Klimaforscher warnt vor Gletscherschmelze
Der Meeresspiegel könnte bis zum Ende dieses Jahrhunderts um mehr als einen Meter steigen, warnt der Klimaforscher Eric Rignotvom Jet Propulsion Laboratory der Nasa. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.
Der Meeresspiegel könnte bis zum Ende dieses Jahrhunderts um mehr als einen Meter steigen, warnt der Klimaforscher Eric Rignot vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe 01/08 (seit dem 20. 12. am Kiosk oder online portokostenfrei zu bestellen).
Rignot untersucht gemeinsam mit einer internationalen Forschergruppe das Schmelzen der polaren Eiskappen. "Wir müssen eingestehen, dass wir keine verlässlichen Methoden haben, um das Verhalten der Eisschilde vorherzusagen. Es ist aber sicher, dass sie in Zukunft deutlich stärker auf die Klimaerwärmung reagieren werden", argumentiert der Forscher. Zwar sei das noch kein Grund, gleich das bevorstehende Ende der Welt auszurufen. Aber ebenso unangemessen sei es, der Öffentlichkeit zu erzählen, dass die Eisschilde keinen Anlass zur Sorge böten.
In seinem jüngsten Bericht sagt der Weltklimarat der Vereinten Nationen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) voraus, dass der Meeresspiegel in diesem Jahrhundert zwischen 18 und 59 Zentimetern ansteigen werde. Der obere Grenzwert klingt zwar schon besorgniserregend für manche Küstenregionen, ist aber trotzdem noch so gemäßigt und so weit in der Zukunft liegend, dass er für die meisten Regionen handhabbar erscheint. Allerdings weist das IPCC auch darauf hin, dass durch schneller verschwindendes Eis höhere Werte zustande kommen könnten. Dieses Phänomen sei aber noch so wenig untersucht, dass man weder eine realistische Schätzung noch eine Obergrenze angeben könne.
Grönlands abschmelzendes Eis trägt inzwischen mehr als einen halben Millimeter pro Jahr zum ansteigenden Meeresspiegel bei, geht aus einer Studie von Rignot hervor. Dieser scheinbar unerhebliche Wert ist deshalb höchst bemerkenswert, weil er den vom IPCC angegebenen Höchstwert für den Beitrag des Grönland-Eises um mehr als das Doppelte übertrifft. "Die bestehenden Modelle gehen von keiner Veränderung in der Geschwindigkeit der Gletscher aus, außer auf sehr lange Sicht", kritisiert Rignot. Heute aber sei bereits zu erkennen, "dass diese Gletscher als Reaktion auf die Klimaerwärmung deutlich schneller werden". Dabei hat das Abschmelzen der Eisschilde laut Rignot gerade erst richtig begonnen. Die jetzt beobachtete Beschleunigung ging einher mit einer Temperaturerhöhung um 0,74 Grad über das vergangene Jahrhundert. Für die nächsten 100 Jahre sagt das IPCC einen viel stärkeren Anstieg um 1,8 bis 4 Grad voraus. Der dadurch bewirkte Verlust an Eis werde jede Zunahme an Schneefall übertreffen, sagt Rignot. (wst)