Mehr Menschen finden Online-Stalking unter bestimmten Umständen akzeptabel
Mehr Menschen sind Opfer von Stalkerware geworden. Zugleich finden mehr Menschen den Einsatz unter bestimmten Bedingungen akzeptabel.
Im Jahr 2023 waren mit 31.031 einzelnen Kaspersky-Nutzern und -Nutzerinnen rund 5,86 Prozent mehr von Stalkerware auf dem Smartphone betroffen als im Vorjahr. Zuvor war die Zahl seit 2019 kontinuierlich gesunken. In Europa habe das Unternehmen weniger Fälle als 2022 registriert. Das teilt der Cybersicherheitsanbieter in einem Report mit. Am häufigsten werde Stalkerware in Russland, Brasilien und Indien eingesetzt. In Europa verzeichnete Kaspersky die meisten Fälle in Deutschland, gefolgt von Frankreich und dem Vereinigten Königreich.
In insgesamt 175 Ländern habe das Unternehmen Spyware registriert. Mit 9890 Fällen lag Russland an der Spitze. Deutschland liegt laut dem Bericht mit 577 betroffenen Nutzern und Nutzerinnen auf Platz zehn. Im Vorjahr lag es noch auf der siebten Position.
Häufigste Stalkerware-Anwendung war TrackView
Mit 4049 Fällen sei am häufigsten TrackView zum Einsatz gekommen. Stalkerware-Anwendungen wie diese ermöglichen unter anderem, das App-Symbol auszublenden, Nachrichten zu lesen, den Standort zu verfolgen, Fotos anzusehen und sogar Bilder über die Frontkamera aufzunehmen. "Stalkerware tarnt sich in der Regel als legitime Anti-Diebstahl oder Kindersicherungs-App auf Smartphones, Tablets und Computern", schreibt Kaspersky in dem Bericht. Für die Installation müssten die Stalker oder Stalkerinnen nicht immer direkten Zugriff auf das Gerät haben. Selbst ein vermeintlich neues Smartphone könnte bereits Stalkerware vorinstalliert haben. "Es gibt diverse Unternehmen, die diese Dienste online zur Verfügung stellen und es den Tätern ermöglichen, diese Tools auf neuen Telefonen zu installieren und Betroffenen in einer Fabrikverpackung als Geschenk getarnt zukommen zu lassen", heißt es in dem Bericht weiter.
Für die Erfassung der Daten habe das Kaspersky Security Network die Cybersecurity-bezogenen Datenströme Millionen anonymer freiwilliger Teilnehmer und Teilnehmerinnen ausgewertet. In die Statistik flossen die Heimanwenderprodukte ein. Erfasst seien nur die betroffenen Fälle von Mobilfunkuserinnen und -usern. Dabei könnte dasselbe Gerät auch mehrfach erfasst worden sein, falls die Stalkerware nicht entfernt worden sei, schreibt Kaspersky: "Hilfsorganisationen raten oftmals dazu, Stalker-Software nicht zu eliminieren, um Täter nicht darauf aufmerksam zu machen, dass sie entdeckt worden sind."
Onlinebefragung: 23 Prozent haben bereits Online-Stalking durch Ex-Partner erfahren
Bei einer Onlinebefragung von 21.000 Personen zum Thema digitales Stalking – auch abseits von installierter Stalkerware auf Endgeräten – hätten zudem 23 Prozent der Befragten angegeben, bereits Online-Stalking durch eine Person erlebt zu haben, mit der sie kürzlich zusammen waren. An der Befragung teilgenommen haben Menschen aus den Ländern Vereinigtes Königreich, Deutschland, Spanien, Serbien, Portugal, Niederlande, Italien, Frankreich, Griechenland, USA, Brasilien, Argentinien, Chile, Peru, Kolumbien, Mexiko, China, Singapur, Russland, Indien und Malaysia.
39 Prozent haben Gewalt oder Missbrauch durch frühere oder aktuelle Partnerinnen oder Partner erlebt. 16 Prozent erhielten unerwünschte Nachrichten oder E-Mails, 13 Prozent wurden ohne Zustimmung fotografiert oder gefilmt, 10 Prozent berichteten, dass ihr Standort verfolgt wurde. Ebenso hätten 10 Prozent bereits unbefugten Zugriff auf Social-Media-Accounts oder E-Mails festgestellt. 7 Prozent gaben an, dass bereits Stalker-Software ohne ihr Wissen auf ihrem Gerät installiert worden sei.
Mehr Menschen halten Online-Stalking unter Umständen für akzeptabel
Gewalterfahrung machten mehr Frauen (42 Prozent) als Männer (36 Prozent). In noch frischen Beziehungen kommt es laut dem Bericht häufiger zu Gewalt oder Missbrauch (48 Prozent) als in Langzeitbeziehungen (37 Prozent). "Bemerkenswerte 34 Prozent der Befragten äußern sich besorgt über das Potenzial von Online-Stalking, wobei die Besorgnis bei den weiblichen Befragten (36 Prozent) etwas größer ist als bei den männlichen (31 Prozent)", so Kaspersky weiter.
Zugleich sank der Anteil der Menschen, die eine Überwachung des Partners oder der Partnerin ohne dessen Wissen für völlig inakzeptabel halten: 2021 lag der Anteil noch bei 70 Prozent. 2024 stimmten nur noch 54 Prozent dieser Aussage zu. 38 Prozent finden dieses Vorgehen unter bestimmten Umständen in Ordnung (2017: 17 Prozent). Stets akzeptabel finden es 8 Prozent (2021: 13 Prozent)
Betroffene finden Unterstützung unter anderem bei regionalen Beratungsstellen sowie unter folgenden Adressen
(are)