Maßnahmen gegen Gewerkschaftsmitglieder: Mitarbeiter gehen gegen Apple vor

In einem gewerkschaftlich organisierten Apple-Laden in den USA werden den Mitarbeitern Benefits vorenthalten. Die wehren sich nun.

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Der Apple Store Towson, der gewerkschaftlich organisiert ist.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Der Konflikt zwischen Apple und einer gewerkschaftlich organisierten Ladenbesatzung im US-Bundesstaat Maryland droht zu eskalieren. Den Mitarbeitern des Apple Store Towson, dem ersten Apple-Laden mit einer Arbeitnehmervertretung im Land überhaupt, waren Benefits vorenthalten worden, die Angestellte ohne Gewerkschaftsmitgliedschaft in anderen Stores bekommen hatten. Dagegen soll nun eine Beschwerde beim National Labor Relations Board (NLRB) helfen, das in den USA die Einhaltung des Arbeitsrechtes überwacht.

Während Mitarbeiter, die nicht Gewerkschaftsmitglieder sind, unter anderem in bestimmten US-Bundesstaaten verbesserte Gesundheitsangebote erhalten und Bildungsmaßnahmen von Apple vorab bezahlt bekommen, erhalten die Towson-Angestellten diese nicht. Die Gewerkschaftler glauben, dass es sich um eine Vergeltungsmaßnahme handelt. Tatsächlich hatten auch andere große US-Konzerne wie etwa Starbucks so auf Gewerkschaften reagiert. Die Unternehmen argumentieren stets, das neue Vergünstigungen mit den organisierten Mitarbeitern neu ausverhandelt werden müssten. Offenbar argumentiert auch Apple so.

Die zuständige Gewerkschaft des Towson-Ladens, die International Association of Machinists and Aerospace Workers (IAM), geht nun beim NLRB gegen Apple vor, berichtet die Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Das US-Bundesarbeitsrecht verbiete es Unternehmen im Allgemeinen, die Arbeitsbedingungen ohne Verhandlungen zwischen Betrieb und Gewerkschaft zu ändern, doch das NLRB könne es als ungesetzliche Diskriminierung betrachten, wenn Gewerkschaftsmitglieder von Leistungsänderungen ausgeschlossen werden, die anderen Beschäftigten gewährt werden. Genau so scheint die IAM nun zu argumentieren.

Apple reagierte auf die Bitte um ein Statement durch Bloomberg zunächst nicht. Apple selbst pflegt gerne sein progressives Image, gibt viel Geld im Umwelt- und Social-Justice-Bereich aus. Dennoch hatte sich der Konzern massiv gegen die gewerkschaftliche Organisation seiner Mitarbeiter engagiert, unter anderem gab es "Informationsveranstaltungen" mit dem Management dazu, zudem wurden die Arbeitsbedingungen verbessert und Löhne erhöht – offenbar um zu belegen, dass es die Gewerkschaft gar nicht braucht. Zuletzt hatte sogar US-Präsident Biden die gewerkschaftliche Organisierung der Apple-Mitarbeiter gelobt, was den Konzern jedoch kalt ließ.

Aktuell laufen diverse Versuche, Gewerkschaften auch in anderen Apple-Läden der USA zu etablieren. Schon im Oktober hatte das NLRB Apple gerügt ("Complaint"), weil der Konzern angeblich Mitarbeiter diskriminiert hatte, die sich organisieren wollten, schreibt Bloomberg. Die von Apple im Oktober ankündigten neuen Vergünstigungen für Einzelhandelsmitarbeiter betrafen neue medizinische Leistungen, die Vorauszahlung eines Teils der Studiengebühren für externe Weiterbildungen sowie den kostenlosen Zugang zu einem Premium-Abonnement von Coursera Inc., einem Online-Bildungsanbieter. All dies bekommen gewerkschaftlich organisierte Mitarbeiter nicht.

(bsc)