Landesdatenschützerin: Luca-App in Brandenburg nur in einem Fall erfolgreich

Die Luca-App wurde trotz früh geäußerter Bedenken von fast allen Bundesländern eingesetzt. In Brandenburg half sie kaum, in Hamburg kostete sie weiter.

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(Bild: Camilo Concha/Shutterstock.com)

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Die Luca-App, die in der Corona-Pandemie dabei helfen sollte, einfacher Kontakte nachzuverfolgen, soll in Brandenburg nur ein einziges Mal tatsächlich erfolgreich genutzt worden sein. Dies hat die Landesdatenschutzbeauftragte Dagmar Hartge am Mittwoch im Innenausschuss des Brandenburger Landtags mitgeteilt, berichtet die Märkische Allgemeine.

Die App, an der auch Smudo von den Fantastischen Vier beteiligt war, geriet schon rasch nach ihrer Einführung in die Kritik. So wurden die erhobenen Daten – anders als bei der Corona-Warn-App – zentral gespeichert. Das weckte Begehrlichkeiten – unter anderem bei Polizeien, die versuchten, mit den erhobenen Daten Straftaten aufzuklären. Auch ließen sich Eingaben in der App leicht manipulieren und der Einsatz konnte für Gesundheitsämter gefährlich werden.

Datenschützerin Hartge kritisierte nun erneut die unzureichenden Dokumentationsverfahren innerhalb der App. Sie habe zwar Verständnis dafür, dass sich Behörden in einer Pandemie beeilten, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, jedoch nähmen die Angriffe durch "Dritte und staatliche Stellen" zu. Datenschutz sei daher von "fundamentalem Wert".

Trotz allem hatte es die Luca-App schnell zu einiger Popularität geschafft und war von einem Großteil der Bundesländer für rund 21 Millionen Euro für ein Jahr lizenziert worden. Nur Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen hatten die App nicht offiziell als Landeslösung eingesetzt. Bei der Vergabe waren manche Länder auch übereifrig und nahmen keine öffentliche Ausschreibung vor, obwohl es eine Vielzahl von Corona-Apps gab – zum Teil sehr regional aufgestellt – , die eine Konkurrenz hätten sein können.

Letztendlich wurde die Luca-App nur für wenige Monate genutzt, viele Länder kündigten noch Anfang des Jahres 2022 den raschen Ausstieg an. Laut der Bild soll sich Hamburg allerdings lange Zeit dafür gelassen haben. Die Stadt habe für die in den letzten neun Monaten des vergangenen Jahres nicht mehr genutzte Luca-App knapp 36.000 Euro ausgegeben. Demnach wurden für die "Ruhendstellung" des Vertrages mit der Entwicklerfirma monatlich 3986,50 Euro brutto fällig. Die Lage sei im Frühjahr 2022 noch zu unübersichtlich gewesen, um sich komplett von der App zu verabschieden, erklärte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Gekündigt wurde nach einer endgültigen Entscheidung im Herbst dann zum Jahresende 2022.

Die Entwickler der Luca-App hatten sich gleichwohl schon im April 2022 von der Kontaktnachverfolgung verabschiedet und die Folgenutzung der App vorbereitet. Dass dies nach dem Einsatz in der Pandemie genau so passieren könnte, hatten Beobachterinnen und Beobachter des Geschehens schon früh vermutet. Luca warb Gelder für die Weiterentwicklung ein, unter anderem, um eine Geldbörsenfunktion einzuführen. Mit altem Namen, aber neuer Aufgabe als Bezahl-App, siedelt sich Luca nun weiter im Gastronomie- und Event-Bereich an.

(kbe)