Lebewesen bauen wie mit Lego

Die "International Genetically Engineered Machine Competition", ein internationaler Wettbewerb für synthetische Biologie, platzt aus allen Nähten: Vor der Weltmeisterschaft am Massachusetts Institute of Technology (MIT) müssen zunächst drei regionale Qualifikationsturniere in Europa, Asien und Amerika ausgetragen werden.

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Von
  • Hans-Arthur Marsiske

Im achten Jahr seines Bestehens muss sich iGEM, ein internationaler Wettbewerb für synthetische Biologie, eine neue Struktur geben. Der kontinuierliche Zuwachs an Teilnehmern macht das erforderlich. Zwar stehen die genauen Wettbewerbsdaten für 2011 noch nicht fest und die Registrierung ist ebenfalls noch nicht eröffnet. Klar ist aber schon, dass es vor der Weltmeisterschaft am Massachusetts Institute of Technology (MIT) drei regionale Qualifikationsturniere in Europa, Asien und Amerika geben wird, organisiert von neu zu etablierenden Regionalkomitees. Das Ziel ist es, die Kosten der Veranstaltung auf einem erträglichen Niveau zu halten.

Der Studentenwettbewerb wurde 2003 ins Leben gerufen, zeitgleich mit der Einrichtung des Registry of Standard Biological Parts am MIT, einem Online-Katalog für standardisierte Biomoleküle. Die Aufgabe für die Teams besteht darin, mithilfe dieser "BioBricks" biologische Systeme zu konstruieren, die gezielt für bestimmte Aufgaben eingesetzt werden können. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. So gab es im vergangenen Jahr ein Team, das die Zellen elektrischer Aale als alternative Energiequelle nutzen wollte. Andere Teams hatten Bakterien so manipuliert, dass sie beim Kontakt mit bestimmten Schadstoffen ihre Farbe änderten. Im Verlauf des Wettbewerbs entstehen häufig neue BioBricks, die dann dem Katalog hinzugefügt werden.

Während beim ersten Turnier lediglich fünf Teams teilnahmen, waren es im vergangenen Jahr bereits 130, die den Molekülkatalog um mehr als 1800 neue Bauteile auf mittlerweile über 5000 erweiterten. Die Idee ist es, die Handhabung dieser Teile so einfach zu gestalten wie das Bauen mit Legosteinen. Der iGEM-Siegespokal sieht denn auch aus wie ein überdimensionierter Legostein.

Für die kommenden Jahre erwarten die Organisatoren einen weiteren Zuwachs der Teilnehmerzahlen. Stephen Davies, einer der Juroren des Wettbewerbs, verglich gegenüber der New York Times die Stimmung unter den Synthetischen Biologen mit der Zeit der Erfindung der Dampfmaschine. "Gegenwärtig scheint mit synthetischer Biologie alles möglich zu sein", sagt er. "Die Leute probieren was aus, Kessel explodieren. Jeder versucht zu zaubern."

Drew Endy, einer der Mitbegründer von iGEM, beschreibt die Idee am Beispiel eines Buchregals. Man könne einen Baum fällen, ihn zu Brettern zersägen und daraus ein Regal zusammenbauen. "Oder Sie programmieren die DNS des Baumes so, dass er zu einem Regal wächst."

Im Rausch der Machbarkeit wird im Rahmen von iGEM derzeit noch wenig über Risiken und ethische Bedenken nachgedacht. Von Seiten der Veranstalter werden die Teilnehmer zwar mehr und mehr auch in diese Richtung gedrängt. Doch bei der Preisverleihung im vergangenen November verwies iGEM-Direktor Randy Rettberg auf die Entwicklung des Internets in den vergangenen 40 Jahren und sagte: "Ich denke, über die nächsten 40 Jahre wird synthetische Biologie auf ähnliche Weise wachsen und mindestens so wichtig werden wie das Internet heute. Ihr werdet das Feld anführen, die Firmen gründen, die Privatjets besitzen und mich zum Mitfliegen einladen." (pmz)