Lieferdienste: DoorDash übernimmt Wolt​

Mit der Übernahme des finnischen Startups Wolt gelingt dem US-Lieferdienst der Sprung nach Deutschland. Der Wettbewerb auf dem lukrativen Markt wird härter.

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Ein Wolt-Fahrer holt seine Lieferung im Restaurant ab.

(Bild: Wolt)

Lesezeit: 4 Min.

Der US-Lieferdienst DoorDash macht sich mit der Übernahme des finnischen Wettbewerbers Wolt weiter in Europa breit. Für Wolt, das in den Großstädten 23 europäischer Länder Essen an die Wohnungstür liefert, bezahlen die Amerikaner mit einem Aktienpaket im Wert von rund 7 Milliarden Euro. DoorDash begibt sich damit auf einen Markt mit intensivem Wettbewerb, um dessen Hoheit bereits europäische Riesen wie das Berliner Startup Gorillas oder der niederländische Konzern Just Eat Takeaway (Lieferando) kämpfen.

Der bisherige Wolt-Chef und Mitgründer Miki Kuusi werde für DoorDash das internationale Geschäft leiten, wie die Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch mitteilten. Das Geschäft soll im ersten Halbjahr 2022 über die Bühne gehen. Die Aktie von DoorDash legte im nachbörslichen US-Handel nach Bekanntgabe des Deals und der Quartalszahlen um gut 19 Prozent zu.

DoorDash war bisher vorwiegend im Heimatmarkt USA sowie in Kanada und Australien aktiv. In den USA gilt das Unternehmen als Marktführer vor Konkurrenten wie Uber Eats oder der von Just Eat Takeaway übernommenen Firma Grubhub. Im vergangenen Quartal steigerte das Unternehmen den Umsatz im Jahresvergleich um 45 Prozent auf 1,275 Milliarden US-Dollar, während der Verlust von 43 auf 101 Millionen Dollar anstieg.

Über DoorDashs Ambitionen in Europa wurde schon seit Monaten spekuliert. Das US-Unternehmen hatte sich zuletzt an einer Finanzierungsrunde des Berliner Lebensmittel-Lieferanten Flink beteiligt. Mit Wolt erhält DoorDash Zugang zum deutschen Markt. Ansonsten sind die Finnen überwiegend in Nord- und Osteuropa präsent; es fehlen Großbritannien und wichtige südeuropäische Länder. Wolt hat rund 4000 Mitarbeiter und hat mit 2,5 Millionen aktiven Nutzern im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 285 Millionen Euro 38 Millionen Euro Verlust gemacht.

In Europa ist bei der Lieferung von Restaurantessen der niederländische Konzern Just Eat Takeaway (Lieferando) besonders stark. Nachdem Delivery Hero sein Deutschlandgeschäft an die Niederländer verkauft hatte und Wettbewerber wie Deliveroo verschwanden, war Takeaway mit der Marke Lieferando in Großstädten wie Berlin eine Weile der einzige Lieferdienst. Inzwischen mischt auch Uber Eats im deutschen Geschäft mit.

Wolt war unter anderem mit dem Versprechen angetreten, seine Lieferfahrer fair zu bezahlen. Mit dem zunehmendem Wettbewerb auch um Arbeitskräfte geraten die Arbeitsbedingungen der Liefer-Startups ins Blickfeld. Dass unbefristete Verträge schon als Fortschritt gelten, verweist auf die prekären Verhältnisse in der Branche. Der Liefer-Boom findet buchstäblich auf dem Rücken der oft ausländischen Fahrer statt.

Das Geschäft mit der Lieferung von fertigem Essen und Lebensmitteln hat in der Corona-Pandemie einen kräftigen Schub bekommen und hält auch trotz wieder geöffneter Restaurants an. Verschiedene Unternehmen drängen mit Investoren im Rücken in den Markt und kämpfen um die Vorherrschaft. Das inzwischen im Dax notierte Delivery Hero schickt seine Foodpandas wieder ins Rennen gegen die Gorillas. Auch Flink und Getir wollen ihr Stück vom Lieferkuchen.

Es kommt vermehrt zu Übernahmen. Just Eat Takeaway blätterte für Grubhub im vergangenen Jahr gut sieben Milliarden US-Dollar hin, Uber kaufte den Zustelldienst Postmates für mehr als 2,5 Milliarden US-Dollar. Die Logik dahinter: Der Gewinner nimmt sich alles. Denn die Margen im Liefergeschäft sind – gerade bei den Lebensmitteln – hauchdünn. Die Investoren wollen irgendwann Rendite sehen, also muss es die Masse machen. Für die Bedürfnisse der Fahrer dürfte da weniger Platz sein.

(vbr)