Kurz vor Amtsübergabe: US-Regierung verschärft Chip-Sanktionen gegen China

Seit zwei Jahren versucht die US-Regierung, Chinas Aufholjagd bei KI-Technologie mit Sanktionen zu behindern. Nun steht die nächste Runde bevor.

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(Bild: Connect world/Shutterstock.com)

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Die scheidende US-Regierung will noch einmal weitgehende Sanktionen gegen Chinas Chipindustrie verhängen und Exporte an 140 Unternehmen untersagen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei anonyme Quellen. Es handele sich um eine der letzten weitreichenden Maßnahmen der Regierung von US-Präsident Joe Biden, um China hochentwickelte Chips für KI-Technologie vorzuenthalten. Es werde aber davon ausgegangen, dass auch sein Nachfolger Donald Trump daran nichts ändern wird. Betroffen sind demnach erstmals auch chinesische Firmen, die in die Chipindustrie investieren.

Laut Reuters umfassen die jüngsten Sanktionen Beschränkungen für den Export von High-Bandwith Memory (HBM), von 24 weiteren Fertigungswerkzeugen und von drei verschiedenen Software-Tools. Auch Chipfertigungstechnik aus Singapur und Malaysia soll demnach nicht mehr an chinesische Firmen geliefert werden dürfen. Zudem schreibt die Nachrichtenagentur, dass die US-Regierung noch weitergehende Sanktionsmöglichkeiten für sich in Anspruch nimmt, die für Hersteller aus den USA, Japan und den Niederlanden gelten. Die dürfen demnach nur noch liefern, was in Japan oder den Niederlanden hergestellt wird. Das würde etwa den niederländischen Konzern ASML betreffen.

Der angeblich unmittelbar bevorstehende Schritt ist bereits der dritte Versuch, Chinas Chipindustrie über Sanktionen zu behindern. Ursprünglich hat die US-Regierung im Oktober 2022 den Verkauf der leistungsfähigsten GPU-Beschleuniger untersagt. Die Technik ist vor allem für das Training von KI-Algorithmen gefragt. Weil Nvidia das Verbot aber mit angepassten Versionen der schnellsten eigenen Modelle und mithilfe eines Schlupflochs umgangen hat, hat die US-Regierung die Verbote im Herbst 2023 angepasst. Die Vorgaben der dritten Runde dürften nun einmal mehr verschiedene Hersteller treffen. Laut Reuters will die US-Regierung Staaten von den Sanktionen ausnehmen, die vergleichbare Beschränkungen umsetzen.

Die Exportverbote von HBM dürften demnach vor allem die südkoreanischen Konzerne Samsung und SK Hynix sowie Micron aus den USA treffen. Die genauen Folgen müssen aber noch abgewartet werden. Das Wall Street Journal weist bereits darauf hin, dass die lange Wartezeit auf die nächste Sanktionsrunde Chinas Wirtschaft genügend Zeit gegeben haben dürfte, sich mit der jetzt blockierten Technik einzudecken. Das stelle einmal mehr unter Beweis, welche Probleme die US-Regierung damit habe, Chinas Aufholjagd wirklich effektiv zu behindern.

(mho)