Maker-Faire-Vater entschuldigt sich für Sexismus

Seite 2: Problem-Analyse

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Die Reflektion des Problems fehlte auch in einer ersten Entschuldigung von Dougherty. Wu nahm sie nicht an, da ihr Ruf nachhaltig geschädigt sei und sie Sponsoren verloren habe. Warum die Anschuldigungen Wus Arbeit der letzten Jahre effektiv zerstört hätten, erläutert Andrew "bunnie" Huang in seinem Blog und vermittelt dabei zwischen den Kulturen – der US-Amerikaner lebt in Singapur und hat einen Guide zur Elektronikbranche in Shenzhen geschrieben. In diesem Fall seien vier Faktoren zusammengetroffen: Ein Klischeebild von Makern als Männern, ein Macht-Ungleichgewicht zwischen den Beteiligten, ein Idol-Effekt gegenüber Prominenten und kulturelle Unterschiede.

Das Klischee vom männlichen Ingenieur und Technikfreak sorgt dafür, dass er selbst oft für den Kopf hinter den elektronischen Klebestickern Chibitronics gehalten werde, nicht die Erfinderin Jie Qi, meinte Huang. Gleichzeitig seien Leute überrascht, dass er als bekannter Hacker viele Dinge nicht könne und ihn ein ganzes Team bei seiner Arbeit unterstütze – mit über 40.000 Twitter-Followern treffe dieser Idol-Effekt inzwischen auch Wu, die gerade den Sprung von der Hobbyistin zur YouTube-Makerin wagt.

Die Mehrschichtigkeit des Problems offenbart sich schließlich in den kulturellen Unterschieden. Denn das öffentliche Ansehen ist in China extrem wichtig – es ist schwer zu erarbeiten und einfach zu verlieren. Eine besondere Rolle spielen persönliche Kontakte und Beziehungen. So hatte Huang gegenüber Dougherty bestätigt, dass Naomi Wu eine reale Person ist, äußerst motiviert und mit schneller Auffassungsgabe. Dass Dougherty trotzdem anonymen Beiträge im Internet geglaubt hat, ist für ihn eine Enttäuschung. Dazu kommt ein Vertrauensvorsprung, den westliche Marken und Gesichter in China genießen. Die Aussage eines weißen US-Amerikaners, noch dazu CEO einer Medienfirma, kann sehr viel Schaden anrichten.

In der zweiten, nachgereichten und umfangreicheren Entschuldigung erklärt Dougherty, dass die Kritik angekommen ist. Die Annahme, dass selbst in der Hardware-Hauptstadt der Welt nur ein weißer Mann eine erfolgreiche Makerin möglich mache, habe Naomi, Frauen und das chinesische Volk gleichzeitig beleidigt. In Absprache mit Wu will die Maker Media künftig vier Maßnahmen umsetzen. So wird Wu auf dem Titel der nächsten US-Make zu sehen sein und im Heft vorgestellt werden sowie zu einer Maker Faire in die USA eingeladen. Die Firma wird außerdem ein Diversity Audit erstellen und sich weitergehende Ziele setzen. Schließlich soll weltweit mehr darauf geachtet werden, die lokale Maker-Community zu repräsentieren.

Auf Twitter begrüßten neben Wu viele Frauen die Entschuldigung und hoffen, dass Makerinnen das gesonderte Beweisen ihrer Kompetenz künftig erspart bleibe. (hch)