Linux 5.11: Support für Intel SGX, neue Treiber und kleinere Verbesserungen

Seite 2: Grafik und Gaming

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Nachdem die Windows-Treiber von Intel für Gen11-GPUs bereits 2019 um Integer-Mode-Scaling aufgestockt wurden, hält mit Kernel 5.11 diese Neuerung auch auf Linux-Systemen Einzug. Der DRM-Treiber für i915 unterstützt Integer-Scaling – ebenfalls nur für Gen11 / Ice Lake. Das Integer-Scaling sorgt für ein klareres Bild beim Upscaling von Games und anderer grafikorientierter Software. Insbesondere Pixel-Art-Content, wie er in Retro-Spielen und Video-Streams vorkommt, profitiert von der neuen Technik. XBMC/Kodi ist beispielsweise bereits für diese Technik vorbereitet.

Intel Gen9 und neuer erhält zudem nach langen Code-Review-Zyklen endlich das Async-Page-Flipping. Interessant ist dies für Games und andere Applikationen im Vollbild bei nativer Bildschirmauflösung: Deren Leistung lässt sich dadurch, dass das sonst notwendige Extra-Blit pro Frame vor dem Page-Flip eingespart werden kann, steigern.

Für die kommenden GPU-Generationen Green Sardine und Van Gogh von AMD bietet der neue Kernel rudimentäre Unterstützung. Außerdem fließt Support für Dimgrey Cavefish als zukünftigen neuen Vertreter im RX6000-Lager ein. Die aktuellen Radeon RX6800 und RX6900 (Sienna Cichlid) profitieren von Performance-Steigerungen.

NVIDIA GA100 und GeForce RTX "Ampere" unterstützt nun der Nouveau-Treiber fürs Kernel Mode Setting (KMS). Mit reinem KMS steht damit allerdings keine 3D-Beschleunigung, sondern lediglich das Setzen des Video-Modes zur Verfügung. Das genügt gerade, um das System soweit aufzusetzen, dass man sich von der NVIDIA-Seite den proprietären Treiber herunterladen und diesen installieren kann. Bleibt zu hoffen, dass in zukünftigen Kernel-Versionen der Nouveau-Treiber vollständigen Ampere-Support erhalten kann/wird.

Durch Syscall User Dispatch (SUD) adressiert Linux 5.11 moderne Windows-Spiele, die unter Wine beziehungsweise Proton laufen. Bislang kommt Linux beim Ausführen moderner Spiele das Digital Rights Management (DRM) in die Quere. Viele Games umgehen die Windows-API zugunsten von direkten System-Calls, um so DRM und ähnliche Schutzmechanismen zu implementieren.

Würde Wine auf jeden möglichen Fall eines solchen direkten System-Calls mit einer emulierten Antwort reagieren wollen, würde das den Emulator bis zur Umbrauchbarkeit verlangsamen. Mit SUD leitet der Linux-Kernel die betreffenden System-Calls effizient um, sodass diese wieder im User-Space landen. Dort nimmt sie Wine in Empfang und bearbeitet sie entsprechend. Salopp gesprochen lässt sich Wine vom Linux-Kernel gezielt anstoßen, statt selbst alle Eventualitäten von direkten System-Calls durchzuprüfen.

Bislang waren die Treiber des Power Capping Framework (PowerCap), mit dem sich die Energieaufnahme der Chips überwachen und steuern lässt, auf Intel beschränkt. Die dahinter stehende Technik ist das "Running Average Power Limit" (RAPL) von Intel. Mit Linux 5.11 halten Patches für AMD ab Zen 1 Einzug. Ryzen- und Epyc-Systeme können mit dem neuen Kernel von der bestehenden PowerCap-Codebasis profitieren. Darüber hinaus unterstützt der AMD Energy-Treiber nun auch Zen 3. Zuvor waren lediglich Zen 1 und Zen 2 berücksichtigt worden.

Der neue Kernel unterstützt die Intel Platform Monitoring Technology (PMT). RISC-V verfügt nun über Unterstützung für den Continguous Memory Allocator (CMA) und Interrupt Time Accounting und sichert /dev/mem ab. Abschied nimmt der Kernel hingegen von Microblaze-Systemen ohne Memory Management Unit – die Entwickler nehmen an, dass solche Systeme kaum mehr im Einsatz sind.

Dell steuert Patches zum neuen Kernel bei, die das Konfigurieren von BIOS-Einstellungen direkt aus Linux heraus ermöglichen. Über den Systems Management Driver over WMI für Dell-Systeme lassen sich BIOS-Attribute über eine neu geschaffene sysfs-Schnittstelle konfigurieren. Unterstützt werden laut Dell WMI-basierte Systemen ab Baujahr 2018. Das neue sysfs-Interface mag auch andere Hersteller bewegen, auf diesen Zug aufzupringen und ebenfalls das BIOS-Setup (teilweise) für Linux zu öffnen.

Linux 5.11 baut die Unterstützung für USB4 und Thunderbolt aus. Intel Maple Ridge als erster diskreter Thunderbolt-4-Controller wird nun unterstützt. Außerdem spendiert Linux für die kommende Intel-Core-Plattform Alder Lake den passenden Sound-Treiber.

Neues gibt es auch an der WiFi-Front: Intel bringt Treiber fürs 6-GHz-Band beziehungsweise Ultra High Band (UHB) ein. Intel zieht damit für seine AX210-Module im Bereich WiFi 6E nach. Qualcomm hatte bereits in Linux 5.9 seinen Ath11k-Treiber für 6 GHz fit gemacht. Vom Haupt- in den Staging-Zweig wurde hingegen WiMAX (Worldwide Interoperability for Microwave Access) verschoben. Etwaige Benutzer, von denen es nach momentaner Einschätzung der Entwickler außerhalb der Bodenkommunikation auf Flughäfen (AeroMACS) nicht viele gibt, sollen mit dieser demonstrativen Geste dazu gebracht werden, ihr Interesse zu bekunden und dadurch zu verhindern, dass WiMAX gänzlich dem Rotstift zum Opfer fällt.