Klimawandel: US-Präsident lässt Risiken von Geoengineering erforschen
Je schlimmer die Folgen des Klimawandels werden, desto lauter dürften Rufe nach Geoengineering werden. Das Weiße Haus veranlasst jetzt Forschung dazu.
Das Weiße Haus lässt untersuchen, ob die globale Klimaerwärmung mit Geoengineering zumindest temporär begrenzt werden könnte und welche Risiken die Technik birgt. Das berichtet das US-Nachrichtenportal CNBC unter Berufung auf das beim US-Präsidenten für Forschung und Technologiepolitik zuständige Office of Science and Technology Policy (OSTP).
Grundlage ist der Auftrag des US-Kongresses, einen Fünfjahresplan zur wissenschaftlichen Bewertung von schnellen Klimainterventionen auszuarbeiten. Zusammengefasst werden soll dabei, welche Ziele die Erforschung von Geoengineering verfolgen sollte, welche Technik dafür nötig ist, wie die koordiniert werden sollte und welche Folgen die Umsetzung für die Erdatmosphäre haben würde.
Verschiedene Vorschläge
Das Thema Geoengineering ist damit auch in der höchsten US-Politik angekommen. In den vergangenen Jahren waren diesbezügliche Vorschläge immer als vergleichsweise günstige Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel vorgebracht worden. Auf verschiedenen Wegen soll dabei entweder mehr Sonnenlicht reflektiert oder mehr Wärme aus der Atmosphäre geleitet werden, um die globalen Durchschnittstemperaturen zumindest vorübergehend abzusenken.
Zumeist geht es dabei um Pläne, mit massenhaft in die Atmosphäre entlassenen mikroskopischen Partikeln Sonnenlicht zu reflektieren. Alternativ könnte auch die Wolkenbildung so beeinflusst werden, dass weniger Sonnenlicht die Erdoberfläche erreichen oder mehr Wärme die Atmosphäre verlassen kann.
Die US-Regierung will nun erforschen lassen, ob und wie das im Kampf gegen die Klimakatastrophe helfen kann. Zuletzt hatte es immer wieder Forschungsarbeiten dazu gegeben und vor allem Warnungen. Vor allem wird regelmäßig darauf verwiesen, dass die Vorschläge mit Kosten von teils wenigen Milliarden US-Dollar vergleichsweise günstig sind und Volkswirtschaften dazu verleiten könnten, die Reduzierung von Treibhausgasen weniger energisch voranzutreiben. Da Kohlenstoffdioxid als wichtigstes Treibhausgas sich auch während der Umsetzung von Geoengineering weiter in der Atmosphäre anreichern würde, könnten die globalen Temperaturen bei einem Ende solcher Maßnahmen aber dann abrupt stark ansteigen.
CNBC verweist jetzt aber noch auf ein Argument zugunsten von Geoengineering: Durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen betreibe die Menschheit das bereits, aber unkontrolliert. So würde dadurch eben jenes Schwefeldioxid massenhaft in die Atmosphäre ausgestoßen, das auch vielen Geoengineering-Plänen zugrunde liegt. Mit der Abkehr von fossilen Brennstoffen reduziert die Menschheit gerade die reflektierenden Partikel in der Atmosphäre, erklärt der Umweltrechtsexperte Edward Parson dem US-Portal. Rauch aus Fabrikschornsteinen mindert die Erderwärmung demnach ab, bislang aber eben in der "dreckigsten und planlosesten" Art und Weise, wie es Kelly Wanser ausdrückt, die sich für Klimainterventionen einsetzt.
Umsetzung womöglich unausweichlich
Zwei in dem Bericht zitierte Experten halten es für so gut wie sicher, dass Geoengineering angesichts der katastrophalen Folgen der Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten mindestens von einzelnen Nationen umgesetzt wird. Deshalb sei die Erforschung der Maßnahmen wichtig, um dabei dann zumindest helfen zu können. Geoengineering sei "schnell, billig und unperfekt", meint Parson. Der im Bereich Klimatechnik tätige Investmentbanker Chris Sacca meint, die Welt werde nicht untätig bleiben, wenn Millionen Menschen durch Extremwetterereignisse sterben. Jetzt daran durchgeführte Forschung sei unsere einzige Hoffnung.
(mho)