Liberty Alliance veröffentlicht Spezifikation für "virtuellen Ausweis"

Der Wettstreit mit Microsoft um ein Authentifizierungs-System im Internet nimmt Fahrt auf.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Wettstreit um ein Authentifizierungs-System im Internet nimmt Fahrt auf: Die Industrie-Initiative Liberty Alliance, ursprünglich von Sun ins Leben gerufen, hat die Spezifikation für Version 1 ihres virtuellen "Internet-Ausweises" vorgestellt. Ziel ist es, sichere User-Identifizierung und -Anmeldung für den elektronischen Handel unabhängig von der technischen Umgebung zu etablieren -- und dies, ohne dass sich der Käufer bei jedem Onlinehändler neu anmelden muss.

Mit der Version 1.0 stellt Liberty Alliance Entwicklern die Werkzeuge zur Verfügung, mit denen sie Authentifizierungssysteme unabhängig von nur einem Produkt schreiben können, betonte die Organisation bei der Vorstellung der Spezifikation. Das System ist direkte Konkurrenz zum umstrittenen Passport-System von Microsoft, das Teil der .NET-Strategie des Redmonder Konzerns ist. Sun kündigte bereits an, das System in sein Sun-ONE-Projekt zu integrieren. Erste Produkte, die den Ausweis der Liberty Alliance nutzen, sollen Ende 2002 verfügbar sein, unter anderem von Novell und RSA Security.

Die Liberty Alliance zählt derzeit 62 Unternehmen als Mitglieder, darunter AOL Time Warner, Nokia, Ericsson, Vodafone, France Telecom, NTT DoCoMo, Citigroup, Mastercard und Visa. Anders als das Konzept von Microsoft will die Allianz ein System anbieten, bei dem sich der Kunde sicher ausweisen kann, die Daten jedoch nicht zentral gespeichert werden sollen. Dafür sollen Online-Unternehmen untereinander die Richtigkeit der Daten ihrer Kunden gewährleisten. Details hatten die Unternehmen bislang nicht veröffentlicht. Microsofts Passport nutzten nach Angaben der Marktforschung Gartner im Februar bereits 14 Millionen Kunden. Kurz nach Gründung der Liberty Alliance im September 2001 hatte Microsoft sogr eine Zeitlang einen Beitritt erwogen. Schon einen Monat spottete Microsoft-Chef Steve Ballmer über Sun, dass das Unternehmen AOL nicht mit ins Boot holen konnte. Der Spott währte nur bis Dezember 2001, denn da entschloss sich der weltgrößte Online-Dienst, Mitglied der Liberty Alliance zu werden.

In der Version 1 der Liberty Alliance ist unter anderem festgelegt, dass Anwender bestimmte Accounts an unterschiedliche Anbieter binden können, die dann wiederum in einem "Circle of Trust" gegenseitig Garantien abgeben. Die Authentifizierung wird zudem, wenn sich ein User abmeldet, bei allen beteiligten Anbietern zurückgezogen. Die zusammengeschlossenen Firmen und Einrichtungen können sich intern darüber verständigen, welche Art der Authentifizierung notwendig ist, damit ein User korrekt angemeldet ist -- trotzdem soll kein Austausch von Kundendaten zwischen den einzelnen Anbietern notwendig sein, sondern über den denzentralen "Circle of Trust" werden nur bestimmte Informationen weitergegeben, dass ein User in einem bestimmten Kontext sicher authentifiziert wurde. Die komplette Spezifikation in der Version 1.0 ist (nach einer Registrierung) auf der Website der Liberty Alliance erhältlich. (jk)