KarstadtQuelle setzt auf das Internet

Der Neckermann-Versand wird in neckermann.de umbenannt; "Online-Handel ist der Weg zu künftigem Wachstum und Gewinn", meinte KarstadtQuelle-Konzernchef Thomas Middelhoff.

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  • dpa

KarstadtQuelle will im Versandhandel noch stärker auf Bestellungen über das Internet setzen und damit die Verluste in der Sorgensparte stoppen. Von Januar 2006 an wird der Neckermann-Versand in neckermann.de umbenannt, wie Konzernchef Thomas Middelhoff am Dienstag in Frankfurt ankündigte. "Online-Handel ist der Weg zu künftigem Wachstum und Gewinn", sagte Middelhoff. Im Online-Geschäft sei der Neckermann-Versand in den ersten neun Monaten 2005 um 31 Prozent gewachsen und damit "hoch profitabel". In der Zukunft sei auch der Vertrieb über Handy und Fernsehen denkbar.

Parallel zu der Neuausrichtung sollen die Kosten im Versandhandel um 20 Prozent gesenkt werden. Derzeit werde mit dem Betriebsrat über die notwendigen Schritte gesprochen, die "in den nächsten Wochen" bekannt gegeben werden sollen. Ob auch der Abbau von Arbeitsplätzen oder die Aufgabe von Standorten im Gespräch ist, wollte Middelhoff nicht sagen. "Der Rückgang im Universalversand muss gestoppt werden", sagte der Konzernchef. Dieses Ziel solle 2007 erreicht werden. Danach solle auch der Versandhandel wieder deutliches Umsatzwachstum zeigen. Im dritten Quartal verbuchte die Sparte einen Umsatzrückgang von 8,6 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro.

Derzeit trägt der Handel im Internet etwa 30 Prozent zum Umsatz des Neckermann-Versands bei. Bereits im kommenden Jahr soll der Anteil ungefähr verdoppelt werden und bis 2010 auf 70 bis 75 Prozent steigen. "Wir wollen mit dem Markt wachsen", sagte Middelhoff. Der Umsatz deutscher Online-Shops sei in den vergangenen zehn Jahren von null auf fast acht Milliarden Euro gestiegen. Bis 2007 werde er auf 12,7 Milliarden Euro klettern. Neckermann und der ebenfalls zu KarstadtQuelle gehörende Versandhändler Quelle seien die Nummer zwei im deutschen Online-Handel hinter eBay. Neckermann.de soll vor allem jüngere Kunden ansprechen und sich an Internet-Händlern wie Amazon.de orientieren. Die Neckermann-Plattform wird auch für andere Anbieter geöffnet. Neckermann.de wickelt für sie auf Provisionsbasis den gesamten Bestellprozess ab. Quelle wird den Plänen zufolge den Wettbewerb mit Otto suchen. Von Januar 2006 an wird Konzernvorstand Marc Sommer (43) für die Versandhandelsgeschäfte von KarstadtQuelle verantwortlich sein. Bislang führte er die in- und ausländischen Clubgeschäfte der Bertelsmann AG. Geschäftsführer der künftigen neckermann.de GmbH sind Harald Gutschi und Bernd Oppenrieder.

Die starke Ausrichtung auf das Internet wird nach Angaben von Neckermann-Geschäftsführer Gutschi nicht das Ende des klassischen Katalog-Geschäfts einläuten. "Der Hauptkatalog wird ein Erlebnis-Katalog werden und magazinartiger gestaltet", sagte Gutschi. Gleichzeitig werde das Sortiment um etwa 30 Prozent verringert, damit sich der Kunde wieder besser zurechtfinden kann. Schon 2006 werde neckermann.de ein "überschaubares Sortiment" haben.

Von der geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer im Jahr 2007 erwartet Middelhoff keine Vorzieheffekte für den Handel. Dazu sei die Erhöhung schon zu lange im Gespräch. "Im Weihnachtsgeschäft wird sich nichts ergeben", sagte der Vorstandschef. Der KarstadtQuelle-Konzern sei aber nach der Sanierung so aufgestellt, "dass wir auch mit widrigen Konsumbedingungen ein rentables Geschäft gestalten werden". (dpa) / (jk)