Managergehälter: Aktionärsvertreter kritisieren mangelnde Transparenz

Warum verdient ein Topmanager Millionen? Das ist nicht immer nachvollziehbar. Aktionärsvertreter machen Druck bei Hauptversammlungen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 66 Kommentare lesen
Euro-Scheine
Lesezeit: 2 Min.

Die Bezüge von Topmanagern deutscher Börsenschwergewichte sorgen für Zündstoff auf Hauptversammlungen. "Bei mehreren Dax-Konzernen steht die Abstimmung über das Vergütungssystem für den Vorstand in diesem Jahr auf der Tagesordnung. Das begleiten wir kritisch und stimmen gegebenenfalls mit Nein", sagte Christiane Hölz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) der Deutschen Presse-Agentur. Ein Dorn im Auge sind der DSW vor allem intransparente und unverständliche Vergütungssysteme.

So wollen Aktionärsvertreter laut Spiegel auf der kommenden Mittwoch stattfindenden SAP-Hauptversammlung gegen die teilweise exorbitanten Vorstandsbezüge protestieren – der SAP-Chef kann durch Erfolgsboni bis zu 41 Millionen Euro verdienen. Unter anderem aufgrund aktienbasierter Vergütungen hatte SAP jüngst einen Gewinnrückgang verzeichnet. Man werde gegen die Entlastung des Aufsichtsrates stimmen, erklärte Hans-Christoph Hirt vom britischen Investor und Aktionärsvertreter Hermes gegenüber dem Spiegel.

Den Unmut der Aktionärsvertreter bekam bereits der Kosmetikkonzern Beiersdorf bei dem Treffen seiner Anteilseigner im April zu spüren: Die DSW lehnte das System als schwer verständlich ab. Der Vergütungsbericht der Schweizer Großbank Credit Suisse war vergangene Woche nur knapp durchgewunken worden.

Auch auf der Hauptversammlung des Reifenherstellers Continental stimmte die DSW mit "Nein". Die Vorstandsbezüge seien erst 2014 erhöht worden und das neue System erscheine noch schwerer zu durchschauen als das bisherige. Kritisch sieht die DSW auch die Vorstandsvergütung beim Medienkonzern ProSiebenSat.1.

Generell seien die Berichte in den letzten Jahren sehr komplex geworden, kritisierte die DSW-Landesgeschäftsführerin in Nordrhein-Westfalen. "Die meisten Berichte sind länger, aber nicht besser geworden. Ein Durchschnittsaktionär kann sie kaum noch verstehen. Man könne nur hoffen, "dass Aufsichtsräte verstehen, welche Verträge sie mit den Vorständen schließen".

Das Votum der Anteilseigner ist gemäß Aktiengesetz nicht bindend – kann aber dennoch Wirkung entfalten. So passte die Deutsche Bank die Vergütung der Vorstände nach Aktionärsschelte im vergangenen Jahr an und stellt sie auf der Hauptversammlung Mitte Mai erneut zur Abstimmung. Die Ausschüttung von Boni soll noch enger an Erfolge bei Geschäftszielen geknüpft werden. Die DSW plant, das geänderte System zu billigen.

"Jedes Unternehmen sollte genaue und nachvollziehbare Ziele für die variablen Bestandteile der Vorstandsbezüge definieren", sagte Hölz. Grundsätzlich hält die DSW langfristige Boni für sinnvoller als einjährige Zahlungen. "Wir wollen weg von dem kurzfristigen Denken", argumentierte die Aktionärsvertreterin. (mit Material von dpa) / (uk)