Lucent steigt bei Netzwerkprozessoren ein

Lucent übernimmt Agere, einen Spezialisten für Netzwerkprozessoren, und weist im Geschäftsbericht einen Gewinnrückgang aus.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Netzwerkhersteller Lucent, ehemals eine Abteilung von AT&T und Eigentümer der Bell Labs, übernimmt die Firma Agere. Nach eigenen Angaben ist Agere einer der Marktführer bei programmierbaren Netzwerkprozessoren. Die Übernahme durch Lucent soll in Form von Aktien erfolgen: Die Inhaber von Agere erhalten 8 Millionen Lucent-Papiere; das entspricht beim gegenwärtigen Kurs der Lucent-Aktie 415 Millionen US-Dollar.

Netzwerkprozessoren sollen Administratoren in die Lage versetzen, Router, Switches und ähnliche zentrale Geräte im Netz einfach mit neuen Funktionen auszurüsten und durch Umprogrammierung an andere Umgebungen anpassen zu können. Diese Chips werden allgemein als entscheidende Komponenten der nächsten Generation von Netzwerkgeräten angesehen: Firmen wie Intel, IBM oder die Siemens-Tochter Infineon haben schon vor einiger Zeit entsprechende Prozessoren vorgestellt. Sie erhoffen sich ein glänzendes Geschäft mit diesen Chips. Lucent konnte in diesem neuen Markt bislang noch nicht mithalten -- diese Lücke hat der Konzern nunmehr geschlossen.

Dies dürfte die Börsianer freuen: Lucent vermeidet mit der Übernahme von Agere, in einem erwarteten Wachstumsmarkt ins Hintertreffen zu geraten. Lucent war in letzter Zeit ins Gerede gekommen, da das Unternehmen vor allem im Bereich der optischen Netzwerke auf Basis von WDM (Wavelength Division Multiplexing) mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Manager von Lucent warnten die Analysten schon vor zwei Wochen, dass die Verkäufe im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2000 auf Grund dieser Probleme nicht den Erwartungen der Börse entsprechen würden. Die Börsianer erwarteten einen Umsatz von 11 Milliarden US-Dollar für dieses Quartal -- im gestern veröffentlichten Geschäftsbericht wies Lucent nun 9,9 Milliarden US-Dollar aus, eine leichte Steigerung gegenüber den 9,85 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal 1999. Der Gewinn betrug 1,2 Milliarden US-Dollar (36 Cents pro Aktie); die Wall Street hatte eigentlich 37 Cents pro Aktie erwartet. Im ersten Quartal des vorigen Geschäftsjahres lag der Gewinn noch bei 1,5 Milliarden US-Dollar (48 Cents pro Aktie). (jk)