Letztes Teil montiert: Feierliche Eröffnung des Riesenlasers XFEL

3,4 Kilometer misst der Tunnel des neuen Röntgenlaser am Hamburger Stadtrand. Er soll Wissenschaftlern aus aller Welt völlig neue Forschungsmöglichkeiten eröffnen.

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Letztes Teil von Riesenlaser montiert: Feierliche Eröffnung des XFEL

(Bild: European XFEL)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Wiebke Dördrechte
  • dpa

Atomare Details von Viren und Zellen entschlüsseln, dreidimensionale Aufnahmen vom Nanokosmos machen und untersuchen, wie Vorgänge im Inneren von Planeten vonstatten gehen – der 1,22 Milliarden Euro teure Röntgenlaser "European XFEL" (X-Ray Free-Electron Laser) soll all das möglichen machen. Am Donnerstag wurde die Anlage bei Hamburg feierlich eröffnet. Durch das Schießen von 27.000 Laserblitzen in der Sekunde und einer milliardenfach höheren Leuchtstärke als bei herkömmlichen Röntgenstrahlungsquellen durch einen 3,4 Kilometer langen Tunnel zwischen dem Desy in Hamburg und Schenefeld (Kreis Pinneberg) in Schleswig-Holstein wollen Forscher künftig die Nanowelt verstehen.

Derzeit beteiligen sich elf Länder an dem Projekt. Neben Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Polen, Schweden, der Schweiz, der Slowakei, Spanien und Ungarn ist auch Russland mit dabei. Die Kosten des Projekts in Höhe von 1,22 Milliarden Euro trägt Deutschland zu rund 60 Prozent. Von den weiteren zehn beteiligten Ländern ist Russland mit 27 Prozent der größte Geldgeber.

"Heute ist ein wichtiger Tag für die Wissenschaft und Wissenschaftler in Europa und auf der ganzen Welt. Wir erwarten mit Spannung die ersten Experimente", sagte der stellvertretende polnische Minister für Wissenschaft und Bildung, Piotr Dardzinski, als Vertreter eines der Geberländer. Bei der feierlichen Eröffnung montierten Dardzinski, der Vorsitzende des DESY-Direktoriums, Professor Helmut Dosch, der Vorsitzende der Geschäftsführung von European XFEL Professor Massimo Altarelli sowie Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) symbolisch ein Metallrohr als eines der letzten Bauteile.

Einweihung des XFEL (9 Bilder)

Einer der Tunnel des XFEL
(Bild: European XFEL)

"Es finden jetzt Entdeckerreisen in der Nanoforschung statt", sagte Fegebank bei der Begehung der 30 Meter unter der Erde befindlichen Tunnelanlage. Dabei wird der Laser laut Hamburgs Wissenschaftssenatorin etwa zu Erkenntnisse in der Klima- und Medikamentenforschung beitragen.

Der erste Elektronenstrahl soll Anfang 2017 durch die Tunnelanlage gehen, einige Zeit später der erste, durch sogenannte Undulatoren erzeugte Röntgenstrahl folgen. Die gemeinnützige Forschungsorganisation European XFEL GmbH wird bei Inbetriebnahme rund 280 Menschen beschäftigen. Sie arbeitet eng mit dem Forschungszentrum DESY zusammen.

Der Laser wird nach Angaben von Sprecher Bernd Ebeling der größte und leistungsfähigste Linearbeschleuniger weltweit sein. "Was wir mit dem Laser sehen werden, ist viel besser als das, was die NASA derzeit im Orbit erkennen kann", sagte Dosch. (mho)