Langstrecken-eVTOL Vertiia absolviert Testflug

Mit Wasserstoff soll das Langstrecken-eVTOL Vertiia später fliegen. Beim Testflug kam die Energie ausschließlich aus Batterien.

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(Bild: AMSL Aero)

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Das für längere Flugstrecken konzipierte eVTOL (eVTOL – electric Vertical Take-Off and Landing aircraft) Vertiia des australischen Luftfahrtunternehmens AMSL Aero hat einen Testflug absolviert, wie New Atlas am Montag berichtet. Bei dem Schwebeflug, der Anfang Februar im australischen Bundesstaat New South Wales stattfand, war die achtmotorige Flugmaschine angeleint. Horizontal flog die Vertiia nicht.

In Australien sind die Entfernungen größer als etwa in Großstädten, in denen solche elektrisch angetriebenen Lufttaxis gemeinhin Menschen befördern sollen. Entsprechend muss ein eVOTL für den Einsatz in Australien eine höhere Reichweite haben. AMSL Aero sieht hier eine Lücke, die die Vertiia füllen soll. Angedacht ist, dass das Fluggerät letztendlich Distanzen bis zu 1000 km am Stück bewältigen kann. Zunächst ferngesteuert. Später soll die Vertiia autonom fliegen und etwa Kranke aus dem Outback in Kliniken fliegen.

Der Antrieb der Vertiia ist elektrisch. Befeuert werden soll der eVTOL in der endgültigen Version mit Energie aus Batterien und Brennstoffzellen. Damit sei es möglich, die Flugmaschine auf eine maximale Geschwindigkeit von 300 km/h zu beschleunigen.

Bis es so weit ist, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Der mit Akkus und Elektromotoren angetriebene Prototyp, der den Testflug ferngesteuert absolvierte, hob nur wenig vom Boden ab, wie aus dem Bericht von New Atlas hervorgeht. Angeleint an mehreren Verbindungsschnüren verharrte die fünfsitzige Maschine im Schwebeflug in der Luft, bis sie wieder sicher landete.

AMSL beabsichtigt, nach dem gelungenen Erstflug zunächst weitere Schwebeflüge zu absolvieren und dabei Daten zu sammeln. Derzeit arbeite das Unternehmen an der Flugsteuerung, die dann auch Flüge in der Horizontalen ermöglichen soll. Dies ist etwas komplizierter als bei eVTOLs, deren Antriebe in einer Ebene untergebracht sind. Denn AMSL Aero hat die Vertiia mit Tragflächen im Boxwing-Prinzip konstruiert. Zwei Tragflächen sind dabei versetzt miteinander verbunden. An jeder Tragfläche befinden sich je vier Elektromotoren mit Luftschrauben. Die aerodynamischen Vorteile dieses Boxwing-Aufbaus sollen einen geringen Energieverbrauch garantieren und damit längere Flüge ermöglichen, so der Plan. Zugleich ist aber der Übergang vom Vertikal- in den Horizontalflug schwieriger umzusetzen.

Mit einer schnellen Fertigstellung rechnet AMSL Aero nicht. Neben der Flugsteuerung, die dann beliebige Flugmanöver im Raum zulässt, fehlt auch noch der gesamte Antriebsstrang auf Brennstoffzellenbasis. Daran werde aber bereits gearbeitet. Bis die Vertiia einsatzbereit ist, dürften noch mehrere Jahre vergehen. Der jetzige Prototyp sei allerdings schon auf Brennstoffzellentechnik ausgelegt. In Tanks an den Enden der Tragflächen soll der Wasserstoff außerhalb der Kabine bevorratet sein. Um bei der Entwicklung des Brennstoffzellen-Antriebsstranges schneller voranzukommen, arbeite man mit externen Partnern zusammen.

AMSL Aero geht davon aus, 2026 erste Vertiia ausliefern zu können. Dafür benötigen das Unternehmen aber sicherlich mehr Kapital als die 23 Millionen australische Dollar, etwa 14,8 Millionen Euro, die es in einer Serie-B-Finanzierung im September 2022 eingefahren hat.

(olb)