Koch Media greift nach JoWooD

Im Zuge einer "finanzwirtschaftlichen Restrukturierung" mit Kapitalherabsetzung und Kapitalerhöhung übernimmt der Digitalmedien-Vermarkter Millionen-Forderungen und wird im Gegenzug Großaktionär beim österreichischen Spielehersteller JoWooD.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Der Einstieg des deutschen Digitalmedien-Vermarkters Koch Media als Großaktionär beim schwer angeschlagenen österreichischen Computerspiel-Produzenten JoWooD ist offenbar in trockenen Tüchern. Bei einer am gestrigen Montag einberufenen außerordentlichen Hauptversammlung hätten die Aktionäre "sämtliche zur Beschlussnahme vorgelegten Anträge des Vorstands" angenommen, heißt es in einer vom JoWooD-Management veröffentlichten Ad-hoc-Mitteilung.

Koch Media, das bislang schon als Lizenz- und Vertriebspartner von JoWooD in Erscheinung getreten war, hatte sich im November bereit erklärt, zur Verhinderung einer Insolvenz Gläubiger-Forderungen gegenüber JoWooD in Millionenhöhe aufzukaufen. Im Gegenzug sollte der Spiele-Publisher eine Kapitalherabsetzung durch Zusammenlegung von Aktien im Verhältnis 4:1 durchführen und den Medien-Vermarkter anschließend über eine Kapitalerhöhung am Unternehmen beteiligen.

Das Grundkapital von JoWooD schrumpft durch diese "finanzwirtschaftliche Restrukturierung" zunächst von 30 Millionen auf 7,5 Millionen Euro (7,5 Millionen Aktien à 1 Euro), was vor allem die Altaktionäre trifft, deren prozentualer Anteil am Unternehmen dadurch drastisch sinkt. Für die Übernahme der Forderungen erhält der Medien-Vermarkter 6,4 Millionen neue Aktien zum Preis von je einem Euro, was einer Beteiligung von mehr als 46 Prozent an JoWooD entspricht und Koch Media zum Großaktionär macht.

In einem nächsten Schritt soll das JoWooD-Grundkapital durch Ausgabe von bis zu 6 Millionen neuer Aktien zum Mindestpreis von je einem Euro weiter erhöht werden, wobei alle Aktionäre Bezugsrechte erhalten. Zusätzlich sollen in den kommenden fünf Jahren weitere Aktien für insgesamt bis zu 3,76 Millionen Euro gegen Bareinlagen (mit Bezugsrechten für alle Aktionäre) oder Sacheinlagen (ohne Bezugsrechte) ausgegeben werden. Der neue Großaktionär Koch Media hätte somit leichtes Spiel, die Mehrheit an JoWooD zu erlangen.

Die restlichen Schulden von JoWooD sollen sich nach dem Deal auf noch rund 9,5 Millionen Euro belaufen, wovon 4,5 Millionen Euro nach Angaben von JoWooD-Geschäftsführer Albert Seidl von den Gläubigern nachrangig gestellt wurden und zwischen fünf und sieben Jahren tilgungsfrei sind. Künftig will sich JoWooD nur noch auf fünf bis sechs Spiele konzentrieren. Im Geschäftsjahr 2006 sollen die Erlöse des Unternehmens bei 20 Millionen Euro und das Betriebsergebnis bei 15 Prozent des Umsatzes liegen. (pmz)