Linux-Distribution Ubuntu 22.10: Aktueller Kernel, Desktop und Pipewire an Bord
Pünktlich wie die Eisenbahn hat Canonical Ubuntu 22.10 veröffentlicht. Versionspflege und ein neuer Audio-Unterbau kennzeichnen das neue Release.
Canonical hat turnusgemäß die nächste Version von Ubuntu Linux veröffentlicht, 22.10, mit Codenamen Kinetic Kudu. Neben viel Versionspflege, einer aktuellen Gnome-Version und einem erneuerten Audio-Unterbau für das System dürfen Unity-Fans sich über ein Comeback ihres Desktops als Ubuntu-Flavor freuen.
Kaum ein Hersteller hält sich so sklavisch an die eigenen veröffentlichten Release-Pläne wie Canonical: Wie ein Schweizer Uhrwerk liefert man seit Jahren genau zu den Daten, zu denen man eine neue Ubuntu-Version zuvor in Aussicht gestellt hatte. So auch diesmal. Ubuntu 22.10 ist am 20.10. wie angekündigt erschienen und hat manche interessante Überraschung im Gepäck.
Runderneuert
Besonders frisch ist diesmal etwa der mitgelieferte Linux-Kernel. Der kommt in Version 5.19 daher und hinkt dem aktuellen Linux-Kernel mithin nur um wenige Wochen hinterher. Die symbolträchtige Version 6.0 hätte sich in den Release-Notes zwar zweifelsohne auch gut gemacht, doch überschnitten sich die Canonical-Pläne mit jenen von Linus Torvalds, sodass es der neuere Kernel es nicht mehr in Ubuntu 22.10 schaffte.
Immerhin präsentiert Ubuntu 22.10 sich mit Linux 5.19 aber deutlich aktueller als noch Ubuntu 22.04. Jenes dürfte, wie bei Canonical üblich, jedoch zeitnah ebenfalls in den Genuss des neuen Kernels in Form des "Hardware Enablement Stacks" kommen, wenn auch nur mit kurzem Support im Vergleich mit dem genuinen LTS-Kernel.
Gnome 43 bringt viele Updates
Ubuntus Standard-Desktop Gnome kommt in der Version 22.10 ebenfalls frisch poliert daher und stellt in der Version 43 eine erhebliche Verbesserung zur Vorgängerversion dar. Dass Ubuntu für die Version 22.04 formell zwar ein GNOME 42 verteilte, darin jedoch einige Gnome-41-Anwendungen steckten, kreideten dem Anbieter seinerzeit viele Nutzer an.
Die Herausforderungen im Hinblick auf die UI-Bibliothek "libadwaita", die Canonical damals noch das Leben schwermachten, hat der Hersteller pragmatisch gelöst und legt eine modifizierte Variante der Bibliothek bei. Weiterhin bekommt Ubuntu 22.10 sämtliche Features von Gnome 43 mit, darunter einen neuen Einstellungsdialog für Ubuntu-spezifische Einstellungen sowie einen Dialog für Schnelleinstellungen im System-Tray.
Neue Audio-Architektur
Besonders interessant ist Ubuntu 22.10 für Audio-Enthusiasten, denn der Distribution liegt erstmals PipeWire als Standard-Framework für sämtliche Audio-Angelegenheiten bei. Es ersetzt PulseAudio, das laut einhelliger Meinung von Entwicklern wie Anwendern seine besten Tage längst hinter sich hat. PipeWire soll einfacher zu konfigurieren sein und besser funktionieren, vor allem verwöhnt es Nutzer jedoch mit deutlich geringeren Latenzen als die bisherige Lösung. Profitieren sollen davon auch und vor allem Enthusiasten, die Ubuntu mit professioneller Audio-Hardware kombinieren und Musikstücke sowie Audio-Aufnahmen erstellen.
Ansonsten bietet Ubuntu 22.10 viel Modellpflege: NetworkManager 1.40 für die Verwaltung von Netzwerkgeräten sowie BlueZ 5.65 für die Kooperation mit Bluetooth-Hardware liegen der Distribution genauso bei wie LibreOffice 7.4 oder Firefox 104. Wie üblich kommen die Anwendungen jedoch in Form des nur mittelbeliebten Snap-Formates daher, das einige Ubuntu-Anwender bereits unwiederbringlich vertrieben haben dürfte. Wer Ubuntu bisher treu geblieben ist, bekommt immerhin eine neue Version der Schriftart "Noto Emoji", die Unicode 15 komplett implementiert.
Comeback des Unity-Flavors
Als "blast from the past" entpuppt sich ein Wiedergänger in Form eines Ubuntu-Flavors: Erstmals seit Jahren kommt Ubuntu 22.10 wieder mit einem Flavor des Canonical-Desktops Unity daher. Der war mal eine ganze Weile Ubuntu-Standard, bevor er doch wieder Gnome weichen musste.
Bis heute hat Unity jedoch eine aktive Fangemeinde, die nicht zuletzt verantwortlich dafĂĽr sein dĂĽrfte, dass Canonical den Flavor nun wieder ins Programm nahm. Wie ĂĽblich bietet Unity einige Ă„hnlichkeiten mit Gnome 43, weicht an manchen Stellen jedoch entscheidend von diesem ab, etwa beim Dateimanager. Denn im Gegensatz zu Gnome 43 mit Nautilus kommt Unity mit Nemo daher.
Ubuntu 22.10 installieren
Bestehende Benutzer erhalten das Update auf Ubuntu 22.10 wie ĂĽblich ĂĽber die Softwareverwaltung ihres Systems. Auf der Ubuntu-Download-Seite stehen zudem ISO-Abbilder zur VerfĂĽgung, die die verschiedenen Ubuntu-Flavors ebenfalls umfassen wie spezielle Versionen fĂĽr den Einsatz im "Internet of Things".
(dmk)