Nobelpreis geht an Victor Ambros und Gary Ruvkun für ihre Forschung zur microRNA

Der Nobelpreis für Medizin geht an Victor Ambros und Gary Ruvkun für ihre Arbeit zur microRNA und ihre Rolle in der posttranskriptionalen Genregulation.

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Victor Ambros und Gary Ruvkun auf einer Folie mit Telefonsymbol. Im Hintergrund eine

Victor Ambros und Gary Ruvkun haben den Nobelpreis für die Entdeckung von Mikro-RNA erhalten.

(Bild: The Nobel Assembly at Karolinska Institutet)

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Nach der Auszeichnung von Entwicklern eines Corona-Impfstoffs im Vorjahr geht der Nobelpreis für Medizin in diesem Jahr an Victor Ambros und Gary Ruvkun für ihre Entdeckung der microRNA und ihre Rolle in der posttranskriptionalen Genregulation. Das hat die Nobelversammlung des Stockholmer Karolinska-Instituts bekanntgegeben.

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Die beiden Wissenschaftler haben ein grundlegendes Prinzip entdeckt, das bestimmt, wie die Aktivität von Genen reguliert wird. Sie erforschten seit Ende 1980 die Entwicklung des Fadenwurms C. elegans und dass seine Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Wurm sich verändern lässt und wie sich verschiedene Zelltypen dabei entwickeln. Mehrere Jahre verbrachten sie damit, die Funktionen der Zellen zu erforschen.

Dabei stießen sie auf die microRNA, eine neue Klasse von RNA-Molekülen, die eine entscheidende Rolle in der Genregulation spielen. Ihre revolutionäre Entdeckung offenbarte ein völlig neues Prinzip der Genregulation, das sich als essenziell für vielzellige Organismen, einschließlich des Menschen, herausstellte. Heute weiß man, dass das menschliche Genom für über tausend microRNAs kodiert.

Ambros und Ruvkun entdeckten beim Wurm C. elegans eine neue Dimension der Genregulation, die für alle komplexen Lebensformen von wesentlicher Bedeutung ist.

(Bild: The Nobel Committee for Physiology or Medicine. Ill. Mattias Karlén)

Sie untersuchten dabei Gene, die das Timing der Aktivierung verschiedener genetischer Programme steuern, und studierten zwei mutierte Wurmstämme, lin-4 und lin-14, die Defekte im Timing der Aktivierung genetischer Programme während der Entwicklung zeigten. Nach seiner Postdoc-Forschung analysierte Victor Ambros den lin-4-Mutanten in seinem neu gegründeten Labor an der Harvard University und entdeckte, dass das lin-4-Gen ein ungewöhnlich kurzes RNA-Molekül entwickelt, ohne einen Code für die Proteinproduktion.

Gleichzeitig untersuchte Gary Ruvkun in seinem Labor am Massachusetts General Hospital und der Harvard Medical School die Regulation des lin-14-Gens. Er zeigte, dass es nicht die Produktion von mRNA aus lin-14 ist, die durch lin-4 gehemmt wird. Die Regulation schien später im Prozess der Genexpression zu erfolgen, durch die Abschaltung der Proteinproduktion.

Die Entdeckung der microRNA-Regulation durch Ambros und Ruvkun hat sich als universell unter vielzelligen Organismen erwiesen.1993 veröffentlichten Ambros und Ruvkun dazu jeweils Ergebnisse, die sich als äußerst bedeutsam und in der gesamten Evolution konserviert erwiesen.

Abnormale microRNA-Regulation kann zu Krebs beitragen, und Mutationen in Genen, die für microRNAs kodieren, wurden beim Menschen gefunden und verursachen Krankheiten wie angeborenen Hörverlust, Augen- und Skelettstörungen.

Victor Ambros wurde 1953 in Hanover, New Hampshire, USA geboren. Er erhielt seinen Doktortitel vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, MA, im Jahr 1979. Gary Ruvkun wurde 1952 in Berkeley, Kalifornien, USA geboren. Er erhielt seinen Doktortitel von der Harvard University im Jahr 1982. Beide haben ihre Postdoktorandenforschung am MIT durchgeführt und sind nun Professoren an renommierten Universitäten.

Am Dienstag und Mittwoch werden die Nobelpreisträger in den Kategorien Physik und Chemie auserkoren, ehe am Donnerstag der Literaturnobelpreis folgt. Am Freitag wird dann der Friedensnobelpreis vergeben – er ist der einzige der Nobelpreise, der nicht in der schwedischen Hauptstadt Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo vergeben wird.

In Stockholm folgt zum Abschluss Anfang kommender Woche der Nobelpreis in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften. Er geht als einzige der Auszeichnungen nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833 bis 1896) zurück.

Die Nobelpreise sollen laut Nobels Testament diejenigen ehren, die der Menschheit in den einzelnen Kategorien im vorangegangenen Jahr den größten Nutzen erwiesen haben. Sie können dabei an einen Einzelpreisträger oder bis zu drei Gewählte gleichzeitig gehen. Gerade in den Wissenschaftskategorien kommt es häufig vor, dass mehrere Preisträgerinnen und Preisträger gemeinsam geehrt werden, die zum Beispiel zum selben Themenfeld geforscht haben.

Feierlich überreicht werden alle Nobelpreise traditionell an Nobels Todestag am 10. Dezember. Dotiert sind die Auszeichnungen in diesem Jahr erneut mit elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) pro Kategorie. Teilen sich zwei Preisträger die Ehrung, wird dieses Preisgeld unter ihnen aufgeteilt.

(mack)