Karl Klammer wurde auf dem Mac gestaltet

In einem Interview hat Kevan Atteberry, der Illustrator des von vielen Nutzern hassgeliebten Office-Assistenten, Details über die Entstehung verraten.

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Microsofts Clippy wurde auf dem Mac gestaltet

Du willst doch sicher einen Brief schreiben?

(Bild: Microsoft / Screenshot via Wikipedia)

Lesezeit: 2 Min.

Vor Siri, Google Assistant oder Bixby gab es "Clippy", den Office-Assistenten – oder wie er hierzulande hieß: "Karl Klammer". Mit Künstlicher Intelligenz hatte die Comic-Figur, die Microsoft mit Office 97 auf die Nutzer losließ, zwar eher wenig zu tun, doch sollte sie bei Arbeit helfen. Die berühmte Büroklammer mit Augen wurde nicht am PC designt. Wie Kevan Atteberry, Original-Designer von Clippy nun in einem Interview mit dem IT-Blog Motherboard verraten hat, entstanden die ersten Entwürfe auf einem Macintosh. Welches Programm er verwendete, erzählte Atteberry nicht.

Er selbst habe den "Nervfaktor" von Clippy ("Es scheint, als wollten Sie einen Brief schreiben..."), den viele Office-User gleich zu Beginn der Aktivierung der Assistenzfunktion empfanden, anfangs nicht mitbekommen. "Weil ich ein Mac-Typ bin." Doch auch Apple-User blieben von Clippy nicht verschont, der Assistent kam ab Office 98 auch auf den Macintosh.

Ursprünglich hatte Atteberry am Microsoft-Projekt BoB gearbeitet, einer Software, die die Bedienung von Windows erleichtern sollte. "Das war wahrscheinlich die größte Pleite aller Zeiten." Als BoB "gecrasht" sei, habe man die Hilfscharaktere in Word integriert. "Wir haben ungefähr 250 Charaktere gestaltet und ich hatte zwischen 15 und 20 davon."

Clippy wurde durchaus wissenschaftlich gestaltet: Der Office-Assistent entstand mit Hilfe von Sozialpsycholgen der Stanford-University. Insgesamt habe man die Charaktere sechs Monate lang getestet – inklusive Sitzungen mit Fokusgruppen. "Clippy kam dann als Nummer eins heraus" – die Nutzer hielten ihn für am vertrauenswürdigsten und liebenswertesten. "Daher wurde er zum Default."

Dass die Leute Clippy schließlich hassten, macht dem Designer nichts aus. "Das ist okay. Jede Presse ist gute Presse." Es sei schön, dass die Figur immer noch ein aktiver Teil der Kultur sei, "obwohl sie seit Jahrzehnten nicht mehr Teil der Software ist". Lizenzgebühren bekommt Atteberry für Clippy übrigens nicht. "Mann oh Mann, ich wünschte ich würde." (bsc)