Knappe Sony A1 II und eine Hochkant-Instax – die Fotonews der Woche 15/2025

Sonys Presse-Flaggschiff wird immer rarer, Fujis neue Sofortbild-Knipse setzt voll auf Retro, und Nikons Zf bekommt ein großes Update.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen

Dieses obskure Objekt der Begierde – wer die A1 II vor fünf Monaten bei Amazon USA vorbestellt hat, wartet ab jetzt endgültig vergeblich. Weil der Liefertermin unbekannt ist, streicht der Versender jetzt die Bestellungen.

(Bild: Sony)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Künstliche Verknappung ist einer der ältesten Tricks im Marketing: Wenn ein begehrtes Produkt schlecht lieferbar ist, lässt sich der Preis hoch halten, und die potenziellen Kunden diskutieren ständig über die Ware, die sie nicht bekommen können. Das geht aber nur so lange gut, wie es keine Alternative gibt, und das Produkt auch technisch noch voll konkurrenzfähig ist.

Daher wäre es wohl falsch, Sony solch unlautere Motive bei der anhaltenden Knappheit seiner Alpha 1 II zu unterstellen. Dass die nicht sofort zu haben ist, war schon bei der Vorstellung Ende November 2024 klar, denn sämtliches High-End-Gerät im Fotomarkt ist das seit einigen Jahren. So teure Kameras, hier 7500 Euro nur für den Body, werden nicht auf Vorrat produziert, die erlesenen Komponenten wie der 50-Megapixel-Stacked-Sensor sind auch in der Herstellung aufwendig. Aber dass nun sogar Amazon USA Vorbestellungen schlicht storniert, hatte sicher kaum einer auf dem Zettel.

Das berichtet jedenfalls Petapixel, an die sich ein Leser wandte, der seine seit ganzen fünf Monaten bestehende Bestellung verschwinden sah. Die Kamera wird zum Zeitpunkt des Erscheinens dieser Kolumne auch auf den deutschen Seiten von Amazon nicht mehr angeboten, sie lässt sich auch nicht suchen. Auf den US-Seiten wird sie gelistet, aber als "nicht verfügbar". Und bei großen deutschen Fachhändlern kann man sie immerhin noch vorbestellen, aber nur mit unbekannter Lieferzeit, mindestens einen Monat geben manche Shops an.

Wer reflexhaft an eine Auswirkung von Donald Trumps neuen Zöllen denkt, hat auch nur zum Teil recht. Denn schon im Februar auf der Messe CP+ erzählte Sony Petapixel, dass ihnen das neue Profi-Gerät geradezu aus den Händen gerissen wird. Man könne, so die Aussage damals, schlicht nicht so viele Kameras herstellen, wie man verkaufen könnte. Nix mit Verknappung also, so eine Situation wünscht sich kein Unternehmen, zumal nicht bei einem Gerät für Menschen, die damit ihre Arbeit verrichten.

Auch wenn die Enttäuschung über ein nur evolutionäres Upgrade gegenüber der Alpha 1 vielerorts groß war, so schätzen die Berufsfotografen laut Sony vor allem den verbesserten KI-Autofokus. Wenn es um möglichst hohe Ausbeute an scharfen Bildern geht, nicht um das letzte Quäntchen Bildqualität, ist eine solche Funktion vor allem bei Pressefotografie ein Game Changer. Da gilt es, genau den einen Moment in einer Serie aus dutzenden Bildern zu erwischen, der die Nachricht transportiert. Und da Sony am längsten mit Spiegellosen im Profilager spielt, werden wohl viele genau auf diese Kamera gewartet haben. Und Sonys Exklusiv-Deals mit Reuters und AP sowie anderen Medienunternehmen dürften ein Übriges tun.

Ganz wegwischen lässt sich das Chaos, das die Zölle der US-Regierung quer durch weltweite Lieferketten verstreuen, aber doch nicht. Sony hat sich noch nicht offiziell geäußert, es gibt aber aus anderen Produktkategorien Anzeichen, wie Unternehmen reagieren. Apple hat rund 600 Tonnen iPhones aus dem geringer als China bezollten Indien in die USA fliegen lassen. Große Notebookhersteller wie Acer, Asus, Lenovo, Dell und HP setzen Lieferungen in die USA gleich ganz aus, um die sich im Moment täglich ändernde politische Lage abzuwarten. Darauf hoffen, dass die A1 II nun in Europa besser verfügbar oder gar billiger wird, sollte man aber – siehe Nachfrage bei den Profis – dennoch nicht.

Nachfrage treibt auch den Markt der immer noch starken kleinen Sofortbildkameras. Führend ist hier Fujifilm mit seinem Instax-Format, und die besonders kompakte Instax 40 bekommt nun als Instax 41 einen Nachfolger, der ganz anders aussieht. Auf Fotos wirkt die Plastikkamera, die nur 120 Euro kostet, geradezu nobel: Hochkantformat, Objektiv zum Herausdrehen, griffige Oberfläche – das ist unverkennbarer Retro-Look, noch so ein Dauertrend.

Das kann einem auf die Nerven gehen, ist aber nur folgerichtig, denn abseits vom Smartphone finden über die Instaxe viele, vor allem junge Menschen, den Einstieg zum ernsthaften Fotografieren. Denn wenn jedes Sofortbild rund einen Euro kostet, macht man sich eben mehr Gedanken um Motiv, Bildaufbau und vielleicht sogar Belichtung. Ein verbesserter Sucher, unter anderem mit Parallaxen-Ausgleich, soll dabei helfen.

Retro, aber nur im Aussehen, nicht den Funktionen, ist auch Nikons Zf. Die Vollformat-Kamera ist seit ihrem Erscheinen Ende 2023 das wohl kompromissloseste Gerät, wenn es um den Look der 1980er Jahre und Bedienelemente der analogen Ära in Verbindung mit moderner Digitaltechnik geht. Da Nikon seitdem aber ein ganzes Rudel neuer, auch modern gestalteter Kameras, auf den Markt gebracht hat, bekommt die Zf nun erst ein großes Firmware-Update auf Version 2.0.

Die größte funktionale Änderung, hier der Download-Link samt Liste der Neuerungen, ist die Unterstützung der Nikon Imaging Cloud, samt der "Rezepte" genannten Bild-Looks. Bemerkenswert ist auch, dass der von den größeren Modellen bekannte Digitalzoom bei Nutzung der gesamten Sensorfläche nun auch bei der Zf möglich ist: Wenn in Full HD gefilmt wird, kann man bis zum Faktor Zwei in einstellbarer Geschwindigkeit den Bildausschnitt verkleinern. Und Unterstützung für Motorobjektive gibt es auch, sodass die Zf nun für Webvideo-Produzenten nochmal attraktiver wird. Fotografen werden natürlich nicht vergessen, die KI-Motiverkennung wurde um einen neuen Modus für Vögel ergänzt.

(nie)