Konflikt um Philips-Halbleiterfertigung in Hamburg spitzt sich zu

Der Konflikt zwischen der IG-Metall und Philips um den Tarifvertrag für 2300 Beschäftigte spitzt sich weiter zu. Auch die Übernahme einer am Philips-Standort Böblingen getroffene Regelung kommt für die IG Metall hier nicht in Frage.

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  • dpa

Der Konflikt um die Halbleiter-Fertigung von Philips mit 2300 Beschäftigten am Standort Hamburg spitzt sich zu. Nach einer Verhandlungsrunde am Vortag beurteilten am heutigen Mittwoch sowohl die Unternehmensleitung als auch die IG Metall die Aussichten für eine zügige Einigung eher skeptisch. Philips will die Kosten seiner Halbleiter-Sparte deutlich senken, um international konkurrenzfähig zu werden. Am Standort Böblingen mit 800 Beschäftigten hatte Philips mit der IG Metall einen Kompromiss gefunden. In Hamburg will die IG Metall die Böblinger Ergebnisse jedoch auf keinen Fall übernehmen.

"Die Zeit läuft ab", sagte der deutsche Halbleiter-Chef Gernot Fiedler gegenüber dpa in Hamburg. "Die Entscheidungsprozesse für neue Investitionen laufen im Konzern bereits und der Standort Deutschland kann nur davon profitieren, wenn die Kostenstrukturen konkurrenzfähig sind." Nach sechs erfolglosen Verhandlungsrunden habe er die große Sorge, dass es keine schnelle Lösung geben werde. Das Unternehmen fordert unter anderem Mehrarbeit ohne Lohnausgleich, eine Nullrunde und Veränderungen bei Sonderzahlungen, die künftig vom Ertrag abhängen sollen. Für das Management wurde laut Fiedler bereits die 45-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit eingeführt und eine Nullrunde bei den Gehältern vereinbart.

Die IG Metall Küste lehnt die Übernahme der Böblinger Regelungen strikt ab, weil in Hamburg andere Bedingungen herrschten, erklärte Tarifsekretär Christian Schoof. Die Gewerkschaft werde einen eigenen Entwurf für einen Tarifvertrag vorlegen und biete in der kommenden Woche weitere Verhandlungen an. "Philips muss sich bewegen", sagte Schoof. "Unsere Mitglieder wollen Einschnitte wie in Böblingen nicht akzeptieren." Dort haben die Beschäftigten -- je nach Sichtweise -- zwischen 15 und 20 Prozent Einbußen hingenommen. Schoof kündigte zudem an, dass die IG Metall, der Philips-Betriebsrat und einzelne Beschäftigte gegen Philips klagen wollen, weil das Unternehmen die Betriebsvereinbarung über Schichtzulagen gekündigt hat.

Falls es keine Einigung gebe, werde sich Philips "marktkonform verhalten", sagte Fiedler. Damit sind auch betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen. Ob es zu weiteren Verhandlungen komme, hänge von dem Inhalt des Vertragsentwurfes ab, den die Gewerkschaft vorlegen will. "Es macht keinen Sinn, sich an den Tisch zu setzen, wenn man meilenweit auseinander ist", sagte Fiedler. "Wir werden die Tür aber nicht zuschlagen." (dpa) / (thl)