Mars: Wasser aus einstigem Riesenozean gar nicht ins All entwichen

Der Mars war nicht immer rot, vor Milliarden Jahren bedeckte ein riesiger Ozean den Planeten. Nun meinen Forscher, dass Wasser sei gar nicht verschwunden.

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Das einst in großen Mengen auf dem Mars vorhandene Wasser hat der inzwischen Rote Planet offenbar überhaupt nicht an den Weltraum verloren – stattdessen ist es größtenteils im Gestein gebunden. Das ist das Ergebnis einer Analyse von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen vom California Institute of Technology.

Dabei stützen sie sich auf Daten, die verschiedene Rover und Orbiter über den Mars gesammelt haben und die erst in ihrer Gesamtheit den bisherigen Theorien widersprechen würden. Denn gegenwärtig geht man eigentlich davon aus, dass das Wasser des Mars ins All entwichen ist, schreiben die Forscher. Ihre Studie ist im US-Wissenschaftsmagazin Science erschienen.

Schon länger ist bekannt, dass es auf dem Mars einst Wasser in rauen Mengen gegeben hat. Davon zeugen unter anderem die Spuren zweier riesiger Tsunamis und nicht zuletzt jenes ehemalige Flussbett im Jezero-Krater, das der NASA-Rover Perseverance untersuchen soll. Vor etwa vier Milliarden Jahren gab es auf dem Mars genug Wasser für einen planetenumspannenden Ozean, der zwischen 100 und 1500 Meter tief gewesen ist, bestätigt die neue Forschungsarbeit eine Analyse aus dem Jahr 2015. Wohin das ganze Wasser verschwunden ist, wird seit Jahren untersucht und immer kommen Forscher darauf zurück, dass der stetige Verlust ans All als Erklärung nicht ausreicht.

Wie die Forscher um Eva Scheller nun erläutern, haben sie aus den gesammelten Daten errechnet, wie viel Wasser auf dem Mars zu verschiedenen Zeiten vorhanden gewesen sein muss. Dabei kam ihnen auch wieder das Verhältnis zwischen Wasserstoff und dem Wasserstoff-Isotop Deuterium in der gegenwärtigen Atmosphäre zu Hilfe. Denn weil beide unterschiedlicher Masse sind, entweichen sie nicht zu gleichen Teilen aus der Marsatmosphäre. Das gemessene Verhältnis könne nicht allein durch diesen Verlust erklärt werden, bestätigen sie. Stattdessen müssten zwischen 30 und 99 Prozent des Wassers in dem Gestein selbst eingeschlossen worden sein. Weil es anders als auf der Erde keine Plattentektonik und die damit verbundenen Prozesse gebe, sei es nie wieder freigesetzt worden.

Diese Theorie passt zu zwei anderen Studien, die ebenfalls jetzt veröffentlicht wurden und auf Daten der ESA-Sonde Mars Express beruhen. So hat ein Team um Jean-Yves Chaufray vom französischen Forschungslabor LATMOS ermittelt, dass der gegenwärtige Wasserverlust der Marsatmosphäre über mehrere Jahre um den Faktor 100 variiert. Der Prozess wird demnach von der Entfernung zur Sonne beeinflusst und den Jahreszeiten. Insgesamt verliere der Rote Planet dadurch über einen Zeitraum von einer Milliarde Jahre aber lediglich so viel Wasser wie in einem planetenumspannenden Ozean von zwei Metern Tiefe enthalten wären. Das reiche nicht, um den gesamten Verlust zu erklären, bestätigen sie.

(mho)