Kostenloses TV+: Apple und Goldman Sachs streiten über Buchhaltungsmethode

Apple legt dem Kauf vieler neuer Geräte für ein Jahr seinen Streamingdienst gratis bei. Das Bankhaus stufte daraufhin die Aktie des Konzerns deutlich herunter.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 2 Kommentare lesen
Analyse: Apple TV+ ist viel heiße Luft
Lesezeit: 2 Min.

Sorgt ein kostenloses Apple-TV+-Abo für zahlreiche Kunden dafür, dass Apples Gewinne einbrechen? Beim Bankhaus Goldman Sachs (GS) ist man davon überzeugt – und hat deshalb das Kurzziel des iPhone-Herstellers signifikant heruntergeschraubt. Einen um 26 Prozent geringeren Unternehmenswert werde die Entscheidung erzeugen, dass der neue Streamingdienst Neukäufern von iPhone, iPad, iPod touch, Mac und Apple TV ein Jahr lang kostenlos offeriert wird, so die Banker.

GS-Analyst Rod Hall sieht einen "material negative impact" und glaubt nur noch daran, dass Apples Aktien bald 165 US-Dollar pro Stück wert sein werden. Aktuell steht der Kurs bei 218,75 Dollar. GS ist sowieso kein Apple-"Bull". Das Kursziel der Analysten vor der Herunterstufung lag – u.a. aufgrund von Apples potenzieller iPhone-Schwäche – nur bei 187 Dollar, also signifikant niedriger als die aktuelle Bewertung.

Hall sagte in einer Notiz an Investoren, Apple verschiebe mit seiner aktuellen Buchhaltungsmethode einfach nur Umsätze von Hardware in die Dienstesparte, so dass Kunden nicht merkten, dass sie für TV+ zu bezahlen hätten. Tatsächlich kalkuliert der Konzern Dienste, die kostenlos offeriert werden, in Gerätepreise ein. Das wird etwa bei kostenlosen iOS-Updates gemacht, die neue Funktionen bringen.

Das eine kostenlose Jahre Apple TV+ werde der Konzern im Paket mit der Hardware zu rund 60 Dollar ansetzen. Das sei für Apples Umsätze in der Servicesparte "bequem" – hier will der Konzern deutlich aufs Gas drücken. Doch sei dies schlecht für die Hardware-Durchschnittspreise und deren Marge – etwa im umsatzstarken Dezemberquartal. Der Apple-Aktie bekam der Bericht von Goldman Sachs überhaupt nicht. Sie fiel am Freitag um fast zwei Prozent.

Apple sah sich unterdessen gezwungen, zu der Herabstufung Stellung zu beziehen. In einem Statement gegenüber dem Börsensender CNBC) hieß es, man erwarte keine maßgeblichen Auswirkungen der Einführung von Apple TV+ auf sein Finanzergebnis – auch nicht im Rahmen der buchhalterischen Behandlung des Dienstes. Goldman Sachs hatte auch mitgeteilt, man rechne durch Apple TV+ mit einem Gewinnrückgang pro Aktie bei Apple um 16 Prozent. (bsc)