Linux-Desktop: Gnome 45 trotz Serverausfall veröffentlicht

Seite 3: Schnellere Suche

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Bei fast jedem Release verkündet das Gnome Projekt, an der Performance der Shell oder einer Komponente gefeilt zu haben. Diesmal haben sie die Suche aufgemotzt. Tatsächlich liefert die globale Suche in der Aktivitäten-Ansicht subjektiv schnellere Ergebnisse, obwohl der Testrechner deutlich schwächer ausgestattet ist. Auch die Suche im Dateimanager Nautilus wurde verbessert und profitiert von den schnelleren Ergebnissen. Die Suche in einem Verzeichnis mit mehreren GByte an Dateien führte Nautilus nicht nur schneller durch, sondern förderte auch mehr Treffer zutage. Zudem blendet es eine Schaltfläche ein, um mit einem Klick die Suche außerhalb des aktuellen Verzeichnisses fortzuführen.

Nach Möglichkeit soll Gnome Videos hardwaregestützt wiedergeben, um diese nicht nur schneller, sondern auch ressourcensparender abzuspielen. Am Wayland-Compositor Mutter, der vereinfacht für die Anzeige von Gnome verantwortlich ist, gab es diverse Verbesserungen, die für Benutzer nicht immer direkt sichtbar sind. So unterstützt Mutter das YUV-Farbmodell. Wenn Anwendungen dieses nutzen, kann der Compositor die Verarbeitung hardwaregestützt beschleunigen. Außerdem haben die Entwickler Mutter einen eigenen Thread für Kernel Mode-Setting (KMS) spendiert, wodurch auch bei hoher Auslastung der Cursor sich flüssig bewegen soll.

Damit bisherige Erweiterungen auch mit Gnome 45 funktionieren, müssen diese angepasst werden. Hintergrund ist der Wechsel des verwendeten Importsystems, also der Art, wie Erweiterungen Funktionen aus der Shell und den Gnome-Bibliotheken importieren. Gnome steigt vom eigenen Importsystem auf die Syntax von Standard-JavaScript-Modulen um. Viele Erweiterungen sind bereits angepasst worden und größtenteils handelt es sich um Fleißarbeit, wie die Portierungsanleitung zeigt. Da durch das neue System importierte Variablen nur lesbar sind, müssen für nötige Schreibzugriffe Funktionen nachgerüstet werden, etwa im Code der Gnome-Shell. Entwickler von Erweiterungen sollen Bedarf per Bugreport melden und erhalten Unterstützung im öffentlichen Matrix-Chatraum.

Entwickler dürfte zudem der grundlegend neu geschriebene Profiler Sysprof freuen, der hilft, das Laufzeitverhalten von Apps zu untersuchen. Wer selber Gnome- oder Gtk4-Anwendungen schreiben will, kann zum Experimentieren Workbench verwenden, was über 50 neue Programmcode-Beispiele enthält und jetzt neben JavaScript und Vala auch Rust unterstützt.

Gnome 45 macht keine revolutionären Sprünge, führt aber die kontinuierliche Verbesserung fort. Von den Arbeiten an Gnome Shell Mobile profitieren auch Desktop-Nutzer in Form neuer schicker Apps wie Loupe und Snapshot und adaptiver Fensterlayouts.

Gnome 45 wird unter anderem mit Fedora 39 und Ubuntu 23.10 ausgeliefert. Nutzer von Arch Linux müssen sich bis zum Korrektur-Update 45.1 gedulden. Alle genannten Versionen erscheinen voraussichtlich Mitte/Ende Oktober. Ungeduldige können Gnome OS in einer Virtuellen Maschine oder auf einem Testcomputer ausprobieren, wobei der Installer den gesamten Datenträger überschreibt.

(ktn)