Magnetschwebebahn: Überholt Nürnberg Berlin?
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will eine Magnetschwebebahn in Nürnberg prüfen lassen. Es gibt viele Fragen. Schwebt Bayern jetzt Berlin davon?
Nach Berlin will auch Nürnberg hoch hinaus: Für die 518.000-Einwohner-Stadt in Bayern ist jetzt der Bau einer Magnetschwebebahn im Gespräch. Den Stein ins Rollen bzw. die Bahn ins Schweben gebracht hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). In einer Regierungsansprache erklärte er, dass man eine solche Option für Nürnberg prüfen wolle. Wie in der Bundeshauptstadt soll hierfür wohl das Transport System Bögl (TSB) in Betracht gezogen werden, das im Falle Nürnbergs unweit der Stadt seinen Stammsitz hat.
Die Nürnberger Schwebebahnpläne stehen allerdings noch komplett am Anfang. Aktuell existiert lediglich eine grobe Idee, wo die Strecke verlaufen könnte. Sie soll – mit einer gewissen Entfernung zur Innenstadt und dem Hauptbahnhof – im Süden der Stadt die künftige Technische Universität (UTN), das Messegelände und das Südklinikum verbinden. "Inwieweit auch das Stadionareal einbezogen wird, für das aktuell ebenfalls Entwicklungen geplant sind, wird sich bei der Prüfung zeigen", erklärte Stadtsprecher Michael Ruf auf Anfrage von heise online.
Welche Vorteile eine Magnetschwebebahn hat
In der Prüfung muss sich die Magnetschwebebahn gegen andere Verkehrsmittel und ihrer Kosten-Nutzen-Rechnung durchsetzen. Eigentlich war nämlich eine Verlängerung einer vorhandenen Straßenbahnlinie geplant. "Die möglichen Vorteile wären, dass die Schwebebahn kreuzungsfrei ist und damit Straßen, aber auch anderweitig genutzte Flächen überfährt und so Platz sparen kann", erklärt der Stadtsprecher.
Die Stadt Nürnberg zeigt sich der Idee gegenüber aufgeschlossen. Nürnberg sei offen für Innovationen – schon die erste Eisenbahn Deutschlands sei dort gefahren, betont Ruf. "Wenn der Freistaat die erste Magnetschwebebahn im Personenbetrieb Deutschlands in Bayern auf den Weg bringen will, dann sind wir in Nürnberg dazu bereit und lassen das selbstverständlich prüfen."
Transport-System Bögl (7 Bilder)
(Bild: Transport-System Bögl)
Wer bezahlt die Rechnung?
Allerdings ist die Begeisterung der Kommune daran geknüpft, dass das Land auch einen Kostenanteil übernimmt. Die Stadt werde allenfalls Beiträge leisten, die auch beim Bau einer Straßenbahn angefallen wären, heißt es. Mehr lasse der städtische Haushalt nicht zu.
Im Stadtrat gibt es laut Süddeutscher Zeitung bereits erste kritische Stimmen, die hinterfragen, ob eine umsteigefreie Straßenbahnverbindung nicht grundsätzlich sinnvoller sei als eine Verbindung mit Umstieg. Söder verglich das Vorhaben in seiner Rede im Landtag hingegen mit einer U-Bahn. Die Magnetschwebebahn sei günstiger und überdies geräuschlos und klimaneutral.
Erinnerungen an Transrapid-Pläne
Die bayerische Idee weckt Erinnerungen an Pläne für einen Transrapid zwischen dem Münchener Hauptbahnhof und dem Flughafen. Dieses Vorhaben wurde im Jahr 2007 aus Kostengründen beerdigt. Was die "Teststrecke im regulären Betrieb" in Nürnberg kosten würde, ist noch völlig offen. Die Stadt strebt nun schnelle Gespräche mit dem Freistaat Bayern an. Zu klären sei unter anderem auch, wer welche Aufgaben bei Planung, Bau und Betrieb übernimmt. "Der Zeithorizont ist noch nicht vorhersehbar, aber wir wollen schnell starten, um auch genau diese Frage zu klären. Und ähnlich verhält es sich mit dem Kostenrahmen: es gibt keine Referenzprojekte einer MSB als innerstädtisches Verkehrsmittel in Europa, auf die man Bezug nehmen könnte. Das müssen wir erst noch ermitteln."
In Berlin will man für das dortige Projekt 80 bis 85 Millionen Euro investieren – eine Summe, die nach Expertenmeinung nicht ausreichen dürfte.
(mki)