-Connection sehen einige Anleger aber offenbar eher eine Belastung als eine Empfehlung. Wucherer war im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre bei Siemens aus dem Vorstand ausgeschieden. Siemens warf Mitgliedern des Zentralvorstands vor, in der Affäre um die verdeckte Finanzierung der arbeitgeberfreundlichen Parallelgewerkschaft AUB ihre Aufsichtspflichten verletzt zu haben, und forderte Schadensersatz. Im vergangenen Oktober hatte sich Wucherer mit seinem ehemaligen Arbeitgeber außergerichtlich verglichen und 500.000 Euro Schadensersatz gezahlt.

Für Berchtold spricht nach Ansicht der aufmüpfigen Investoren seine Erfahrung in der Automobilindustrie, einem wichtigen Geschäftsbereich für Infineon. Der Manager ist Finanzvorstand des internationalen Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen. Ein Sprecher des Konzerns sagte der dpa am Dienstag, Berchtold stehe als Kandidat zur Verfügung.

Für einen deutschen Dax-Konzern ist so ein offener "Proxy Fight", mit dem eine Schar von Investoren eigene Pläne durchdrücken wollen, ein Novum. Wichtige Personalien werden hierzulande bevorzugt im stillen Kämmerlein besprochen. Die britischen Investoren nennt die Süddeutsche Zeitung demnach auch "Meuterer" und konstatiert: "Bei Infineon fliegen die Fetzen". (vbr)