Leistungsschutzrecht kommt Suchmaschine Ecosia teuer
Elf Prozent der deutschen Umsätze soll Ecosia an Presseverlage zahlen, weil die Suchmaschine auf deren Werke verlinkt. Ein Teil geht an Corint Media.​
Die Verwertungsgesellschaft Corint Media (ehemals VG Media) meldet eine erste Einigung mit einer Suchwebseite zum Leistungsschutzrecht: Ecosia hat eingewilligt, elf Prozent ihrer Umsätze an Presseverlage auszuschütten, weil Überschriften, Vorschaubilder und kurze Textausschnitte in den Suchergebnissen zu sehen sind. Das gilt rückwirkend zum Stichtag der Einführung der Leistungsschutzrechte, dem 7. Juni 2021.
Die Suchergebnisse auf der werbefinanzierten Ecosia-Webseite stammen von Microsofts Suchmaschine Bing. Ecosia investiert den gesamten Gewinn in nachhaltige Umweltprojekte; dafĂĽr steht nun weniger Geld zur VerfĂĽgung.
Für die Corint Media-Geschäftsführer Markus Runde und Christoph Schwennicke ist der Abschluss eines ersten Musterlizenzvertrags mit einem Suchmaschinenanbieter nicht nur ein deutlicher Erfolg für die Finanzierbarkeit freier Presse und der Arbeit von Journalisten, sondern auch ein Signal: "Wir haben mit diesem Vertrag eine Verkehrsdurchsetzung für die angemessene Vergütung bei Nutzung der Presseerzeugnisse durch alle Suchmaschinenbetreiber geschaffen."
Schiedsverfahren mit Google, Microsoft
Corint Media vertritt Forderungen von Verlagsgruppen wie Axel Springer, Handelsblatt, Funke und DuMont, beispielsweise jedoch nicht Heise Medien. Nach eigenen Angaben umfasst das Rechteportfolio der Verwertungsgesellschaft zirka 30 Prozent der Presseerzeugnisse Deutschlands. Entsprechend erhält Corint Media nicht die gesamten elf Prozent der Ecosia-Umsätze, sondern 3,3 Prozent.
Mit dem Vertrag verzichten die Parteien auch auf das Recht, etwaige Ansprüche gerichtlich klären zu lassen. Anderswo geht es nicht ohne Kadi: Am 1. April hat Corint Media angekündigt, gerichtlich gegen Bing-Betreiber Microsoft vorzugehen. Tatsächlich hat das Deutsche Patent- und Markenamt im Juni bestätigt, dass Ende Mai ein Antrag der Verwertungsgesellschaft auf ein Schiedsstellenverfahren zum Leistungsschutzrecht mit Microsoft eingegangen ist.
Am 21. Juli hat Corint Media dann auch ein Schiedsverfahren gegen Google eröffnet. Die Vorstellungen liegen weit auseinander. Während die Verwertungsgesellschaft im Namen von Verlegern von Google 420 Millionen Euro Lizenzgebühren für Leistungsschutzrechte für 2022 fordert, hat der Datenkonzern 3,2 Millionen Euro geboten. Darüber hinaus setzt Google auf direkte Verträge mit deutschen Verlagen.
Meta sieht keinen Anlass, zu zahlen
Meta Platforms, Betreiber der Sozialen Netzwerke Facebook und Instagram, ignoriert derweil die Millionenforderungen deutscher Verleger. Meta ist der Ansicht, nichts zahlen zu müssen, da es selbst keine Presseinhalte zusammenstellt. Die nämlichen Inhalte würden entweder von einzelnen Usern hochgeladen, was gebührenfrei ist, oder von den Presseverlagen selbst. Das ist nach Metas Nutzungsbedingen nur zulässig, wenn dafür keine Forderungen gestellt werden.
Mit Ecosia bäckt Corint Media jedenfalls kleinere Brötchen. Laut netmarketshare.com hatte Ecosia in den letzten zwölf Monaten einen weltweiten Marktanteil von 0,08%. Nach eigenen Angaben setzt die Berliner Firma ungefähr 28 Millionen Euro im Jahr um, was sich wiederum auf Einnahmen aus aller Welt bezieht. Deutschland ist zwar der größte Markt Ecosias, dennoch dürfte Corint Media nur einen niedrigen sechsstelligen Betrag lukrieren.
(ds)