Linux 3.4 wird GeForce GTX 680 und Southern-Islands-GPUs unterstĂĽtzen

Der Nouveau-Treiber von Linux 3.4 soll rudimentäre Unterstützung für die GeForce GTX 680 bieten. Auch Treiber-Erweiterungen für die Radeon-HD-Serie 7xxx sind in den Hauptentwicklungszweig von Linux eingezogen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

GeForce GTX 680.

(Bild: c't)

Ungefähr acht Stunden nach der Vorstellung der GeForce GTX 680 zog rudimentäre UnterstĂĽtzung fĂĽr diese Nvidia-Grafikkarte in den Nouveau-DRM/KMS-Treiber des Hauptentwicklungszweigs von Linux ein. Seit Anfang der Woche wird in diesem Zweig der fĂĽr Ende Mai erwartete Linux-Kernel 3.4 vorbereitet. Mit dieser Version wird Nouveau zudem die Einstufung als Staging-Treiber ablegen.

Die Patch-Sammlung, die diese Ă„nderungen vornimmt, bringt netto nur 102 neue Codezeilen; der so erweiterte Treiber beherrscht bei der GTX 680 allerdings auch nur das Einstellen typischer Bildschirmmodi ("Modesetting"). Dadurch können Live-Linuxe oder die Installer von Linux-Distributionen eine zu modernen Monitoren passende Auflösung einstellen, was mit Standard-Vesa-Treibern häufig nicht möglich ist. Die Einstellung gelänge auch durch den Einsatz von Nvidias proprietärem Treiber, den die meisten Distributionen allerdings nicht in ihre Installations- und Live-Images integrieren, da das zu Lizenzstreitigkeiten fĂĽhren könnte.

Die GTX 680 ist mit ihrem als GK104 oder NVE0 bekannten Chip die erste Grafikkarte mit einem Grafikkern aus Nvidias "Kepler"-Generation. Es ist unklar, wie der fĂĽr Red Hat an den Nouveau-Treibern arbeitende Ben Skeggs den Nouveau-Treiber so flott auf die Kepler-Architektur anpassen konnte. Offenbar hatte er vorab Zugriff auf eine solche Karte. Zudem war der Anpassungsaufwand wohl vergleichsweise klein, da bereits einige der neueren Grafikchips aus Nvidias Fermi-Generation einige Funktionsblöcke zur Bildschirmansteuerung nutzen, die sich nicht allzu sehr von jenen der Kepler-Chips unterscheiden sollen.

Volle UnterstĂĽtzung fĂĽr die Kepler-Chips bietet die Version 295.33 der proprietären Grafiktreiber fĂĽr x86-32/ix86- und x86-64/x64-Linux, die Nvidia gestern parallel zur Vorstellung der GTX 680 freigegeben hat. Es dĂĽrfte vermutlich noch einige Zeit dauern, bis die Nouveau-DRM/KMS-Treiber im Kernel und der Nouveau-Treiber in Mesa 3D-UnterstĂĽtzung bei Kepler-Chips bieten: Die Entwickler der Open-Source-Treiber mĂĽssen die nötigen Programmierinformationen per Reverse Engineering finden, da Nvidia den Entwicklern keinerlei Informationen bereit stellt. AMD und Intel hingegen stellen nicht nur Informationen bereit, sondern treiben die Entwicklung freier Linux-Treiber sogar selbst voran.

UnterstĂĽtzung fĂĽr die im Dezember vorgestellte und mit der GTX 680 um die Gunst des Kunden konkurrierende Radeon HD 7970 hat ein AMD-Entwickler allerdings erst Mitte dieser Woche veröffentlicht. Auch diese Treibererweiterungen hat Linus Torvalds nun in den Hauptentwicklungszweig von Linux aufgenommen. Durch sie wird Linux 3.4 auch die Grafikkerne der in den nächsten Wochen erwarteten Trinity-Prozessoren sowie die noch jungen Mittelklasse-Grafikkarten der Radeon-HD-7700-Serie unterstĂĽtzten, deren Grafikkerne genau wie jener der 7970 zur Southern-Islands-Generation gehören. Bei letzteren lässt sich fĂĽrs erste aber keine 3D-Beschleunigung nutzen. HintergrĂĽnde zu diesen Treiber-Ă„nderungen beschreibt ein Kernel-Log auf heise open:

Im Kernel-Log werden auch noch einige andere Entwicklungen beim Linux-Kernel und dessen Umfeld erläutert – darunter ein Problem im Umfeld der Grafiktreiber für Intel-Grafikkerne, durch die es nach dem Aufwachen aus dem Ruhezustand (Hibernate/Software Suspend/ACPI S4) zu Speicherverfälschungen kommen kann. (thl)