Literatur-Nobelpreis geht an Harold Pinter

Die zuständige Schwedische Akademie vergibt den Preis an den "hervorragendsten Vertreter des englischen Dramas in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts".

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Der Literatur-Nobelpreis 2005 geht an den britischen Schriftsteller Harold Pinter, teilt die für den Preis zuständige schwedische Akademie heute mit. Er habe in seinen Dramen "den Abgrund unter dem alltäglichen Geschwätz" freigelegt und breche "in den geschlossenen Raum der Unterdrückung" ein, heißt es zur Begründung.

"Harold Pinter wird ganz allgemein als hervorragendster Vertreter des englischen Dramas in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts eingestuft", teilt die Akademie weiter mit. Seine Stellung als moderner Klassiker werde dadurch veranschaulicht, dass man aus seinem Namen ein Adjektiv gebildet hat, das eine gewisse Stimmung und ein gewisses Milieu in Theaterstücken beschreibt, nämlich "pinteresk".

Harold Pinter wurde am 10. Oktober 1930 als Sohn eines jüdischen Damenschneiders in Hackney, London geboren. Bei seiner Entwicklung zum Dramatiker waren "antisemitische Stimmungen" von Bedeutung, heißt es in der Mitteilung der Akademie. Seit 1973 habe sich Pinter neben seiner Schriftstellerei als Vorkämpfer für die Menschenrechte ausgezeichnet. Der Schriftsteller hat den US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush wegen dessen Irak-Poltik scharf kritisiert.

Zu Pinters Werken zählen Titel wie Landscape (1967), Silence (1968), No Man's Land (1974), One for the Road (1984), Mountain Language (1988), The New World Order (1991) und Ashes to Ashes (1996). Er schrieb unter anderem die Filmdrehbücher zu The Servant (1963), The Accident (1967), The Go-Between (1971) und The French Lieutenant's Woman (1981; nach dem Roman von John Fowles), war als Regisseur und Schauspieler tätig und hat auch für Radio und Fernsehen geschrieben. Einige seiner frühen Werke werden zum Absurden Theater gezählt und in eine Reihe mit Werken von Samuel Beckett gestellt oder sollten, wie die Akademie betont, zutreffender als "comedy of menace" (Komödie der Drohung) bezeichnet werden.

Der Nobelpreis für Ökonomie der Bank von Schweden geht zur Hälfte an die Spieltheoretiker Robert J. Aumann und Thomas C. Schelling, wie am Montag bekannt wurde. Vergangene Woche wurden bereits die Preisträger für Physik, Chemie, Medizin bekannt gegeben und der Friedensnobelpreis vergeben. (anw)