Knackt der Bitcoin die 100.000-Marke?
Die Euphorie um Bitcoin reißt nicht ab. Die wertvollste Kryptowährung klettert bis kurz vor die magische Marke von 100.000 Dollar. Die Gründe für den Hype.

(Bild: interestingworks/Shutterstock.com)
Die große Frage steht im Raum: Wo warst du, als der Bitcoin die 100.000-Dollar knackte? Bitcoin-Besitzer können sich noch etwas Kreatives überlegen, denn die symbolträchtige Marke ist noch nicht gefallen. Der Meilenstein rückt jedoch in immer greifbarere Nähe: Notierungen von über 99.000 Dollar leuchteten heute an den meisten Kryptobörsen bereits auf.
Der Bitcoin-Kurs befindet sich damit weiter auf einem beispiellosen Höhenflug und stellte zuletzt praktisch täglich neue Rekordhochs auf. Seit Jahresbeginn haben die Notierungen um mehr als 130 Prozent zugelegt. Allein seit dem Vorabend der amerikanischen Präsidentschaftswahl legte die mit Abstand wertvollste Kryptowährung der Welt massiv von unter 70.000 Dollar auf nunmehr neue Allzeithochs bei fast 100.000 Dollar zu – ein bemerkenswerter Wertzuwachs von über 40 Prozent in rund zwei Wochen. Innerhalb eines Jahres betragen die Kurszuwächse sogar 170 Prozent.
Trump-Wahl sorgt fĂĽr neuen RĂĽckenwind
Was ist der Grund für den neuen Rallyschub? Maßgeblicher Treiber des jüngsten Bitcoin-Hypes ist die Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten. Trumps Wahlkampfaussagen, die Vereinigten Staaten zur "Krypto-Hauptstadt des Planeten" machen zu wollen, haben die Märkte elektrisiert. Bereits im Wahlkampf war der Bitcoin-Kurs ein verlässlicher Indikator für die Wahlchancen Trumps: Schwächelte Trump in den Umfragen, gaben auch die Notierungen der ältesten Kryptowährung der Welt nach – und vice versa.
In seiner Haltung zu Bitcoin und Kryptowährungen im Allgemeinen hat Trump tatsächlich eine regelrechte 180-Grad-Wende vollzogen. Bei seinem Auftritt auf der Bitcoin-Konferenz 2024 in Nashville stellte sich der Republikaner im Sommer nunmehr als leidenschaftlicher Befürworter von Bitcoin dar und versprach, die USA im Falle seiner Wiederwahl zur "Bitcoin-Supermacht" zu machen. Dies steht im Kontrast zu seinen früheren Äußerungen, in denen er Bitcoin 2019 als "Betrug" bezeichnete.
Fantasie von Bitcoin als Reservewährung elektrisiert die Märkte
"Bitcoin steht für Freiheit, Unabhängigkeit und Souveränität. Es ist der einzige Weg, sich dem staatlichen Zwang und der Kontrolle zu entziehen“, erklärte Trump im Juli. Und mehr noch: "Wenn wir Krypto und Bitcoin-Technologie nicht annehmen, wird es China tun, andere Länder werden es tun. Sie werden dominieren, und wir können China nicht dominieren lassen. Wenn Krypto die Zukunft definieren soll, möchte ich, dass es in den USA geschürft, geprägt und hergestellt wird“, outete sich Trump förmlich als neuer Bitcoin-Enthusiast.
Besonders Trumps Vorschlag im Wahlkampf, eine nationale Bitcoin-Reserve aufzubauen, hat das Vertrauen vieler Anleger gestärkt. Für Anleger signalisiert Trumps kryptofreundliche Haltung eine regulatorische Zukunft, die weniger Hürden und mehr Chancen für digitale Vermögenswerte bietet. Das Resultat: Massive Kapitalzuflüsse in Bitcoin und andere kryptobasierte Finanzprodukte.
Institutionelle Akzeptanz: Bitcoin ETF mit immensen ZuflĂĽssen
Die zunehmende Integration von Bitcoin in den traditionellen Finanzsektor sorgte bereits zu Jahresbeginn für enorme Impulse. Die US-Börsenaufsicht SEC hat im Januar erstmals börsengehandelte Fonds (ETFs) von gleich elf Investmentbanken zugelassen, die direkt in Bitcoin und Ether investieren und damit einen Run auslösten.
BlackRock, der weltweit größte Vermögensverwalter, hat Mitte Januar mit dem iShares Bitcoin Trust (IBIT) den Auftakt gemacht. Der ETF, der an der Nasdaq gehandelt wird, hat in der Folge enorme Mittelzuflüsse von mehr als 30 Milliarden Dollar erfahren und bringt es nun bereits auf ein verwaltetes Kundenvermögen von 40 Milliarden Dollar. Damit hat der Blackrock Bitcoin ETF sogar den Gold-ETF als Indexfonds mit dem größten Volumen abgelöst.
Und mehr noch: Diese Woche startete an der Technologiebörse zudem der Optionshandel des iShares Bitcoin Trust ETF (IBIT) von BlackRock, der gleich am ersten Handelstag für Umsätze in Milliardenhöhe sorgte.
Optimistische Marktstimmung beflĂĽgelt Miner-Aktien
Die rasant wachsende Akzeptanz und Legitimität von Bitcoin im institutionellen Umfeld haben unter Kleinanlegern eine wahre Manie ausgelöst. Von dieser profitieren auch Technologieunternehmen, die massiv in Bitcoin investiert haben, wie etwa Microstrategy, oder die als Bitcoin-Miner operieren, wie etwa Marathon Digital Holdings, Riot Platforms, CleanSpark, BitFarms oder Iris Energy. Auch die Handelsplattformen Coinbase und Robinhood verbuchten zuletzt starke Kurszuwächse.
Allein die Aktie von Microstrategy, das ursprünglich einmal für Business-Intelligence-Software bekannt war, konnte seinen Kurs seit der Wahl von Donald Trump in der Spitze mehr als verdoppeln – seit Jahresbeginn betragen die Kurzzuwächse gar astronomische 500 Prozent.
Der Höhenflug von Microstrategy dank Bitcoin stellt eines der bemerkenswertesten Comebacks in der Geschichte der Technologiebranche dar. Der von Michael Saylor 1989 gegründete Softwarepionier erreichte zur Hochzeit der Internetblase Anfang der 2000er-Jahre seinen bisherigen Höhepunkt mit einer Bewertung von über 30 Milliarden Dollar und erlebte in der Folge an der Börse einen Totalabsturz um 99 Prozent. Erst vor wenigen Wochen wurden die 24 Jahre alten Hochs übertroffen, der Börsenwert gar zeitweise auf über 100 Milliarden Dollar gesteigert, ehe gestern Gewinnmitnahmen einsetzen.
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Angesichts von Bitcoin-Beständen in Höhe 30 Milliarden Dollar, dabei aber einem sehr übersichtlichen Geschäftsmodell mit Software-Umsätzen von lediglich einer halben Milliarde Dollar im Jahr, wirft die durch den Bitcoin-Höhenflug jüngst drastisch gestiegene Bewertung von Microstrategy jedoch Fragen auf.
Blase oder Kursziel von 200.000 bis Ende nächsten Jahres?
Ist das Investment in Bitcoin eine Blase, die im schlimmsten Fall einem historischen Hype nach dem Vorbild der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert gleicht? Damals lösten Tulpen eine erste Spekulationsblase aus. Oder ist der jüngste Höhenflug durch die Kombination aus politischem Rückenwind der Trump-Administration und wachsender institutioneller Akzeptanz fundamental abgesichert.
"Da wir gerade eine dieser langen Konsolidierungsphasen hinter uns lassen und der Preis derzeit auf einem neuen Hoch liegt, sagt mir irgendetwas, dass die Jagd begonnen hat", rechnet etwa Rob Ginsberg, Analyst von Wolfe Research, gegenüber CNBC mit weiterem Momentum für Bitcoin. Analyst Gautam Chhugani vom Vermögensverwalter Bernstein sieht unterdessen sogar schon Potenzial bis auf ein Kursniveau von 200.000 Dollar bis Ende nächsten Jahres.
In der Gegenwart bestehen jedoch zunächst andere Hürden. "Der echte Test wird kommen, wenn die wichtige psychologische Marke von 100.000 erreicht wird", glaubt Ginsberg. Genau das steht nun unmittelbar bevor – und damit ein neues Kapitel in der unendlichen Bitcoin-Saga.
(emw)