Killer-Roboter: Wettrüsten bei autonomen Waffensystemen "erfordert internationalen Ächtungsvertrag"

Seite 2: Die Waffen-Software "ist Schrott"

Inhaltsverzeichnis

Die Probleme mit der Technik liegen laut dem Computerwissenschaftler auf der Hand. Damit einher gehe eine völlige Überfrachtung der verwendeten Software, die in der Regel – genauso wie die zugehörige Hardware – "Schrott" sei. Schon mit dem bestehenden internationalen Kriegs- und Völkerrecht seien die Systeme gar nicht in Einklang zu bringen. Die von der Genfer Konvention geforderte Verhältnismäßigkeit beim Auswahl der Mittel etwa "ist nicht berechenbar".

Man könne nicht mal testen, wie sich eine autonome Waffe auswirke. rügte Sharkey: "Es gibt dafür in der Informatik keine Methode." Die Idee des US-Verteidigungsministeriums, dass solche Systeme mit "unvorhersehbaren Situationen auf dem Schlachtfeld" fertig werden könnten, sei daher Humbug. Völlig überfordert sei KI zudem damit, zwischen Kombattanten und Zivilisten zu unterscheiden. Auch die Zurechnungsfähigkeit stehe in den Sternen: Verantwortlich machen könne man eher noch die Politiker, die so einen Schund erlaubten, als die Entwickler oder Kommandeure.

"Von einer Maschine getötet zu werden, ist absolut menschenunwürdig", zitierte der Aktivist zudem den US-Generalmajor a.D. Robert Latiff. Hierzulande wäre der Einsatz von Killer-Robotern damit klar verfassungswidrig, da Artikel 1 Grundgesetz die Menschenwürde unterstreiche. "Sehr angsteinflößend" sei auch die mit autonomen Waffensystemen einhergehende beschleunigte Kampfführung. Angesichts der anhaltenden "Militarisierung der zivilen Welt" würden derlei Instrumente ferner rasch von der Polizei für staatliche Repressionen eingesetzt.

Agnieszka Brugger, Vize-Fraktionsvorsitzende der Grünen in Bundestag, schlug sich voll und ganz auf die Seite des Briten. Nötig sei ein internationalen Ächtungsvertrag, kein weiter verschleppter Definitions- und Verhandlungsprozess. Vermutlich bringe nur der "Weg der maximalen Eskalation" Fortschritte ähnlich wie beim Bann von Bodenminen, denen sich die USA praktisch auch erst im Nachhinein angeschlossen hätten. Die Entwicklung müsse eingehegt werden, "bevor die Katastrophe da ist". Die Maschine allein dürfe keine Ziele auswählen oder Waffen einsetzen. Den gesunden Menschenverstand könne man in diesem Sektor nicht hoch genug schätzen.

Die Oppositionspolitikerin erinnerte Schwarz-Rot zudem an den Koalitionsvertrag, wonach CDU/CSU und SPD autonome Waffensysteme, "die der Verfügung des Menschen entzogen sind", ablehnen und ächten wollten. Besonders verheerend sei es da, dass die Regierungsfraktionen nicht einmal einen Antrag aufgreifen wollten, wonach solche Techniken nicht mit öffentlichen Geldern über den neuen EU-Verteidigungsfonds gefördert werden dürften.

"Wir unterscheiden uns eigentlich nicht in der Zielsetzung", beteuerte der stellvertretende Beauftragte für Rüstungskontrolle im Auswärtigen Amt, Rüdiger Bohn. Anders sei allein der taktische Ansatz. So wollten Deutschland und Frankreich es mit ihrem schrittweisen Vorgehen führenden Industrieländern wie den USA, Russland oder Israel einfacher machen, sich einzubringen. Im Genfer Prozess sei auch schon einstimmig ein Abschlussbericht verabschiedet worden, wonach es autonome Waffen nicht geben darf, wenn Menschen nicht dafür verantwortlich sind. China vertrete zudem eine "ambivalente Position", da es ein Verbot an Bedingungen knüpfe.

Auch im Reich der Mitte werde über soziale Auswirkungen von KI und ethische Fragen geredet, ergänzte Hans Uszkoreit vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Dann werde aber "trotzdem alles gemacht". Zum Schluss gewinne immer der Pragmatismus. In China "erwartet man Wunderdinge von der KI", meint der derzeit vor allem in Peking tätige Wissenschaftler. Das Land wolle sich damit "weit vor alle anderen katapultieren". Mit einem Bann für Killer-Roboter ist es für Uszkoreit auch nicht getan, da sonst die Tendenz da sei, der Maschine gerade im Eifer des Gefechts doch die Kontrolle zu übergeben. Die KI müsste also mit dafür sorgen oder dokumentieren, "inwieweit Menschen und ihr Verstand überhaupt eingesetzt wurden". (jk)