Literaturnobelpreis 2024 geht an Südkoreanerin Han Kang

Mit "Die Vegetarierin" hatte Han Kang ihren internationalen Durchbruch. Nun bekommt sie den Literaturnobelpreis.

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Han Kang in einer Grafik

(Bild: Niklas Elmehed / Nobel Prize Outreach)

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Die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang bekommt den diesjährigen Literaturnobelpreis. Das hat die Schwedische Akademie soeben bekannt gegeben. Sie bekomme ihn für ihre intensive poetische Prosa, die historische Traumata thematisiere und in jedem ihrer Werke die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens aufdecke. Han Kang ist damit die 18. Frau, die den Preis bekommt.

"Sie hat ein einzigartiges Bewusstsein für die Verbindungen zwischen Körper und Seele, den Lebenden und den Toten und ist in ihrem poetischen und experimentellen Stil zu einer Innovatorin in zeitgenössischer Prosa geworden", schreibt die Akademie.

In Deutschland bekannt wurde Han Kang unter anderem durch den Roman "Die Vegetarierin" aus dem Jahr 2007, der hierzulande 2016 auf deutsch erschien. Ein "Buch über eine Frau, die laut ihrem Ehemann an Durchschnittlichkeit kaum zu übertreffen ist – bis sie eines Tages beschließt, kein Fleisch mehr zu essen", wie es ihr deutscher Verlag formuliert. Ihre einzige Erklärung gegenüber ihrem Mann dafür, sämtliche tierische Produkte aus dem Haushalt zu entfernen, lautet: "Ich hatte einen Traum." Für "die Vegetarierin" erhielt Han Kang 2016 den Man Booker International Prize. Seitdem sind ihre Bücher auch international erfolgreich.

Rund 200 Namen standen nach Auskunft der Akademie diesmal auf der erweiterten Kandidatenliste – wer darunter ist, das wird traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.

Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1901 sind 121 Literaturnobelpreise vergeben worden, darunter an weltbekannte Literaten wie Ernest Hemingway, Selma Lagerlöf und Jean-Paul Sartre, auch an Persönlichkeiten wie der frühere britische Premier Winston Churchill und den US-Musiker Bob Dylan, die zunächst nicht unbedingt mit der Weltliteratur in Verbindung gebracht werden. Die bislang letzten deutschen Preisträger waren Herta Müller vor 15 und Günter Grass vor 25 Jahren, der bislang letzte deutschsprachige der Österreicher Peter Handke vor fünf Jahren.

In den vergangenen beiden Jahren war der Literaturnobelpreis an den Norweger Jon Fosse und die Französin Annie Ernaux gegangen. Beide hatten damals vorab jeweils zum engeren Favoritenkreis gezählt. Diesmal wurden neben einer Reihe weiterer aussichtsreicher Kandidaten – unter anderem der Chinesin Can Xue, dem aus Indien stammenden britisch-amerikanischen Schriftsteller Salman Rushdie und dem Australier Gerald Murnane große Chancen eingeräumt.

Zuvor wurden in dieser Woche bereits die Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie verkündet. Dabei spielten maschinelles Lernen beziehungsweise Künstliche Intelligenz eine erhebliche Rolle. Bisher wurden die Preise an sieben Männer vergeben, eine Frau ist nicht dabei.

Am Freitag ist der Friedensnobelpreis dran, das Ergebnis wird nicht wie bei den anderen Nobelpreisen in Stockholm, sondern in Oslo verkündet. Am kommenden Montag schließt dann die Kategorie Wirtschaftswissenschaften die alljährlichen Nobelpreis-Bekanntgaben ab.

Feierlich überreicht werden die Nobelmedaillen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896). Die Auszeichnungen sind in diesem Jahr erneut mit einem Preisgeld in Höhe von 11 Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) dotiert.

(anw)