Konferenz "Digital Life Design" diskutiert über "Philanthrokapitalismus"

Esther Dyson wurde zur vierten Ausgabe der Konferenz der Hubert Burda Media der Aenne Burda Award for Creative Leadership überreicht. Eine Podiumsdiskussion widmete sich der philanthropischen Geldsammelei.

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Von
  • Detlef Borchers

Zu Beginn der vierten, vom Burda-Verlag ausgerichteten Konferenz Digital Life Design (DLD) am Sonntag in München wurde der US-Amerikanerin Esther Dyson der Aenne Burda Award for Creative Leadership überreicht. In ihrer Dankesrede erinnerte sich die 58-jährige Back-up-Astronautin, die besonders in Russland als Investorin erfolgreich ist, daran, wie sie alte Burda-Schnittbögen in einer Datscha unweit von Moskau fand. Mit derartigen Schnittbögen begann der Aufstieg Burdas zum Großverlag.

Unmittelbar nach der Verleihung des Preises musste Dyson allerdings wieder zurück ins Trainingcamp. Damit verpasste sie eine Diskussionsrunde, in der sich hochrangige Wirtschaftsmanager über "Global Challenges" austauschten – nachzulesen im offiziellen Konferenz-Blog.

Die zweite und letzte Podiumsdiskussion des ersten Tages beschäftigte sich mit dem Thema "Philanthrokapitalismus". Star des Tages war Hürdenlauf-Legende Edwin Moses von der Sportstiftung Laureus. Während andere gemeinnützige Organisationen wie Right to Play (ehemals Olympic Aid genannt) von den Sportfunktionären abserviert werden, hat es Laureus leichter. Der Plan ist schlicht, dass Sportstars auf Probleme in der Welt wie Kinderarbeit und Hungerkatastrophen aufmerksam machen.

Neben dem alerten Moses machte sich Abigail Disney, Großnichte des bekannten Maus-Zeichners und Gründerin von Witness keine Illusionen über die Arbeit: "Ich bin eine Aktivistin mit einem fetten Scheckheft, keine Philanthropin." Sie finanziert Aktionen wie Pray the Devil back to Hell und den gleichnamigen Dokumentarfilm. Ob sie damit wirklich erfolgreich ist und "Einfluss" hat, wollte die erfahrene Geldsammlerin nicht sagen. Ihre Zuhörer warnte sie, dass die Menschenfreundlichkeit Grenzen hat. Im Fall von Naturkatastrophen wie den Verwüstungen in New Orleans durch Katrina sei der Staat gefragt.

Arend Oetker, Präsident des "Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft", meinte, die beste Art der Philantrophie sei es, Leuten Arbeit zu geben. "Ich investiere in meine Firmen, das ist ein Teil meines sozialen Engagements." Weiter war auf der Konferenz Napster- und Facebook-Mitgründer Sean Parker zu hören, der mit der Facebook-Anwendung Causes das soziale Netzwerk zum sozialen Engagement umwandelt. 6 Millionen Dollar soll diese Anwendung verschiedenen Organisationen eingebracht haben. "Geldsammeln und das Engagement für gute Zwecke sind per se hochgradig soziale Tätigkeiten, da bietet es sich an, diese in sozialen Netzwerken abzubilden."

Auf der Konferenz diskutieren bis einschließlich Dienstag rund 800 "Mover und Shaker" des Web 2.0. Im Anschluss findet "Technology enables Success" statt, auf der Newcomer ihre Firmen vorstellen.

Siehe dazu auch:

Berichte von der DLD 2008:

(Detlef Borchers) / (anw)