KfW sieht für Klimaneutralität Investitionsbedarf von 5 Billionen Euro

Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden. Dafür müssen nicht nur alle Wirtschaftssektoren umgebaut werden, nötig ist auch ein enormer Investitionsschub.

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(Bild: heise online / anw)

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Damit Deutschland sein Ziel erreicht, bis zur Mitte dieses Jahrhunderts klimaneutral zu werden, sind Investitionen in Höhe von etwa 5 Billionen Euro erforderliche. Das geht aus einer Studie im Auftrag der Förderbank KfW hervor. "Das ist eine gewaltige Summe, aber es ist machbar. Damit die Herausforderung gelingt, müssen öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.

Allerdings relativiere sich das hohe Investitionsvolumen, denn vielfach gehe es um ohnehin anstehende Investitionen, die nun in eine nachhaltige Verwendung fließen müssten, heißt es in der Studie " Der Beitrag von Green Finance zum Erreichen von Klimaneutralität in Deutschland " (PDF). Mehrinvestitionen seien in Höhe von jährlich 72 Milliarden Euro zu erwarten. Der eigentliche Mehrbedarf an Investitionen wird auf insgesamt 1,9 Billionen Euro beziffert.

Erforderliche Investitionen müssten verstärkt in Alternativen gelenkt werden, die einen Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Das Klimaziel erfordere eine umfangreiche Transformation in allen Wirtschaftssektoren, vom Verkehr über die Industrie bis hin zu den privaten Haushalten, hieß es in der vom Prognos Institut, Nextra Consulting und dem Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) erstellten Studie.

Die Bundesregierung hatte sich im Mai darauf geeinigt, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden soll. Bis 2030 sollen die Treibhausgaseimissionen um 65 Prozent sinken. Damit reagierte die Regierung auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz von Ende April.

Den größten Teil der Investitionen mache dabei der Verkehr mit 2,1 Billionen Euro aus. Wegen der Neuausrichtung ohnehin anstehender Reinvestitionen in diesem Bereich beliefen sich die Mehrinvestitionen auf 153 Milliarden Euro. Die zweithöchsten Investitionen benötige der Bereich Energie mit 840 Milliarden Euro, auf die privaten Haushalte entfielen rund 636 Milliarden Euro. Davon sind den Berechnungen zufolge rund 254 Milliarden Euro Mehrinvestitionen, vor allem für einen klimagerechten Wohnungsbestand.

Auf den Industriebereich kommen 620 Milliarden Euro zu. Davon sind 462 Milliarden Euro tatsächliche Mehrinvestitionen. Produktionstechniken könnten vielfach nur mit großem Aufwand klimafreundlich umgestellt werden, hieß es zur Begründung. Im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen fallen mit rund 237 Milliarden Euro verhältnismäßig geringe Klimaschutzinvestitionen an, etwa 113 Milliarden Euro seien Mehrinvestitionen.

Aus Sicht der KfW bieten die Klimaschutzinvestitionen zugleich die Chance, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu verbessern, indem zum Beispiel neue Technik entwickelt werde. Dies könne den exportorientierten Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig stärken. Die Effekte auf das Bruttoinlandsprodukt und die Beschäftigung seien insgesamt gering einzuschätzen; ein Mehr an Klimaschutz beeinträchtige das Wirtschaftswachstum nicht, sondern bringe positive Impulse.

Von der Transformation betroffen sei generell das energieintensive verarbeitende Gewerbe, während bei Handel und Dienstleistungen eher positive Effekte zu erwarten seien. Die Studie zeige jedoch laut KfW, dass ein 95-Prozent-Reduktionspfad in allen Bundesländern zu Wirtschaftswachstum und positiven Beschäftigungseffekten bis 2050 führe. "Somit besteht Spielraum, besonders stark betroffene Regionen bei der Bewältigung der Transformation zu unterstützen, bis die positiven Investitionseffekte in allen Regionen zum Tragen kommen."

(anw)