Klimaforscher: Corona nur winzige Delle für Treibhausgaskonzentration
Während der Corona-Epidemie haben Lockdowns den CO2-Ausstoß verringert. Doch das hält den Klimawandel nicht auf, hat die Weltwetterorganisation herausgefunden.
Der Rückgang der Treibhausgas-Emissionen im Zuge der Corona-Lockdowns hält den Klimawandel nach einem Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) nicht auf. Der Rückgang beeinflusse die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre weniger als ohnehin jedes Jahr vorhandene natürliche Fluktuationen, schreibt die WMO am Montag in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Anders ist etwa jedes Jahr das Volumen an Kohlendioxid (CO2), das die Vegetation aufnimmt. Auch 2020 sei die Konzentration nach den vorläufigen Ergebnissen einiger Messstationen weiter gestiegen.
"Müssen Kurve nachhaltig abflachen"
2019 durchbrach die CO2-Konzentration im globalen Durchschnitt erstmals die Marke von 410 ppm (Teilchen pro Million Teilchen), wie aus dem Bericht hervorgeht. Konkret lag die CO2-Konzentration im vergangenen Jahr bei 410,5 ppm, nach 407,9 beziehungsweise 405,5 ppm in den beiden Jahren davor.
Der Emissionsrückgang 2020 sei nur "eine winzige Delle" in der nach oben steigenden Kurve, sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. "Wir müssen die Kurve nachhaltig abflachen", sagte er in Anlehnung an den Ausdruck, den Epidemiologen im Zusammenhang mit den Coronavirus-Infektionen oft nutzen.
[Update 23.11.2020 12:47 Uhr:]
Welt müsste bis 2050 klimaneutral werden
"Die Erde hat zuletzt vor drei bis fünf Millionen Jahren eine ähnliche CO2-Konzentration erlebt", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Auf den Zustand vor so langer Zeit können Forscher durch Eisbohrungen in uralte Luftblasen und Analysen von Fossilien schließen. "Damals lag die Temperatur zwei bis drei Grad und der Meeresspiegel 10 bis 20 Meter höher. Aber es lebten nicht 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde."
Um die Erwärmung wie vom Weltklimarat empfohlen bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen, müsse die Welt bis 2050 klimaneutral werden, sagte Taalas. Die Trendwende bei den CO2-Emissionen müsse in fünf Jahren einsetzen. Öl, Gas und Kohle müssten als Energiequelle durch Wind, Wasser und Solarenergie ersetzt werden. Vielleicht müssten auch mehr Atomkraftwerke gebaut werden, sagte Taalas.
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Kaum verringerte Konzentration in Atmosophäre
Wie stark die Emissionen 2020 zurückgingen, sei noch unklar, so die WMO. In Zeiten, in denen mehrere entscheidende Länder gleichzeitig im Corona-Lockdown waren, dürfte der tägliche Ausstoß etwa 17 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie gelegen haben. Vorläufige Schätzungen gingen von einem Rückgang von 4,2 bis 7,5 Prozent aus. Das verringere die Konzentration in der Atmosphäre allenfalls um Werte zwischen 0,08 und 0,23 ppm. Natürliche Variationen, etwa wie gut CO2 in einem Jahr von der Vegetation absorbiert wird, lägen bei rund 1 ppm.
Das Treibhausgas-Bulletin nennt für die Konzentration in der Atmosphäre einen Durchschnittswert aus mehr als 100 Messstationen. Einzelne Stationen hätten für 2020 schon höhere Werte registriert als im Jahr davor. Die Station in Mauna Loa auf Hawaii etwa habe im September 411,29 ppm gemessen, verglichen mit 408,54 im vergangenen Jahr. Die Station Cape Grim auf Tasmanien in Australien habe 410,8 ppm gemessen, nach 408,58 im vergangenen Jahr.
(tiw)