Kunstaktion in Berliner Apple Store geht gründlich daneben

Im Rahmen der Berliner Festspiele gab es auch eine unangekündigte Performance im Hauptstadtladen des iPhone-Produzenten. Dort rief man die Polizei.

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Kunstaktion in Berliner Apple Store geht gründlich daneben

Der Apple Retail Store am Kurfürstendamm ist das bislang einzige Ladengeschäft des iPhone-Herstellers in der deutschen Hauptstadt.

(Bild: Apple)

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Eine Kunstaktion hat im Berliner Apple-Laden Alarm und Sorge vor einem Anschlag ausgelöst. Am Samstagnachmittag verteilte eine rund 30-köpfige Gruppe in dem Geschäft am Kurfürstendamm eine zähe silbrige Substanz, die aussah wie giftiges Quecksilber.

Feuerwehr und Polizei räumten daraufhin den Store an der belebten Einkaufsstraße und sperrten das Geschäft für Stunden ab. Die Polizei hielt 27 Beteiligte vorübergehend fest und ermittelt nun wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung. Die Berliner Festspiele entschuldigten sich am Samstagabend für die "dramatische Entwicklung" der Aktion, die Teil eines Festivals gewesen sei.

Die Festivalleiter seien von Abläufen ausgegangen, "die keinerlei Form von Rechtsverstößen darstellen oder in anderer Hinsicht zum öffentlichen Ärgernis führen würden", erklärten die Berliner Festspiele. Laut Berliner Morgenpost sprach Intendant Thomas Oberender von einer "Überreaktion" der Behörden und von Apple.

Zum Zeitpunkt der Aktion hielten sich rund 500 Menschen im Laden auf. Anfangs war ungewiss, ob die Aktion tatsächlich mit den Berliner Festspielen zu tun hatte. Teilnehmer versicherten vor Ort, es handele sich um eine Kunstaktion. Die verstreute Substanz sei kein Quecksilber, sondern harmlos. Nachdem Spezialisten der Polizei die Substanz untersucht hatten, gaben sie am Abend Entwarnung.

Laut Berliner Festspielen wussten die Teilnehmer bei dem Projekt des Künstlers Johannes Paul Raether vorab nichts über den Ablauf. Im Laden sollten sie an Computern bestimmte Links aufrufen. Deren Inhalte sollten Teil einer Geschichte sein, die Raether über einen Audio-Guide erzählte. Beim Betreten des Ladens gab er ihnen je einen kleinen Ring aus dem Metall Gallium. Diese Ringe verflüssigten sich in den Händen, so dass das Sicherheitspersonal die Polizei rief. Das Metall kann zu Haut-, Augen und Atemwegsreizungen führen.

Auch Raethers Kostüm sorgte für Aufsehen: Sein Kopf war bunt bemalt, am Körper trug er ein hautenges Trikot, das an den Rennanzug eines Skifahrers erinnerte. Darüber trug er eine Art Lederkorsett. Von seinem Kopf baumelten vier lange Zöpfe.

Der Künstler und die Teilnehmer zeigten sich überrascht von der Reaktion der Polizei. Sie betonten, sie hätten die Beamten sofort über den Hintergrund der Aktion informiert. Die Polizei sprach von einer "notwendigen Sicherheitsmaßnahme". Wie Apple selbst dazu steht, blieb zunächst offen. Der Konzern war am Wochenende nicht zu erreichen.

Die Berliner Festspiele sind eine vom Bund finanzierte Institution, die jedes Jahr mehrere Festivals organisiert. Raether beteiligte sich an dem Festival "Foreign Affairs" der Festspiele. (mit Material von dpa) / (bsc)