Mainframes: Exzellente Chancen für Linux-Admins, aber Manager müssen umdenken

Seite 3: Zusammenarbeit mit dem Nachwuchs

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Wenn Unternehmen aus den eigenen Reihen Fachkräfte ausbilden möchte: Mit welchen Argumenten können die Mitarbeiter überzeugt werden, sich Mainframe-Skills anzueignen?

Das erweist sich in der Praxis als nicht besonders schwierig, wenn ein Unternehmen eine Strategie hat, in der Mainframes eine zentrale Rolle spielen. Dem Nachwuchs zu vermitteln, welch spannende Umgebung hier für Herausforderungen sorgt und wie wichtig in diesem Umfeld der Nachwuchs vor allem auch in Verbindung mit der Integration neuer Technologien ist, kann für alle Seiten sehr motivierend sein. Vor allem im Zusammenhang mit innovativen Technologien und DevOps ist junges Blut in den Unternehmen äußerst hilfreich, da sie von der Ausbildung oft viel mitbringen. Wenn dann die Zusammenarbeit mit den erfahrenen Mainframern in den Unternehmen funktioniert, profitieren alle davon.

Schwieriger ist es für Unternehmen, die eine „weg-vom-Mainframe"-Strategie haben. Dann die Nachwuchskräfte zu überzeugen, dass man sie für eine Übergangszeit noch braucht, weil die bisherigen Mitarbeiter in Rente gehen, ist verständlicherweise für den Nachwuchs nicht besonders motivierend. Dann kommt noch hinzu, dass in diesen Unternehmen die neuen Technologien – die vor allem für die Nachwuchskräfte interessant sind – eine untergeordnete Rolle spielen. Schließlich will man den Mainframe ja loswerden.

Welchen Skill-Mix brauchen die Mainframe-Experten der Zukunft: Reichen beispielsweise bei Programmierern COBOL- und/oder PL/1-Kenntnisse oder sind auch modernere Sprachen wie Java oder Python gefragt? Brauchen Mainframe-Programmierer eher Expertise oder sind auch Allrounder gefragt?

Nein, COBOL oder PL/I reicht sicher nicht mehr aus. Das sind zwar sehr gute und häufig unterschätzte Programmiersprachen, stehen jedoch einer plattformunabhängigen Strategie im Wege, da sie eben doch sehr stark mit dem Mainframe verhaftet sind. Sie sind zwar standardisiert, wenn dieser Standard jedoch nur auf Mainframes eingesetzt wird, ist er nicht wirklich hilfreich. Wir bilden derzeit sehr viele Teilnehmer in COBOL und PL/1 aus – allerdings weniger mit dem Ziel, dass diese dann neue Anwendungen entwickeln, sondern dass sie bestehende Anwendungen in modernere Umgebungen migrieren können. Dazu müssen sie die alten Anwendungen verstehen.

Die Sprache der Wahl ist hier dann tatsächlich Java. Dies hat auch den Hintergrund, dass COBOL- und PL/1-Programme auf den Mainframes mit klassischen Prozessoren (CPs), Java-Programme jedoch mit Spezialprozessoren (z Integrated Information Processors, zIIPs) abgearbeitet werden, was deutliche Kostenvorteile bringt.

Python spielt ebenfalls eine wachsende Rolle und wird künftig viele Aktivitäten und Automatismen steuern, die man bisher mit der Skriptsprache REXX auf dem Mainframe programmiert hat. Hinzu kommen noch DevOps-Techniken und Sprachen wie Ansible, YAML, Jenkins – die üblichen Verdächtigen aus dem Open-Source-Umfeld.

Stichwort Systemadministration: Wie viel Detailwissen über den Mainframe sind in Operating und Systembetrieb noch notwendig, vor allem auch dank der weitgehenden RZ-Automation? Könnten notfalls auch Linux-Kenner den Mainframe fahren?

Da tut sich aktuell sehr viel im Mainframe-Umfeld. Es gibt eine Komponente mit dem Namen z/OS Management Facility, die die Systemadministration deutlich vereinfachen soll. zOSMF verfügt vor allem über eine grafische Oberfläche, die Workflows unterstützt, um beispielsweise neue Komponenten zuverlässig zu installieren oder den Workload-Manager zu konfigurieren.

Linux und z/OS wachsen sowieso immer mehr zusammen. Auch Linux-Anwendungen in Form von Containern in einer z/OS-Umgebung – z/OS Container Extensions oder kurz zCX genannt – sorgen aktuell für viel Aufmerksamkeit. Zum Operating: Dank Automation wird beim Operating immer weniger Personal benötigt, das dafür allerdings sehr gut ausgebildet sein muss. Auch hier ist deshalb eine Zusammenarbeit von z/OS-Experten mit Linux-Spezialisten gefordert.