Kaum Silberstreifen am Horizont der IT-Branche

Diese Woche legen einige der wichtigsten Vertreter der IT-Branche ihre Geschäftszahlen vor. Sie werden wohl noch keine Hoffnung auf eine Besserung der wirtschaftlichen Lage aufkommen lassen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 68 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Mit IBM, Intel, Microsoft, Motorola, Apple und AMD legen diese Woche einige der wichtigsten Vertreter der IT-Branche ihre Geschäftszahlen vor. Trotz oder gerade wegen der anhaltenden Flaute: Die bei uns zumeist kurz vor Tagesende hereintrudelnden Quartalszahlen sind wichtige Indikatoren für die kommende Entwicklung der Branche. Es ist abzusehen, dass die Unternehmen den Irak-Krieg und die lebensbedrohende Atemwegserkrankung SARS in die Interpretationen ihrer Zahlen einfließen lassen. Vor einem Jahr, im Frühjahr 2002, hatten sich übrigens schon einmal einige Marktbeobachter optimistisch gegeben und einen Aufschwung erhofft. Nach ernüchternden Quartalsergebnissen wurden die Erwartungen vorerst abgespeckt und die Markterholung auf unbestimmte Zeit vertagt. Der ersehnte Aufschwung wird wohl auch am Ende dieser Woche nicht abzusehen sein.

Den Anfang macht heute Abend IBM, das zum Wochenende zumindest beeindruckt gewesen sein dürfte von den beiden Milliardenaufträgen, die sich Konkurrent Hewlett-Packard unter den Nagel reißen konnte. Für das erste Quartal erwarten die Analysten rund 0,80 US-Dollar Gewinn je Aktie gegenüber 0,73 US-Dollar im Vergleichsquartal des Vorjahres. Der Umsatz soll von 18,5 Milliarden auf 19,8 Milliarden US-Dollar ansteigen. Und auch einen Ausblick auf das laufende zweite Quartal haben die Marktbeobachter bereits parat: knapp 1 US-Dollar Gewinn pro Aktie und 21,3 Milliarden US-Dollar Umsatz. Im zweiten Quartal 2002 betrug der Umsatz 19,6 Milliarden US-Dollar.

Für das dritte Quartal von Microsoft wird am Dienstag zum Börsenschluss ein geringerer Gewinn als im Vergleichsquartal 2002 erwartet. Die Analysten gehen von 0,24 US-Dollar je Aktie aus, der Umsatz werde aber entgegen dem Branchentrend von 7,2 Milliarden auf knapp 7,8 Milliarden US-Dollar ansteigen. Das würde ungefähr den Erwartungen entsprechen, die Microsoft bei Vorlage der Zahlen für sein zweites Quartal des Geschäftsjahres verkündet hatte.

Ebenfalls am Dienstag fällig sind Intels Zahlen für sein erstes Quartal. Hier erwarten die Analysten einen Umsatzrückgang auf 6,7 Milliarden US-Dollar gegenüber 6,78 Milliarden US-Dollar im Vergleichsquartal des Vorjahres. Der Gewinn pro Aktie werde von 0,14 US-Dollar auf 0,12 US-Dollar zurückgehen. Intel hatte seine Umsatzprognose selbst im März bereits von der Spanne 6,5 Milliarden bis 7 Milliarden US-Dollar auf 6,6 Milliarden bis 6,8 Milliarden US-Dollar abgesenkt. Auch der weitere Ausblick könnte dazu führen, dass Intel seine Umsatz- und Gewinnerwartungen für das gesamte Geschäftsjahr abspeckt, glauben die Marktbeobachter.

Für Motorola könnte es hingegen besser aussehen, wenn es nach den Analysten geht: Wie schon in den beiden Quartalen zuvor könnte erneut ein Nettogewinn herausspringen. Motorola selbst hatte seine Prognose vom Januar mit bis zu 6,2 Milliarden US-Dollar Umsatz und 2 US-Cent pro Aktie Gewinn bestätigt. Allerdings sind sich die Marktbeobachter uneins, ob der Handy- und Prozessorhersteller etwas unter den eigenen Erwartungen bleiben wird.

Ob Apple die Musiksparte von Vivendi übernimmt, steht derzeit noch in den Sternen. Dennoch wird seit ein paar Tagen in den Medien heftig spekuliert. Daraufhin notierte das Apple-Papier am Freitag an der Wall Street zum Börsenschluss mit 13,20 US-Dollar um 8,14 Prozent niedriger als am Vortag. Unklar ist, ob der Rückgang aus den Gerüchten oder aus den in Medienberichten ebenfalls gestreuten halbherzigen Dementis resultierte. Eingeweihte bei Apple sollen nämlich Kaufabsichten dementiert und betont haben, Apple-CEO Steve Jobs habe lediglich mit Vivendi gesprochen, um Musikstücke für den geplanten Internetservice zu lizenzieren. Dessen ungeachtet rechnen Analysten für das abgelaufene Quartal mit einem Gewinn von 2 US-Cent je Aktie. Dies entspricht ungefähr auch den Prognosen des Finanzchefs Fred Anderson vom Januar. Er hatte gesagt, der Umsatz im zweiten Quartal werde ungefähr so hoch wie im ersten sein. Unterm Strich werde ein kleiner Gewinn herausspringen.

Microsoft hat vor kurzem endlich ein 64-Bit-Windows für die kommenden 64-Bit-Prozessoren Opteron und Athlon 64 von AMD angekündigt. Eine hoffnungsfroh stimmende Ankündigung für ein Unternehmen, das auch diesmal wohl wieder mit einem Verlust aufwarten wird. Analysten gehen bei AMD von einem Minus von 0,49 US-Dollar je Aktie aus. Der Prozessorhersteller selbst sagte für das erste Quartal ein gegenüber dem vierten Quartal gleich bleibenden oder leicht steigenden Umsatz voraus. Die saisonal bedingten Schwankungen bei den Verkäufen an PC-Prozessoren sollen durch das vielfältige Angebot ausgeglichen werden. (anw)