Klimaneutrales Militär: Wasserstoff ist auch für die Bundeswehr interessant

Wasserstoff sei nicht nur ein geeigneter Treibstoff für die Bundeswehr, er biete auch militärische Vorteile, meint eine Denkfabrik.

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Ein mit Brennstoffzellen angetriebenes U-Boot wäre nicht so leicht auszumachen.

(Bild: GIDS)

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Der Fuhrpark der Bundeswehr mit über 30.000 Fahrzeugen und ihr Liegenschaftsbetrieb sind ein Energieverbraucher, der einen bedeutenden Beitrag für einen Markthochlauf von grünem Wasserstoff als Treibstoff leisten könne. Das ist eine der Erkenntnisse des German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS) der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg. So könne die Bundeswehr künftig nicht mehr nur die eher passive Rolle als Konsument von Technologien und Energie einnehmen, sondern die nationalen Energiesysteme auch gestalten.

"Die Bundeswehr könnte somit auch ein wirtschaftspolitisches Instrument darstellen", heißt es in einer Stellungnahme des GIDS (PDF). Das Militär in Infrastrukturprojekte einzubinden, könne dabei auch dem Verteidigungshaushalt zusätzliche öffentliche Mittel verschaffen und so einen Beitrag leisten, um das Zwei-Prozent-Ziel der NATO zu erreichen.

Dabei geht das GIDS davon aus, dass Wasserstoff, dessen Derivate und Folgeprodukte künftig einen zentralen Baustein für klimaneutrale Streitkräfte darstellen. Nach den bisherigen Entwicklungen zeige sich, dass Wasserstoff als militärischer Treibstoff nutzbar gemacht werden kann. Das sei gut im Sinne der Energieautonomie und biete auch militärische Vorteile, wie zum Beispiel in U-Booten. Brennstoffzellen wiesen im Vergleich zu konventionellen Antriebssystemen eine verringerte akustische, visuelle und thermische Signatur auf.

"Dual-Fuel-Technik" mit Wasserstoff und Diesel habe für bestimmte Anwendungen in der küstennahen Schifffahrt bereits heute ein ähnliches Leistungsniveau wie herkömmliche Antriebssysteme. In der Luftfahrt seien Triebwerks- und Systemhersteller sicher, dass Kurz- bis Mittelstreckenanwendungen Wasserstoff als klimaneutralen Treibstoff nutzen können. Europäische Motoren- und Systemhersteller von Spezialmaschinen für Bau- und Landwirtschaft sowie im Bus- und Lastkraftverkehr hätten bereits Antriebskonzepte vorgestellt, die eine Integration in militärische Systeme des Heeres nahelegten, sowohl für Transportfahrzeuge als auch für leichte geschützte Fahrzeuge.

Im Energiesektor hätten Streitkräfte bereits wichtige Beiträge leisten können, vor allem in der Atomkraft und Gasturbinentechnik, diese hätten maßgeblich den zivilen Sektor geprägt. Innerhalb der erneuerbaren Energien seien es jedoch zumeist zivile Innovationen, die von Streitkräften übernommen werden, meint das GIDS.

Das US-Militär zum Beispiel implementiere Produkte in frühen Entwicklungsstadien, von denen angenommen wird, dass sie militärische Fähigkeiten verbessern. So erprobe das US-Militär bereits wasserstoff- beziehungsweise brennstoffzellenangetriebene Drohnen, auxillary power units (APU), Pkw und geschützte Fahrzeuge. Diese Impulse für die Nachfrage in der frühen Phase der Produktentwicklung würden so zum Instrument der Anreizsteuerung.

Das GIDS will den Entwicklungen weiter nachgehen, um ihre Nutzungsmöglichkeiten für militärische Anwendungen zu prüfen. "Eine zukünftige Energieautonomie der Streitkräfte macht es darüber hinaus notwendig, auch Wasserstofferzeugung und -infrastruktur näher zu untersuchen", schreibt es in seiner Stellungnahme.

(anw)