Russlands selbstentworfener Desktop-PC konkurriert mit Raspi 3

Stolz kündigt MIG ihren ersten Desktop-PC mit russischer Technik an. Die vier integrierten ARM-Kerne versprechen jedoch wenig Leistung.

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(Bild: CNews.ru)

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Die russische Mobile Inform Group (MIG) hat ihren ersten Desktop-PC angekündigt, der weitgehend ohne westliche Technik auskommen soll. Akinak heißt das System – als Herzstück dient das System-on-Chip (SoC) Skif der ebenfalls russischen Firma Elvees.

Die Enthüllung erfolgte zusammen mit Medium CNews.ru, das Bilder eines Vorserien-PCs zeigt. MIG spricht von einer hohen Effizienz bei einer maximalen elektrischen Leistungsaufnahme von 24 Watt, allerdings zeugen die Spezifikationen von einer schlechten Leistung: Die Hauptlast stemmen vier ARM-CPU-Kerne vom Typ Cortex-A53, kombiniert mit einer integrierten PowerVR-GE8300-Grafikeinheit und einem digitalen Signalprozessor (DSP).

ARM stellte den Cortex-A53 im Jahr 2012 vor, schon damals war er nur ein kleiner Effizienzkern ohne Fokus auf eine hohe Leistung. Vier entsprechende Kerne steckten auch im Raspberry Pi 3 – im Skif dürfen sie mit 1,8 GHz aber immerhin 400 MHz höher takten.

Standardmäßig will MIG den Akinak-PC mit 8 GByte LPDDR4-Arbeitsspeicher ausstatten. Fragezeichen wirft die Behauptung auf, dass auch Konfigurationen mit bis zu 64 GByte RAM möglich sein sollen – das Speicher-Interface müsste dann unrealistisch breit sein.

Linux-basierte Betriebssysteme wie das russische Alt werden auf 32 GByte eMMC-Flash installiert. Der Massenspeicher soll sich per Micro-SD-Karte oder SATA-2-Datenträger erweitern lassen. Mit schnellen NVMe-SSDs kann der PC nichts anfangen. Intern soll es Schnittstellen für UART, I2C und SPI geben.

Anschlussseitig sieht es mager aus: Ein Display lässt sich immerhin über HDMI 2.0 anschließen, eine Internetverbindung gibt's per Gigabit-Ethernet. Ansonsten muss man sich mit Headset-Anschlüssen und nur zweimal USB 2.0 begnügen. Ein 19-Volt-Netzteil wird extern angeschlossen.

Die Anschlussauswahl ist mager, zudem bleibt der meiste Platz im Gehäuse ungenutzt: Mit Erweiterungskarten, die zwei Slots benötigen, kann der Prozessor nicht umgehen, zudem wird ein Netzteil extern angeschlossen und nicht intern eingebaut. Die Blende wird bei neueren Modellen hoffentlich schöner ausgefräst oder gestanzt.

(Bild: CNews.ru)

Offen lässt der Hersteller, wer die benötigten Chips produziert. Im Sommer 2021 soll Elvees 1000 Skif-Prozessoren von einem Chipauftragsfertiger erhalten haben. Damals, vor den Sanktionen wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine, lieferte TSMC noch Chips nach Russland. MIG will pro Jahr 100.000 Akinak-PCs herstellen, wenn Elvees genügend Prozessoren liefern kann. Das dürfte nur mit chinesischer Hilfe klappen, etwa über den Chipauftragsfertiger SMIC. Das nötige DRAM könnte über Umwege von den Branchenriesen nach Russland gelangen.

Im August 2022 rührte bereits die russische Firma Bitblaze mit einem heimisch produzierten Notebook die Werbetrommel. Das Titan getaufte Modell kann fast ein Jahr später aber weiterhin nur vorbestellt werden.

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