Marktforscher: Düstere Aussichten am Halbleiter-Markt

Gartner und IDG rechnen im laufenden Jahr mit drastischen Umsatzeinbußen für die Chiphersteller. Mindestens um ein gutes Fünftel soll der Markt schrumpfen, im schlimmsten Fall sogar um ein Drittel. Entspannung ist erst wieder 2010 zu erwarten.

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Marktforscher sagen der Halbleiterindustrie ein schwieriges Jahr mit drastischem Umsatzrückgang voraus. Gartner korrigierte seine ohnehin schon düstere Prognose weiter nach unten und geht nun von einem 24-prozentigen Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr aus. Die Konkurrenz von IDG ist kaum weniger pessimistisch und setzt den Einnahmeschwund der Branche bei 22 Prozent an. Eine Erholung des Marktes ist nach Ansicht der Experten frühestens im Laufe des Jahres 2010 zu erwarten.

Der neuen Voraussage von Gartner zufolge wird der Umsatz der Chip-Branche 2009 um nahezu ein Viertel auf 194,5 Milliarden US-Dollar schmelzen (ohne Solarzellen). Noch im Dezember hatten die Marktforscher einen Umsatzrückgang von 16 Prozent prognostiziert. Seither habe sich das Klima weiter verschlechtert, teilte Gartner am heutigen Mittwoch mit. Allein für das erste Quartal sei mit einem Umsatzeinbruch von 17 Prozent oder mehr zu rechnen; im schlimmsten Fall könnte der Jahresumsatz sogar um 33 Prozent schrumpfen.

Gartner erwartet eine langsame Erholung ab 2010, für das mit einem Wachstum von 7,5 Prozent zu rechnen sei. Die Finanzkrise habe den Halbleitermarkt zurückgesetzt, meint Analyst Bryan Lewis und sieht Parallelen zum Platzen der Dotcom-Blase 2001. "Nach der Rezession 2001, in der die Umsätze mit Halbleitern um den Rekordwert von 32,5 Prozent eingebrochen waren, hat der Absatz rund vier Jahre gebraucht, um auf das Niveau von 2000 zurückzukehren", erklärt Lewis. Zwar werde das Marktvolumen im Jahr 2012 wieder 253 Milliarden US-Dollar erreichen, damit aber noch hinter dem Gesamtumsatz des vergangenen Jahres (256 Milliarden US-Dollar) zurückbleiben.

Ihre Schwierigkeiten haben die Marktforscher mit dem Speichersegment, das von Unwägbarkeiten geprägt ist: Während einige DRAM- und Flash-Produzenten Bestände abbauen, dürften andere in ernstere Schwierigkeiten kommen und Bankrott gehen. Das könne zu signifikanten Preissteigerungen in der zweiten Jahreshälfte führen. Auch IDG rechnet mit einer Stabilisierung des Speichermarkts ab Juli und erwartet Umsatzsteigerungen ab dem kommenden Jahr.

Das gilt auch für den Gesamtmarkt. Bei niedriger Nachfrage und wachsenden Beständen rechnet IDG mit einer positiven Umsatzentwicklung ab dem zweiten Quartal 2010. Erst nach 2011 werde das Geschäft wieder das Niveau von 2007 und 2008 erreichen, schätzt IDG-Analystin Brianne Lovett. Bei der Markterholung sieht IDG erfahrene Player mit solider Finanzierung "am Steuer". (vbr)