Massenentlassungen bei Polaroid

Der Sofortbild-Spezialist Polaroid muss mit drastischen Sparmaßnahmen hohe Schuldenberge abtragen.

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Von
  • Klaus Peeck

Die Polaroid Corp. steht vor einer neuen Entlassungswelle. Weitere 2000 Arbeitsplätze sollen dem Rotstift zum Opfer fallen. Dies berichtet heute das Wall Street Journal. Bereits im Februar hatte das Unternehmen 950 Stellen abgebaut. Durch die neuen Kürzungen schrumpft die Belegschaft des in die Krise geratenen Sofortbild-Unternehmens nun auf 5500 – das sind 35 Prozent weniger als zu Jahresbeginn.

Hintergrund der neuerlichen Entlassungswelle sind die nochmals verschlechterten Umsätze sowie eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit des Unternehmens durch die Rating-Agenturen Moody's Investors Service und Standard & Poor's Ratings Corp. Letztere hatten festgestellt, dass "die Härte der Maßnahmen die erheblichen Herausforderungen markiert, mit denen sich Polaroid konfrontiert sieht." Mitte Juli 2001 laufen kurzfristige Kreditverträge im Umfang von 525 Millionen US-Dollar aus, wegen derer das Unternehmen "in wöchentlichen Diskussionen mit [seinen] Banken" stehe. Mit Stand vom 1. April 2001 weist das Unternehmen zudem rund 424 Millionen US-Dollar an langfristigen Verbindlichkeiten aus.

Wenn es Polaroid nicht gelinge, seine Performance zu stabilisieren, dürfte es schwierig werden, die für das laufende Jahr geplante Schuldentilgung in Höhe von 100 Millionen US-Dollar zu realisieren. "Wir sprechen über hochspekulative Kredite, die mit negativen Aussichten behaftet sind", betonte der Moody-Analyst John Moore am Mittwoch gegenüber dem Wall Street Journal. Zwar gehe er davon aus, dass die Banken die Kredite der Polaroid Corp. um einige Monate verlängern werden, am Ende des Jahres stehe die Chance zur Refinanzierung allerdings 50:50. Bei einem für 2001 geschätzten Umsatz in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar und einer Gesamt-Schuldenlast von rund einer Milliarde US-Dollar sei Polaroid zudem "ein hochgradig fremdfinanziertes Unternehmen", fügte Moore hinzu.

Polaroid, dessen Haupt-Standbein die Sofortbild-Fotografie darstellt, ist durch den Boom bei den konkurrierenden digitalen Fotokameras in die Krise geraten. Für diesen Sektor will das Unternehmen nun neue digitale Druckdienstleistungen anbieten und damit den wirtschaftlichen Turnaround einleiten. Die Promotion für die konventionelle Fotografie soll drastisch eingeschränkt und nur das derzeit einzige noch umsatzträchtige Sofortbildprodukt des Unternehmens – die an Jugendliche gerichtete I-Zone-Fun-Kamera – weiterhin offensiv beworben werden. Auch den langjährigen Vertrag mit der Musikgruppe Back Street Boys, die die Rückseite von "I-Zone"-Kameras ziert, will man fortführen.

Nach der Ankündigung der Massenentlassungen stieg der Kurs der Polaroid-Aktie an der New York Stock Exchange gestern sprunghaft um 5,7 Prozent auf 3,73 US-Dollar, um im heutigen frühen New Yorker Handel wieder rund sechs Prozent zu verlieren, auf derzeit 3,51 Dollar. (klp)